Vorlage - VO/2021/09985-01  

Betreff: Antwort auf die Anfrage des AM Ulf Hansen (FDP) zum Festjahr 2021 - JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Monika FrankBezüglich:
VO/2021/09985
Federführend:4.041 - Fachbereichs-Dienste Bearbeiter/-in: Jakubczyk, Nina
Beratungsfolge:
Senat
Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege
13.09.2021 
21. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zurückgestellt   
08.11.2021 
22. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

 

Anfrage des AM Ulf Hansen (FDP) zum Festjahr 2021 - JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND (VO/2021/09985) in der Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege am 10.05.2021.

 


Begründung

 

1. Sind Veranstaltungen der Hansestadt Lübeck im Rahmen des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND als Teil des Aktionsplans Antisemitismus geplant?

Im Zentrum des Festjahres 2021 steht die feierliche Wiedereröffnung der Lübecker Synagoge als Carlebach-Synagoge und die Eröffnung der dortigen neuen Dauerausstellung. Die Hansestadt Lübeck informiert auf ihrer Internetseite www.luebeck.de/synagoge über die Geschichte des Gebäudes, den Sanierungsprozess und über die Inhalte der Dauerausstellung sowie die Öffnungszeiten und Kontaktdaten für die Anmeldung von Schulklassen und sonstigen Gruppen.

Die Hansestadt Lübeck beteiligt sich derzeit an der stadtweiten Plakatierungsaktion mit großformatigen Plakaten als ein Zeichen gegen Antisemitismus, welche auf eine Initiative einer Lübecker Privatperson zurückgeht. Die Plakataktion wird aus dem Lübecker Integrationsfonds mit 5.000 Euro teilgefördert. Der Lübecker Integrationsfonds hatte in diesem Jahr den gesetzten Förderschwerpunkt „Antirassismus“, unter dem einige Projekte gefördert wurden. Der Grund für die Schwerpunktsetzung ist der Beitritt Lübecks zur europäischen Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR).

Die Hansestadt Lübeck richtet Ihren Fokus nicht nur auf das laufende Projektjahr, sondern auf eine langfristige strategische Ausrichtung, in deren Kontext die derzeitige Erarbeitung eines Konzeptes zur Erinnerungskultur steht (s. hierzu Antwort auf Frage 5.). Zu diesem Thema ist eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung im Kooperation mit der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten und dem Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein für den 2. November 2021 im Rathaus sowie eine Veranstaltung in der Geschwister-Prenski-Schule für den selben Tag in Planung.

Ebenfalls in diesem Jahr startet die Hansestadt Lübeck ein mehrjährig angelegtes Programm im Rahmen des Bundesprogrammes „Demokratie leben Vielfalt gestalten. Extremismus vorbeugen“, welches der Bereich Jugendarbeit/Jugendamt als federführendes Amt mit dem Verein Sprungtuch e.V. als Koordinierungs- und Fachstelle eingegangen ist.

 

2. Mit welchen Veranstaltungen bzw. Formaten beteiligt sich die Hansestadt Lübeck an Veranstaltungen zum Festjahr 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND?

Die Hansestadt Lübeck war an dem Festakt anlässlich der Wiedereröffnung der Synagoge am 12. August 2021 beteiligt, der von der Landesregierung und der jüdischen Gemeinde Lübeck ausgerichtet wurde. Im November 2021 startet die von zahlreichen Akteuren und Institutionen der Erinnerungskultur getragene Veranstaltungsreihe „Zeit des Erinnerns“, in deren Zentrum die Demokratie- und Menschenrechtsbildung steht. Die Hansestadt Lübeck finanziert die Koordination der Programmreihe durch den Historiker Christian Rathmer M.A. sowie die Herausgabe eines Programmheftes. Ein Schwerpunkt wird in diesem Jahr der 80. Jahrestag der Deportation Lübecker jüdischer Bürger:innen nach Riga sein.

 

3. Welche Veranstaltungen und Formate werden federführend von der Hansestadt Lübeck im Rahmen des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND ausgerichtet?

Anlässlich des 90. Geburtstags von Armin Mueller-Stahl eröffnete die Kunsthalle St. Annen am 15. Juni 2021 die Ausstellung „Nacht und Tag auf der Erde“ zur Würdigung des vielschichtigen Oeuvres des Multitalentes. Die Präsentation umfasst neben frühen Gemälden, druckgrafischen Zyklen und großformatigen allegorischen Gemälde auch den neuesten Werkzyklus des Künstlers: „dische Freunde und Weggefährten“. Die 2020 entstandenen Porträts sind erstmals in der Öffentlichkeit zu sehen. Anlässlich der Wiedereröffnung der Synagoge besuchte die Staatsministerin und Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters gemeinsam mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, die Kunsthalle St. Annen. Armin Mueller-Stahl führte die Gäste höchstpersönlich durch die Ausstellung und erzählte von seinen Verbindungen zu den von ihm porträtierten jüdischen Persönlichkeiten der Weltgeschichte und Gegenwart.

 

Am 21. August 2021 legte Bürgermeister Jan Lindenau in der Gedenkstätte im Wald Bikernieki in Riga aus Anlass des 80. Jahrestages der Deportation Lübecker jüdischer Bürger:innen nach Riga einen Kranz nieder und gedachte der deportierten und ermordeten Juden. https://www.luebeck.de/de/presse/pressemeldungen/view/136700

 

4. Ist es beabsichtigt, die Carlebach-Sammlung im Rahmen des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND öffentlich zu zeigen?

Die LÜBECKER MUSEEN unterstützen die neue Dauerausstellung in der Carlebach-Synagoge in bedeutender Weise mit Dauerleihgaben von Judaica-Objekten, die aus der Carlebach-Sammlung der Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck stammen. In der Vorsynagoge werden neben restaurierten Tora-Vorhängen, die während der Sanierungsarbeiten im Gebetsraum gefunden wurden, in zwei Tischvitrinen insgesamt zwölf jüdische Zeremonialobjekte gezeigt. Dazu zählen ein Tora-Wickel, Gebetskapseln und ein Trauring sowie eine Sabbat-Lampe, ein Kiddusch-Becher, ein Henkelgefäß und zwei Besamin-Behälter. Einführungs- und Objekttexte informieren über die Judaica-Gegenstände und die besondere Sammlung, die das Museum für Völkerkunde 1931/32 von Julius Carlebach erwarb.

Die neue Dauerausstellung, die von zwei Kuratorinnen mit beratender Unterstützung der LÜBECKER MUSEEN konzipiert und umgesetzt wird, präsentiert anhand von Texttafeln, Medienstationen, Fotografien und originalen Exponaten drei Themenschwerpunkte:

  1. Die Besucher:innen werden über die wechselvolle Geschichte des Hauses und die teilweise Zerstörung des Gebäudes informiert.
  2. Kernaspekte zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Lübeck und zuvor in Moisling, zum Gemeindeleben und zum religiösen Leben rund um die Synagoge werden vermittelt.
  3. Der Namensgeber der Synagoge, Salomon Carlebach, sowie seine Familie wird den Besucher:innen nähergebracht. Auch sein Nachfolger im Rabbineramt David Alexander Winter wird vorgestellt.

In einem eGuide, der sich an den digitalen Anwendungen der LÜBECKER MUSEEN orientiert, sollen Vertiefungsebenen zu ausgewählten Objekten sowie zu einzelnen Biografen von Lübecker Juden und Jüdinnen abrufbar sein. Ein Animationsfilm zur Geschichte der Synagoge zwischen 1938 und 1945 soll auch junge Besucher:innen ansprechen und Teilaspekte der Lübecker jüdischen Geschichte mit modernen Medien vermitteln. Die Dauerausstellung in der Carlebach-Synagoge ist zweimalchentlich ausschließlich für angemeldete Gruppen von maximal 30 Personen zugänglich. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch, von 15 bis 18 Uhr, und Freitag, von 10 bis 16 Uhr, mit Ausnahme von religiösen und gesetzlichen Feiertagen.

Die Ausstellung wurde maßgeblich von der Judaistin Nadine Garling M.A. kuratiert, die während ihrer Zeit als Promotionsstipendiatin am Zentrum r Kulturwissenschaftliche Forschung in Lübeck (ZKFL) u.a. die Carlebach-Sammlung in der Völkerkundesammlung bearbeitet hatte.

 

5. Ist es beabsichtigt, den Erinnerungsort „Gestapozellen“ im Rahmen des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND der Öffentlichkeit zugänglich zu machen?

Die LÜBECKER MUSEEN organisieren den Zugang zu den Gestapozellen nach Bedarf. Die Gestapozellen stehen mit der Geschichte der jüdischen Gemeinde in Lübeck nur indirekt in Verbindung. Derzeit ist das Konzept „Wege von der Verfolgung und Widerstand“ in Arbeit, welches auch die Gestapozellen als Gedächtnisort thematisieren wird. Die Erstellung des Konzeptes wird durch das ZKFL und die dort vertretenden Institutionen organisatorisch und wissenschaftlich begleitet.

 

6. An welchen Veranstaltungen des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND beteiligt sich die Hansestadt als Kooperationspartner? Falls ja, mit welchen Kooperationspartnern arbeitet die Hansestadt Lübeck im Rahmen des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND zusammen?

Die Hansestadt Lübeck beteiligt sich an der für den 2. November 2021 geplanten Vortrags- und Diskussionsveranstaltung als Kooperationspartner der Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten und dem Landesbeauftragten für politische Bildung Schleswig-Holstein. Indirekt beteiligt sich die Stadt als Kooperationspartner, indem sie der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit Lübeck e.V. den Audienzsaal am 6. November 2021 für eine Veranstaltung mit Lesung und Musik im Rahmen des Festjahres zur Verfügung stellt.

 

7. Welche effektive finanzielle Beteiligung (Personal- und Sachkosten) sieht die Hansestadt Lübeck bei Veranstaltungen des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND vor?

Über die in dieser Berichterstattung genannten Beiträge hinaus sieht die Hansestadt Lübeck derzeit keine weitere finanzielle Beteiligung vor.

 

8. Hat die Hansestadt Lübeck sich um Förderungen gekümmert, um Veranstaltungen im Rahmen des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND zu ermöglichen?

Die Hansestadt Lübeck hat keine Drittmittelakquise im Zusammenhang mit dem Festjahr betrieben.

 

9. Wird die Hansestadt Lübeck auf ihrer Homepage auf Veranstaltungen des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND hinweisen?

Derzeit gibt es auf der Homepage der Hansestadt Lübeck keinen Hinweis auf Veranstaltungen bezüglich des Festjahres 2021 DISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND. Dies ist nach Auskunft des Bereiches Presse- und Öffentlichkeitsarbeit jedoch jederzeit möglich, sobald Termine und entsprechende Veranstaltungen benannt werden. Auf die Veranstaltungen wird mittels Pressemitteilungen auf der Homepage hingewiesen.


 


Anlagen

keine
 

Stammbaum:
VO/2021/09985   Anfrage des AM Ulf Hansen (FDP) zum Festjahr 2021 - JÜDISCHES LEBEN IN DEUTSCHLAND   Geschäftsstelle der FDP Fraktion   Anfrage
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