Lübeck in der Reformationszeit

1531 wurde Lübeck protestantisch. Nach langen Auseinandersetzungen setzte sich eine breite Bürgerbewegung gegen den konservativen Rat durch ("Sängerkrieg"). Der Wunsch nach Neuerungen kam aus der Bevölkerung. 1530 war auf Bitten des schließlich von der evangelischen Seite überzeugten Rates Doktor Johannes Bugenhagen (1485-1558) nach Lübeck gekommen, um eine neue Kirchenordnung auszuarbeiten (ursprünglich hatte man Martin Luther selbst eingeladen, aber dieser schickte seinen engen Vertrauten). Bugenhagen gestaltete mit seiner Schul-, Kranken- und Sozialordnung das gesamte Gemeinwesen neu. 1531 wurde die neue Ordnung angenommen und verkündet. Die Klöster in der Stadt wurden aufgelöst (außer dem St. Johannis Kloster, das reichsunmittelbar war) und in Lateinschulen, Armen- oder Krankenhäuser umgewandelt.

Aber die Wirren dieser Zeit brachten auch politische Veränderungen mit sich. So wurde die Zusammensetzung des Rates verändert. Auch Handwerker konnten nun in den Rat gewählt werden, was ihnen zuvor nicht vergönnt gewesen war. Mit Jürgen Wullenwever (ca. 1488-1537) brachte es 1533 ein erst sieben Jahre zuvor aus Hamburg Übergesiedelter sogar zum Bürgermeister. Er versuchte, die einst machtvolle Stellung der Stadt wieder zurück zu erlangen, doch seine abenteuerliche Kriegspolitik („Grafenfehde“) brachte der Stadt eine Niederlage ein. Die Schuldenlast aufgrund des Krieges und die Intervention Kaiser Karl V. (1535), der die Stadt unmissverständlich aufforderte, die alte Ratsordnung wieder herzustellen, zwangen Wullenwever die Stadt zu verlassen. Er wurde vom Bremer Erzbischof gefangengenommen und 1537 in Wolfenbüttel enthauptet.

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