Mechanisch-biologische Abfallanlage läuft störungsfrei

Veröffentlicht am 10.08.2006

Mechanisch-biologische Abfallanlage läuft störungsfrei

Mechanisch-biologische Abfallanlage läuft störungsfrei

060639L 2006-08-10

Die im Frühjahr 2006 vollständig in Betrieb genommene mechanisch-biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) in Lübeck läuft nach anfänglichen Schwierigkeiten jetzt weitgehend störungsfrei. Hiervon haben sich der Staatssekretär im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Ernst-Wilhelm Rabius, zusammen mit Lübecks Umweltsenator Thorsten Geißler anlässlich eines Besuches der Anlage am Donnerstag, 10. August 2006, überzeugt.

Notwendig wurde der Bau der Anlage, weil ab Juni 2005 keine unbehandelten Abfälle mehr deponiert werden dürfen. Bei der MBA handelt es sich um eine hochmoderne Abfallbehandlungsanlage, bei der die Verwertung einschließlich Energieausbeute im Vordergrund steht. Es handelt sich um die einzige MBA in Schleswig-Holstein mit Nassvergärung, die aufwändiger ist als das aerobe Verfahren, das in der MBA Neumünster angewendet wird.

Die Behandlung läuft nach folgendem Schema ab: Zunächst werden grobe Störstoffe aus dem abgekippten Abfall heraus gesammelt, dann wird der Abfall in der mechanischen Stufe zerkleinert, gesiebt und in eine Grob- und eine Feinfraktion aufgeteilt. Metalle werden aus den Abfällen abgeschieden und einer Verwertung zugeführt. Nach der mechanischen Behandlung wird die heizwertreiche Fraktion in der Thermischen Ersatzbrennstoff Verwertungsanlage (TEV) in Neumünster als kostengünstiges Substitut für fossile Brennstoffe zur Erzeugung von Strom- und Fernwärme angeboten.

Die Feinfraktion wird mit Wasser versetzt und der Vergärungsstufe zugeführt. In dieser wird der organische Anteil durch Bakterien reduziert und in soviel Biogas umgesetzt, dass damit die gesamte Anlage mit Strom und Wärme versorgt werden kann. Stromüberschüsse werden an das Versorgungsnetz abgegeben. Nach der Vergärung werden die verbleibenden Reste aerob in der Nachbehandlungsstufe weiterbehandelt, ähnlich der Kläranlagentechnik. Die Abfälle aus dieser Stufe werden anschließend entwässert, getrocknet und auf der Deponie Niemark abgelagert.

Die Behandlungskapazität beträgt jährlich 120 000 Tonnen Rest-Siedlungsabfälle (Hausmüll, Sperrmüll, hausmüllähnlicher Gewerbeabfall, Sortierreste), zuzüglich optional 26 000 Tonnen Klärschlamm. Die MBA ist zurzeit noch nicht ausgelastet, so dass bei Bedarf zusätzliche Abfallmengen aufgenommen werden können.

Staatssekretär Rabius hob besonders die umweltpolitische Bedeutung hervor: „Die MBA Lübeck ist ein wichtiger Teil der schleswig-holsteinischen Abfallwirtschaft. Mit ihrer modernen Technik und dem engen Verbund der schleswig-holsteinischen Anlagen untereinander leistet sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Entsorgungssicherheit im Lande.“ Gleichzeitig werde der Bedarf an Deponieflächen wesentlich reduziert. Eine zusätzliche Wertschöpfung könne durch die Gewinnung von Sekundärrohstoffen, insbesondere Metalle, und den Ersatz fossiler Brennstoffe, deren Weltpreise momentan explosionsartig ansteigen, erzielt werden. Von ökologisch wie ökonomisch hoher Bedeutung sei die günstige Entsorgung und Nutzung der hochenergiereichen Abfallkomponenten über die Verbrennungsanlage Neumünster. „Sie haben immerhin einen Anteil von etwa 40 bis 45 Prozent am Abfallinput“, so der Staatssekretär.

Abschließend äußerte Rabius die Hoffnung, dass die in den vergangenen Monaten zwischengelagerten Abfälle jetzt zügig abgebaut und in der Anlage behandelt werden.


Technische Eckwerte der MBA Lübeck:


Betreiber

Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL)

Generalunternehmer

Haase Energietechnik AG

Bauzeit

Juli 2004 bis Januar 2006

Input (geplant)

120 000 Tonnen pro Jahr Rest-Siedlungsabfälle (Hausmüll, Sperrmüll, hausmüllähnlicher Gewerbeabfall, Sortierreste) / 26 000 Tonnen pro Jahr Klärschlamm

Verfahren

Mechanische Aufbereitung 2-stufige Nassvergärung der Feinfraktion / Aerobisierung in Flüssigphase

Abluftmanagement

Absaugung, Mehrfachnutzung, Entstaubung, saurer Wäscher, regenerative thermische Oxidation

Abwasserbehandlung

Überschusswasser aus der Vergärung; Ultrafiltration und zweistufige Umkehrosmose


Outputströme (Anteil geschätzt):


grobe Störstoffe (Matratzen, PVC-Teile, Beton/Steine, Metalle, Schadstoffe)

ca. 2 Gewichtsprozent zur Verbrennung, Verwertung oder Ablagerung

Eisenmetall / Nichteisenmetall

ca. 2,5 Prozent zur Verwertung

Holz

ca. 1,5 Prozent zur Verwertung

Heizwertreiche Fraktion

ca. 40 Prozent zur energetischen Verwertung (TEV Neumünster)

Sandfangrückstand und Gärrest

ca. 35 Prozent zur Deponierung

Masseverlust

durch Abbau der Organik und Trocknung

Biogasnutzung

2 Blockheizkraftwerke (Strom- und Wärmeabgabe)


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