Vorlage - VO/2020/09097  

Betreff: Museumsentwicklungsplan 2020 - 2030
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Kathrin Weiher
Federführend:4.041.7 - Lübecker Museen Bearbeiter/-in: Schulenburg, Silke
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege zur Vorberatung
14.09.2020 
16. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege unverändert beschlossen   
Hauptausschuss zur Vorberatung
22.09.2020 
38. Sitzung des Hauptausschusses unverändert beschlossen   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Entscheidung
24.09.2020 
19. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck - Haushaltssitzung unverändert beschlossen   

Beschlussvorschlag
Finanzielle Auswirkungen
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Museumsentwicklungsplan_2020-2030

Beschlussvorschlag

Die Bürgerschaft beschließt den Museumsentwicklungsplan 2020 – 2030 als Handlungs- und Entscheidungsgrundlage für den Museumsverbund »die LÜBECKER MUSEEN«.

 


Verfahren

 

Bereiche/Projektgruppen

Ergebnis

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Beteiligung von Kindern und Jugendlichen

 

Ja

gem. § 47 f GO ist erfolgt:

X

Nein- Begründung:

Für die strategische Gesamtplanung ist die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen nicht erforderlich. Diese erfolgt jedoch im Rahmen der konkreten Planung und Umsetzung auf Projektebene.

 

 

 

 

 

 

 

Die Maßnahme ist:

 

neu

 

X

freiwillig

 

 

vorgeschrieben durch: 

 

 

 

 

 

 

Finanzielle Auswirkungen:

 

Ja (Anlage 1)

 

X

Nein

 

Auswirkung auf den Klimaschutz:

X

Nein

 

 

Ja – Begründung:

 

 

 

 

 

 

Begründung der Nichtöffentlichkeit

gem. § 35 GO:

 

 

 

 

 


Begründung

 

Zum Anlass

Der zur Gründung des Museumsverbundes im Jahr 2005 von der Bürgerschaft beschlossene Museumsentwicklungsplan wurde in den Jahren 2010 und 2013 bilanziert und fortgeschrieben. Der Plan war eine wichtige Grundlage für ein zielgerichtetes Handeln des Museumsverbundes in den ersten rund 15 Jahren seines Bestehens.

Aktuell stehen die Museen jedoch aufgrund gesellschaftlicher, technischer und wirtschaftlicher Entwicklungen vor neuen größeren Herausforderungen, die in den Zielformulierungen des Entwicklungsplans von 2005 noch keine Berücksichtigung fanden (konnten). Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein und um ihre Aufgabenwahrnehmung weiterhin aktiv und erfolgreich gestalten zu können, müssen die Museen in einigen Bereichen grundlegende Transformationsprozesse durchlaufen.

Als neue Arbeitsgrundlage für den Museumsverbund, d.h. als Orientierung für ein strategisches Handeln im Zuge dieses Wandlungsprozesses und zugleich als tragfähige Grundlage für die dabei notwendigen kommunalpolitischen Entscheidungen wird nun der »Museumsentwicklungsplan 2020–2030« als grundlegende Neufassung der bisherigen Pläne vorgelegt.

 

Zum Stellenwert

Bei dem Entwicklungsplan handelt es sich um ein richtungsweisendes Strategiepapier, das einen Überblick über die wichtigsten von den Museen in den nächsten zehn Jahren zu bearbeitenden Themen gibt. Als solches stellt es eine Momentaufnahme dar: Die dargestellten Entwicklungen werden als dynamische Prozesse stetigen Anpassungen unterworfen sein, die sich aus gesellschaftlichen Entwicklungen, aus Änderungen von Projektplänen während der konkreten Konzeptions- und Umsetzungsphasen, aus Finanzierungsmöglichkeiten oder auch aus politischen Beschlüssen zu musealen Angelegenheiten ergeben.

Gleichwohl gibt der Plan für alle notwendigen Anpassungen einen klaren Orientierungsrahmen vor, indem er das Leitbild des Museumsverbundes erstmals konkret formuliert und Werte postuliert, an die sich alle Maßnahmen – auch diejenigen, die sich eventuell erst im Laufe der Jahre ergeben – halten sollen.

Da es sich um eine strategische Gesamtplanung handelt, die allgemeine und häuserspezifische Zielsetzungen definiert und die hierfür durchzuführenden Projekte und Maßnahmen zwar kurz beschreibt, aber nicht in ihrer Detail-Konzeption darstellt, ergeben sich aus dem vorliegenden Plan keine direkten finanziellen Auswirkungen. Je nach Projektfortschritt liegen den Beschreibungen jedoch bereits konkrete Konzepte zugrunde (z.B. Umbau Buddenbrookhaus, Sanierung Behnhaus Drägerhaus), die den üblichen politischen Mitbestimmungsprozess durchlaufen haben/werden und bei Bedarf gern erläutert oder ggf. auch verschickt werden.

 

Zu den wichtigsten Entwicklungen

Rund 15 Jahre nach seiner Gründung steht der Museumsverbund »die LÜBECKER MUSEEN« vor einem umfassenden Transformationsprozess, der durch dringenden Handlungsbedarf in baulichen Angelegenheiten (Instandhaltung, Verkehrssicherheit, Brandschutz etc.) sowie durch aktuelle Herausforderungen in der musealen Arbeit, insbesondere im Bereich der Vermittlung (z.B. Digitalisierung, Partizipation) und in der Bewahrung und Pflege der Sammlungsbestände (Depotsituationen) bedingt ist.

Besonders umfassende Wandlungsprozesse werden auch bei den Museen durch die Digitalisierung notwendig. Sie wirkt sich auf alle Arbeits- und Aufgabenbereiche aus und erfordert nicht nur ein Umdenken bei den musealen Akteuren, sondern auch Investitionen in infrastrukturelle Modernisierungen (u.a. Einrichtung von WLAN in allen Häusern). Im Bereich der Vermittlungsarbeit werden zukünftig sowohl in den (Sonder-)Ausstellungen als auch bei den Bildungsangeboten digitale Vermittlungsformate an Bedeutung gewinnen. Im Marketing konnten während der Schließung der Museen in der »Corona-Krise« bereits einige digitale Projekte auf den Weg gebracht werden (z.B. Digital Wall auf der Homepage der Museen), die zukünftig ebenso ausgebaut werden sollen wie die digitale Kommunikation und Interaktion mit dem Publikum z.B. über die Sozialen Medien. Für alle digitalen Projekte der Museen gilt dabei, dass sie einen Mehrwert zum Analogen schaffen, d.h. das Analoge ergänzen, aber nicht ersetzen sollen.

Grundlage des digitalen Arbeitens nach »außen« ist die Digitalisierung der musealen Substanz, d.h. die digitale Erschließung und Präsentation der Sammlungsbestände. Hier befinden sich die Museen inmitten eines langfristigen Prozesses, der mit der Digitalisierung der Völkerkundesammlung vor einigen Jahren seinen Anfang genommen hat und mit allen Sammlungen fortgeführt werden soll. Parallel zu der Erfassung werden die Möglichkeiten einer Online-Veröffentlichung der bereits erfassten Daten eruiert und getestet. Der gesamte Prozess wird zukünftig von einer/einem Digitalen Sammlungsmanager:in gesteuert, der alle Aufgaben in einer Digitalen Strategie für die Museen zusammenführt, die ein zielgerichtetes Handeln im Rahmen der Digitalen Strategie der Hansestadt Lübeck ermöglicht.

Die Digitalisierung der Sammlungen erleichtert nicht nur die wissenschaftliche Nutzung zur Planung von Ausstellungen oder den Leihverkehr, sondern auch die Forschung an den Beständen als wesentliche Voraussetzung für die inhaltliche Weiterentwicklung der Sammlungen und für die Ausstellungsarbeit. Hier ist die Provenienzforschung eine der vordringlichsten Aufgaben der Museen, die seit 2016 die Bestände ihrer Sammlungen auf Zusammenhänge mit nationalsozialistischen Unrechtsmaßnahmen systematisch überprüfen. Seit 2019 werden im Rahmen eines weiteren Forschungsprojektes außerdem die Objekte aus kolonialen Kontexten in der Völkerkundesammlung untersucht. Der transparente Umgang mit den Ergebnissen der Forschungen wird durch Präsentationen (Ausstellungen, Vorträge, Tagungen o.Ä.) und eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit sichergestellt.

Eine weitere dringliche Aufgabe im Umgang mit den musealen Sammlungen ist die Optimierung der Lagerbedingungen. Insbesondere für die Kunstsammlungen sind die aktuellen Depotsituationen sowohl im Hinblick auf die räumlichen Kapazitäten als auch unter konservatorischen und sicherheitstechnischen Gesichtspunkten nicht mehr tragbar. Im Zuge anstehender Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten kann hier in den nächsten Jahren in den meisten Häusern Abhilfe geschaffen werden. Für die Kunstsammlungen wird langfristig die Auslagerung in ein größeres, modernes Außenlager angestrebt.

Bei den erforderlichen Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen in den Häusern handelt es sich überwiegend um mehrjährige Projekte, die unter der Federführung des FB 5 umgesetzt werden. Zu den bereits begonnenen bzw. in Planung befindlichen größeren Projekten zählen der Umbau des Buddenbrookhauses (bis 2024), die Sanierung und Modernisierung des Behnhauses (2020-2024), die Generalsanierung des Museumsquartiers St. Annen (ab ca.  2021 bis 2030) sowie die baulichen Maßnahmen und die inhaltliche Neukonzeption im Holstentor (2022/23). Für die Errichtung eines ethnologischen Museums (ca. 2024) sowie für die Entwicklung des Museums für Natur und Umwelt in ein Umweltbildungszentrum (ab 2022) sollen innerhalb der nächsten zwei Jahre konkretere Planungen vorgelegt werden. Mit Ausnahme der beiden letztgenannten Projekte sowie des Buddenbrookhauses dienen die geplanten Baumaßnahmen vorwiegend der Instandhaltung und der Verkehrssicherung. Sie werden von den Museen aber zugleich als Chance genutzt, um auch die museale Nutzung zu optimieren (z.B. Barrierefreiheit, Erneuerung von Klimaanlagen etc.) und um möglichst zeitgleich inhaltliche Erneuerungen umzusetzen, die den Museumsbesuch attraktiver und fortschrittlicher gestalten (Neukonzeption von Dauerausstellungen).

Die konsequente Umsetzung einer solchen zeitgemäßen Vermittlungsarbeit zählt ebenfalls zu den größeren Herausforderungen der Museen in den kommenden Jahren. Sie muss einer in Lebensstil, kulturellen Prägungen, Generationsunterschieden, Religiosität und Nationalität zunehmend pluralistischen Gesellschaft ebenso gerecht werden wie der sich stetig wandelnden Lebenswirklichkeit der Menschen, die heute vor allem von der medialen Vernetzung mit Gleichgesinnten, von selbstbestimmter Teilhabe und gleichberechtigter Mitwirkung geprägt ist. Die Partizipation des Publikums an der Museumsarbeit – ebenso wie die Digitalisierung von Angeboten und deren Differenzierung für diverse Zielgruppen – soll daher bei der Konzeption von Ausstellungen und Bildungsangeboten zunehmend berücksichtigt werden.

 

Zur Umsetzung des Plans

Die im Museumsentwicklungsplan aufgeführten Projekte und Maßnahmen stehen unter dem Vorbehalt der Finanzierung, die durch zusätzliche kommunale Mittel sowie durch unterstützende Drittmittel sichergestellt werden muss. Der konkrete finanzielle und personelle Ressourcenbedarf wird im Zuge der jeweiligen Projektplanung definiert.

 


Anlagen

Museumsentwicklungsplan 2020 – 2030

 

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 1 1 öffentlich Museumsentwicklungsplan_2020-2030 (1073 KB)