Die Hansetage der Neuzeit

Alte Tradition im neuen Glanz

Die niederländische Stadt Zwolle lud im Jahre 1980 anlässlich ihrer 750 Jahr Feier zu einem Hansetag ein. Sie wollte damit an die alte Tradition der Hanse anknüpfen, der Zwolle angehört hatte. Der Anlass: Bei der Vorbereitung des Jubiläums war im Stadtarchiv von Zwolle ein Brief aus dem Jahre 1294 entdeckt worden. Darin hatte Zwolle als erste Stadt des Hansebundes die Stadt Lübeck als "Haupt der Hanse" anerkannt.

Zum Hansetag in Zwolle - dem ersten Hansetag seit 1669 - kamen Vertreter aus 43 ehemaligen Hansestädten. Die Idee, die Hansetage wieder aufleben zu lassen, war geboren.

Vertreter von elf Städten fanden sich in Zwolle zur Bildung einer Hansekommission nach altem Vorbild zusammen. Sie sollte die Wiedereinführung der historischen Hansetage vorbereiten. Den Beschluss zur Veranstaltung der Hansetage der Neuzeit fasste die Kommission auf einer Sitzung am 19. Februar 1981 im Lübecker Rathaus. Dabei wurde festgelegt, dass entsprechend der Tradition auch bei den Hansetagen der Neuzeit der Lübecker Bürgermeister regelmäßig den Vorsitz der Hansesitzungen führen sollte. Zu den Hansetagen der Neuzeit sollen alle ehemaligen Hansestädte eingeladen werden, sowie alle Städte, die im Mittelalter Sitz von Hansekontoren waren.

Die Vertreter der Hansestädte waren sich bei der Wiedereinführung der Hansetage darin einig, dass für die Tagungen neue Inhalte gefunden werden müssten. Die Hansetage sollten nicht nur der Bereicherung von Stadtjubiläen und ähnlichen Ereignissen dienen. Man kam überein, unter dem Generalthema "Die Stadt als Lebensform" die Gegenwartsprobleme der Städte zu diskutieren und Erfahrungen auszutauschen.

Da es sich bei den Mitgliedern des ehemaligen Hansebundes überwiegend um Städte mit alten, historischen Stadtkernen handelt, standen zunächst Themen wie Denkmalschutz, Restaurierung und Sanierung im Vordergrund der Beratungen in den Arbeitsgruppen.

In jüngerer Zeit kamen Fragen des Umweltschutzes, speziell der Reinhaltung der Ostsee, der Bedeutung des europäischen Binnenmarktes für die Städte und die Förderung von Wirtschaftsbeziehungen hinzu. Die schwedische Stadt Kalmar stiftete zu ihrem Hansetag im Jahre 1987 einen Hanse Umweltpreis, der jährlich auf den Hansetagen verliehen wird.

Auf dem Hansetag 1992 in Tallinn vereinbarten die teilnehmenden Städte, den Hansetagen der nächsten Jahre das Ziel der Unterstützung der Hansestädte Osteuropas zu setzen. Für den Hansetag 1993 in Münster wurde erstmals ein Fonds gebildet, aus dem die Teilnahme devisenschwacher Städte Osteuropas an den Hansetagen der Neuzeit unterstützt wird.

Nach dem Zusammentreffen von 44 Städten (einschließlich Gastgeber) in Zwolle waren beim zweiten Hansetag der Neuzeit am 4. September 1982 in Dortmund bereits 56 Städte vertreten. Zum Hansetag am 9. September 1983 in Lübeck kamen 68 Städte aus neun Ländern. Inzwischen nehmen Städte aus ganz Europa regelmäßig an den Hansetagen teil.

Seit dem Hansetag in Zwolle im Jahre 2000 hat die Hanse eine Satzung, zu deren Einhaltung sich alle Mitgliedsstädte per Unterschrift verpflichten haben. Die Satzung regelt die Organisation, die Ziele und Projekte der Hanse. Sie schreibt beispielsweise die Existenz eines Hansebüros am Amtssitz des "Vormannes" und einer eigenen Jugendorganisation fest. Diese wurde bereits 1998 auf dem Hansetag in Visby gegründet und nennt sich Youth Hansa.

Offizielles Symbol der Hansetage der Neuzeit ist eine stilisierte Kogge mit weiß rotem Segel.         
                                      

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