Die gekaufte Braut

Häuser am HafenTravemünde war für Lübeck lange nur ein strategisch wichtiger Vorposten. Adolf der III. von Schauenburg, genannt der Holsteiner, hatte 1187 an der Travemündung einen Turm errichtet um den sich bald eine kleine Siedlung bildete. Dieses Jahr kann man als das eigentliche Gründungsjahr von Travemünde sehen, es ist damit in diesem Jahr 819 Jahre alt. Angeblich wurde die Befestigung nur gebaut, um die nordmannischen Piraten abzuhalten. Immer mehr aber richtete sich diese Festung gegen das erstarkende Lübeck. Die schmale Travemündung verlockte zunehmend Feinde, den Lübeckern den Schiffsweg in ihre Stadt abzuschneiden. Die Schweden, die Mecklenburger, die Dänen und die Holsteiner, sie alle wollten das mächtige Lübeck an dieser "Schwachstelle" treffen.

Die Lübecker, die 1188 das Hoheitsrecht über die Trave und wenig später auch über den Priwall erhalten hatten, mussten sich etwas einfallen lassen. Sie machten den Holsteinern mit 6000 Mark Lübsch ein so verlockendes Angebot, dass diese 1320 den Turm verkauften. Neun Jahre später erwarben die Lübecker dann auch den Rest des Ortes für vergleichsweise geringe 1060 Mark Lübsch.

Doch damit waren nicht alle Probleme beseitigt. 1522 brannte Travemünde durch einen Unglücksfall vollständig ab. Die Lübecker begannen sofort mit dem Wiederaufbau. Größer und fester sollte Travemünde nun werden.

Doch da war dieser Aufbau noch nicht beendet, als Lübeck 1534 in den Krieg gegen die Dänen zog. Bevor die Truppen sich einschifften, brannten sie Travemünde eigenhändig nieder, um es nicht den Holsteinern auszuliefern, die nur auf eine Gelegenheit warteten, den wichtigen Ort zu erobern.

Bereits 1317 wurde Travemünde mit Stadtrechten versehen, erst 1913 wurde es nach Lübeck eingemeindet. Viele Besucher des heutigen Ostseebades sind erstaunt zu hören, dass Travemünde "nur" ein Stadtteil Lübecks ist - wenngleich ein ganz besonderer.

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