Auszug - Mitteilung der Nordischen Filmtage Lübeck  

18. Sitzung des Ausschusses für Kultur und Denkmalpflege
TOP: Ö 3.4
Gremium: Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege Beschlussart: (offen)
Datum: Mo, 10.05.2021 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 16:01 - 19:00 Anlass: Sitzung
Raum: Große Börse
Ort: Rathaus
 
Wortprotokoll

Hr. Hailer stellt sich dem Ausschuss als neuer Künstlerischer Leiter der Nordischen Filmtage Lübeck vor und betont zu Beginn, dass er bislang Gelegenheit gehabt habe, sich mit der neuen Aufgabe in Lübeck vertraut zu machen. Er sei bzgl. der diesjährigen Nordischen Filmtage optimistisch. Bezugnehmend auf seinen beruflichen Werdegang hebt Hr. Hailer hervor, dass er seit Mitte der 1990er-Jahre als Filmdramaturg mit dem Schwerpunkt Kinder- und Jugendfilm tätig sei. Davor habe er knapp 15 Jahre als Regisseur u. a. in Berlin und Thüringen gewirkt. Von 1997 bis 2008 sei er Projektbetreuer des Förderbereichs Kinderfilm der Stiftung Kuratorium junger Deutscher Film gewesen und habe dort den Förderprozess begleitet. Anfang der Nullerjahre habe er zudem die Leitung der Berlinale-Sektion Kinderfilmfest übernommen, die 2007 ihr Programm auf Jugendliche ausgeweitet habe und in Sektion Generation umbenannt worden sei. Hr. Hailer betont, dass die Filmwirtschaft junges Publikum für das Kino begeistern müsse, denn das Kino sei der Kulturort für Filme. Von 2008 bis 2019 war Hailer Kurator der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Er habe den Festivaldirektor der Berlinale bei Programmangelegenheiten beraten und die Aktivitäten der unterschiedlichen Programmsektionen des Festivals koordiniert. Die Künstlerische Leitung der Nordischen Filmtage übt Hr. Hailer seit November 2020 im Rahmen eines freien Dienstvertrages, zunächst befristet auf drei Jahre, aus.

 

Bezugnehmend auf die besondere Qualität der Nordischen Filmtage betont Hr. Hailer, dass sich dieses Festivalformat durch seinen guten Geschmack, seine hanseatische Art und die clevere Idee auszeichne, den Fokus auf Filmproduktionen aus dem Norden und Nordosten des Kontinents zu setzen, was in Europa einzigartig sei. Eine weitere Besonderheit der Nordischen Filmtage sei, dass das Festival aus der Mitte der Stadtgesellschaft entwickelt worden und daher traditionell ein Festival v. a. der Lübecker:innen sei.

Zur personellen Neubesetzung stellt Hr. Hailer heraus, dass seit April 2020 die Geschäftsführung der Nordischen Filmtage bei Fr. Kasimir in den Händen einer „beck-kundigen und -tauglichen Beamtin sowie Kauffrau“ liege.

 

Zum Profil dieses Filmfestivals konstatiert Hr. Hailer, dass sich dieses über viele Jahrzehnte gut und überzeugend entwickelt habe. Um neue Impulse zu setzen, sei eine Überlegung, die Auszeichnungen um einen Lebenswerk-Preis zu erweitern. Dies könne ein lohender Versuch sein, Größen des nordischen Films nach Lübeck zu holen. Um die Nordischen Filmtage über die fünf Festivaltage hinaus zu verankern und jungen Menschen die Magie des Kinos (wieder) nahezubringen, sei derzeit das Programm NFLplus, bestehend aus einem medienpädagogischem, ganzjährig buchbaren Angebot für Lübecker Schulen, geplant. Im Rahmen dieses Schulkinoprojekts soll jungen Menschen qualitätsreiches Kino vermittelt werden. Zusätzlich sei vorstellbar, einmal im Monat filmische Festivalhighlights in den Lübecker Kinos zu zeigen.

 

AV Stolzenberg bedankt sich für den Bericht zur Person und Berufsvita und erklärt, er habe Hr. Hailer so verstanden, dass er seine freiberufliche Tätigkeit sehr schätze. Er fragt, wie seine Arbeitswoche aussehe. Hr. Hailer konkretisiert, dass man eher von einem Arbeitsjahr sprechen könne. Mittlerweile sei er in Lübeck angekommen und wohne auf der Altstadtinsel. Grundsätzlich sei der Festivalprogrammer aufgrund der Programmauswahl viel unterwegs. Ohne Pandemie wäre er gegenwärtig bei den Filmfestspielen von Cannes, „wo jährlich die Speisekarte des internationalen Films großflächig ausgelegt wird.“ Und wäre nach Kopenhagen gereist, um Filme im Rahmen des internationalen Dokumentarfilmfestivals CPH:DOX* zu sichten.

 

AV Stolzenberg fragt in Bezug auf den aktuellen Zwischenstand der Vorbereitungen der 63. Nordischen Filmtage, ob sie vom 03. bis zum 07. November stattfinden werden und wenn ja, in welcher Form. Hr. Hailer teilt mit, dass das Festival in diesem Jahr stattfinden werde, höchstwahrscheinlich in einer Hybridvariante. Das bedeute ein Angebot mit reduziertem Platzangebot in den Kinos, ergänzt durch digitale Angebote.

 

Fr. Kasimir teilt die Zuversicht von Hr. Hailer und bestätigt die vorausschauende Planung einer Hybridversion, so wie es bereits im vergangenen Jahr vorgesehen war. Beabsichtigt sei zudem, dass ein zu diesem Zweck erstmalig eingerichtetes Studio im Europäischen Hansemuseum fester Bestandteil des digitalen Angebots der Nordischen Filmtage, wie z. B. für Interviews, werden soll. Außerdem sollen Branchenveranstaltungen, sog. Lübeck-Meetings, und Wirtschaftskontakte zukünftig eine stärkere Bedeutung bekommen, denn die Marke NFL sei ein Standortfaktor. Durch den Umzug der Nordischen Filmtage ins Haus der Kaufmannschaft seien bereits Kontakte mit der Kaufmannschaft und weiteren Netzwerkpartnern aufgebaut worden. Die Finanzierung des Festivals befinde sich im Fluss, grundsätzlich liege ein Mehraufwand vor, der entsprechend finanziell gedeckt werden müsse. Der geplante 360 Grad-Fulldome / Wissensglobus“ und das Programm NFLplus seien komplett Drittmittel finanziert.

 

Hinsichtlich des Beitrags der NFL zum kulturellen Modellprojekt in der Hansestadt Lübeck teilt Hr. Hailer abschließend mit, dass im Projektzeitraum an jedem Sonntag, ab 17 Uhr Preisträgerfilme der NFL im CineStar Filmpalast Stadthalle gezeigt werden. Auch das ausgefallene Stummfilmkonzert mit Improvisation von Studierenden der Musikhochschule Lübeck werde am 20. Juni im Kino nachgeholt. Geplant sei außerdem, die DEFA-Produktion „Nackt unter Wölfen“ in Anwesenheit des Darstellers Armin Mueller-Stahl zu zeigen. Diese Veranstaltung finde im Rahmen der Armin Mueller-Stahl-Ausstellung „Nacht und Tag auf der Erde“ statt.

 

AV Stolzenberg bedankt sich für den Bericht.