Vorlage - VO/2019/07206  

Betreff: Bericht zum Antrag der Fraktionen: FREIE WÄHLER & GAL und FDP: Austauschantrag zu VO/2018/6750 [FREIE WÄHLER & GAL: Ganzjährige Aufnahme von Kindern in städtischen Kitas ermöglichen VO/2018/06759]
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Kathrin WeiherBezüglich:
VO/2018/06759
Federführend:4.511 - Städtische Kindertageseinrichtungen Bearbeiter/-in: Neumann, Ulrike
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Jugendhilfeausschuss zur Vorberatung
06.06.2019 
8. Sitzung des Jugendhilfeausschusses (Wahlperiode 2018 - 2023) zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Entscheidung
20.06.2019 
9. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n

Beschlussvorschlag

Antrag der Fraktionen:  FREIE WÄHLER & GAL und FDP: Austauschantrag zu VO/2018/6750 [FREIE WÄHLER & GAL: Ganzjährige Aufnahme von Kindern in städtischen Kitas ermöglichen VO/2018/06759]:

„Die Hansestadt Lübeck entwirft bis April 2019 ein Konzept, um in den städtischen Kitas eine ganzjährige Aufnahme von Kindern einzuführen.

Der zusätzliche Personalbedarf und die damit verbundenen Kosten sollen beziffert werden. Die Hansestadt Lübeck kann hierfür erfolgreiche Beispiele aus anderen Städten zum Vergleich heranziehen.“

 

 


Begründung

Die ganzjährige Aufnahme der Kinder in Kindertageseinrichtungen ist grundsätzlich gegeben.

Durch den Übergang der Vorschulkinder in die Grundschule wird regelmäßig ein Großteil der Plätze im Sommer eines Jahres frei. Durchschnittlich wechselt 1/3 der Elementarkinder aller Kitas in die Schule, sodass aktuell rd. 1800 Plätze in allen Kitas neu vergeben werden. Die Wiederbelegung der frei gewordenen Plätze erfolgt unmittelbar. Ein Teil der Plätze wird durch nachrückende Krippenkinder besetzt, die nun im Elementarbereich der Kita betreut werden. Ein anderer Teil wird mit vorangemeldeten Kindern belegt. Es werden zu diesem Zeitpunkt demnach Krippen- und Elementarplätze neu vergeben.

Nach den Neuaufnahmen im Sommer sind die Kitas in der Regel wieder voll belegt. Die durchschnittliche Auslastung über alle Lübecker Kitas liegt bei 98% (Stichtag 31.12.2018). Die Kitas greifen bei freigebliebenen Plätzen auf ihre Voranmeldungen zurück und bieten den nächsten Eltern einen Platz an. Im Kitaportal werden ggf. freie Plätze angezeigt, sodass Familien sich einen Überblick verschaffen können.

Durch Umzüge innerhalb von Lübeck, Wegzüge aus Lübeck oder Wechsel in eine andere Einrichtung werden auch im Laufe des Jahres Kitaplätze frei, die umgehend wieder vergeben werden.

Für eine ganzjährige Aufnahme von Kindern in größerem Umfang und zum Wunschtermin der Eltern wäre ein weit größeres Angebot an Plätzen erforderlich. Das Ziel für den weiteren Ausbau im Rahmen der Kitabedarfsplanung ist festgelegt, weitere Kindertageseinrichtungen sind in Planung oder finden sich bereits im Bau.

Die aktuelle Versorgungssituation ermöglicht kein Freihalten von Plätzen für spätere Aufnahmen. Bei der angestrebten Erhöhung der Plätze wird auch die über das Jahr verfügbare Kapazität an Plätzen sukzessive erhöht, sodass zunehmend Plätze ganzjährig vergeben werden können.

Die Recherche bei anderen Großstädten hat auch keine andere Vorgehensweise gezeigt, da die Platzvergabe immer im Zusammenhang mit dem Schuleintritt und der Versorgungsquote steht. Nur wenn die Versorgungsquote den Bedarf zu über 100% abdeckt, kann eine Aufnahme zum Wunschtermin erfolgen. Wobei auch in dem Fall nicht zwingend eine Aufnahme in der Wunsch-Kita erfolgen kann und das Wunsch- und Wahlrecht der Eltern nur eingeschränkt Berücksichtigung finden kann.

Es gibt Gemeinden, in welchen die Kitas, die zum Sommer frei gewordenen Elementarplätze, bis zu einem bestimmten Stichtag (z.B. 31.01. des Folgejahres wie in Bargteheide) für nachrückende Krippenkinder freihält. Diese Vorgehensweise führt zu einem Einnahmeverlust durch die freien Elementarplätze (zzt. bei städt. Kitas pro Ganztagsplatz und Monat 213€) und verhindert ggf. die Aufnahme von Elementarkindern, die bisher nicht in der Krippe betreut wurden. Bei dem Beispiel aus Bargteheide und der aktuellen Belegung (Geb.-Monate Nov. 2106 – 1/2017) wären 79 Plätze von der Regelung betroffen und die Einnahmeverluste beliefen sich für dieses Beispiel auf 47.220€. Die Einnahmeverluste würden sich jährlich entsprechend der Belegung/Geb.-Monate ändern.

Durch die gestaffelte Aufnahme dauert zudem die Gruppenfindung deutlich länger, was sich unter Umständen nachteilig auf die Qualität auswirkt. Insbesondere eine ganzjährige Eingewöhnung von Krippenkindern wirkt sich negativ auf die bereits eingewöhnten Kinder und die pädagogischen Fachkräfte in der Krippe aus, da diese nie wirklich zur Ruhe kommen können. Kinder benötigen einen geregelten Tagesablauf und eine enge Bindung zu den pädagogischen Fachkräften. Bei unterjährigen Aufnahmen und laufenden Eingewöhnungen wird der Tagesablauf permanent gestört. Aktivitäten, Projekte oder Ausflüge können nur vermindert angeboten werden, da die neu einzugewöhnenden Kinder erst den geregelten Ablauf in der Kita kennenlernen und eine Bindung zu den päd. Fachkräften aufbauen müssen.

 Zudem muss auch beachtet werden, dass sich Kinder durch einen unterjährigen Gruppenwechsel ausgeschlossen fühlen könnten. Ein Gruppenwechsel mit den bereits in der Krippe gefundenen Freunden ist für die Kinder viel einfacher.

Eine gestaffelte Aufnahme und die damit verbundene Herausforderung einer ganzjährigen Eingewöhnung bedeutet auch für die pädagogischen Fachkräfte eine zusätzlich Arbeitsbelastung. Die päd. Fachkräfte müssen nicht nur die neuen Kinder laufend eingewöhnen, sondern auch intensive Elternarbeit machen, denn ohne eine vertrauensvolle Zusammenarbeit kann die Eingewöhnung der Kinder nicht erfolgreich verlaufen. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der aktuellen hohen Belastung der päd. Fachkräfte u.a. durch die letzten Bürgerschaftsbeschlüsse zur Reduzierung der Schließungstage und der damit verbundenen Ausdünnung des Personals über das Jahr hinweg, muss sich diese Änderung zunächst festigen um die Personalsituation zu stabilisieren. Die hohe Belastung der päd. Fachkräfte führt zu einem großen Personalausfall und dieser führt zu Reduzierungen, die entsprechend hoch ausfallen und bei einer weiteren, zusätzlichen Belastung nicht verringert werden können.

Die päd. Fachkräfte in den Elementargruppen könnten durch die vorübergehend kleineren Gruppen hingegen entlastet werden. Allerdings steht für die päd. Fachkräfte das Kindeswohl im Vordergrund. 

Der zusätzliche Personalbedarf und die damit verbundenen Kosten können nicht beziffert werden. Dies steht im Zusammenhang mit der Jugendhilfeplanung und dem Ausbaus der Platzangebote. Ohne Erweiterungen oder Neubauten von Kindertageseinrichtungen können keine zusätzlichen Kinder aufgenommen werden und selbst wenn dies innerhalb der nächsten Jahre gelingen sollte, ist auch der Fachkräftemangel nicht außer Acht zu lassen.

Unter Abwägung der hier aufgezeigten Ergebnisse sieht der städtische Träger derzeit keine Möglichkeit der Umsetzung der garantierten ganzjährigen Aufnahme ohne die Kinder zu überfordern und Kinder auf der Warteliste zu benachteiligen.

Familien erhalten bei der Suche nach alternativen Betreuungsmöglichkeiten, wie z.B. für die Kindertagespflege, Unterstützung durch den Familienservice im Fachbereich Kultur und Bildung.

 


Anlagen

keine

 

Stammbaum:
VO/2018/06759   FREIE WÄHLER & GAL und FDP: Austauschantrag zu VO/2018/6750 [FREIE WÄHLER & GAL: Ganzjährige Aufnahme von Kindern in städtischen Kitas ermöglichen]   Geschäftsstelle der FREIE WÄHLER & GAL Fraktion   interfraktioneller Antrag
VO/2019/07206   Bericht zum Antrag der Fraktionen: FREIE WÄHLER & GAL und FDP: Austauschantrag zu VO/2018/6750 [FREIE WÄHLER & GAL: Ganzjährige Aufnahme von Kindern in städtischen Kitas ermöglichen VO/2018/06759]   4.511 - Städtische Kindertageseinrichtungen   Bericht öffentlich