Hansestadt Lübeck sucht strategischen Partner für LHG

Veröffentlicht am 13.03.2006

Hansestadt Lübeck sucht strategischen Partner für LHG

Hansestadt Lübeck sucht strategischen Partner für LHG

060186R 2006-03-13

Die Hansestadt Lübeck sucht nach einem strategischen Partner für die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG), deren Hauptgesellschafterin zu nahezu 100 Prozent die Stadt ist. Zu diesem Zweck soll ein Bieterverfahren eingeleitet werden. Durch die angestrebte Übertragung von Anteilen an der LHG auf Dritte soll die Wettbewerbsfähigkeit des größten Ostseehafens verbessert, die Finanzierung von notwendigen Investitionen sowie die Beschäftigung gesichert und der öffentliche Hafenbetrieb dauerhaft gewährleistet werden. Das haben Bürgermeister Bernd Saxe und der stellvertretende LHG-Aufsichtsratsvorsitzende Peter Sünnenwold sowie Manfred Evers, Vorsitzender der LHG-Geschäftsführung, heute während einer Pressekonferenz im Rathaus erklärt. Die entsprechende Vorlage zur Einleitung eines Interessenbekundungs- und Verhandlungsverfahrens wird die Bürgerschaft in ihrer Märzsitzung beraten. Am heutigen Vormittag hat der Aufsichtsrat der LHG die Partnersuche befürwortet.

Zum Motiv für die Partnersuche erklärte Saxe, dass der wachsende Ostseeraum und die Nähe zu den deutschen Nordseehäfen für Lübeck enorme Wachstums- und Beschäftigungschancen bieten. Die LHG ist für diese Herausforderung hervorragend aufgestellt und exzellent im Markt positioniert. Gleichwohl ist hiermit ein großes Investitionsprogramm mit weiteren Marktentwicklungen verbunden, das umgesetzt werden müsse, so Lübecks Bürgermeister.

Die LHG hat mit über 24 Millionen Tonnen einen Anteil von über 90 Prozent am Gesamtumschlagsvolumen des Hafens.

Der derzeit prognostizierte Finanzbedarf für die Investitionen im Hafenbereich liegt bis 2015 um 110 Millionen Euro. Hierin sind noch nicht die nach 2015 geplanten Investitionen für die 2. Baustufe des ersten Bauabschnitts der Teerhofsinsel in einer Größenordnung von 82 Millionen Euro enthalten.

Insbesondere die sich verschärfenden EU-Bestimmungen bei der Hafenfinanzierung lassen mittelfristig einen veränderten Handlungsbedarf für die Hansestadt Lübeck erkennen. Ziel ist hierbei sowohl die Stärkung der Kapitalausstattung der LHG, um das notwendige Investitionsprogramm für die Zukunft abzusichern, als auch die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Saxe erklärte weiter: „Die Nachfrage von privaten Logistikern, sich an Häfen und Hafenbetrieben in öffentlicher Trägerschaft zu beteiligen, nimmt derzeit zu. Das bietet uns die Möglichkeit, einen strategischen Partner zu suchen und zu gewinnen, der langfristig dazu beiträgt, den Hafen für unsere Hafenkunden nachhaltig zu stärken und weiter auszubauen und somit auch Sicherheit für die Mitarbeiter und die Stadt gewährleistet.“

Durch das Bieterverfahren soll kein Finanzinvestor gesucht werden, der kurzfristige Renditeziele verfolgt, sondern ein Investor, der das notwendige Know-how im Hafenbetrieb und Logistikbereich aufweist sowie ein langfristiges wachstumsorientiertes Unternehmenskonzept umsetzen kann, um insgesamt die Wertschöpfung in der Region zu stärken. „Der Hafen ist das Kraftzentrum der Region. Mit Hilfe eines strategischen Partners soll Lübecks Position als führender Ostseehafen mit 1000 direkt bei der LHG und 6000 indirekt Beschäftigten langfristig ausgebaut werden“, betonte Saxe und ergänzt: „ Eine langfristig solide und zukunftsweisende Entscheidung zu treffen, entspricht unserer Verantwortung der historischen Rolle und Bedeutung des Hafens für die Identität unserer Hansestadt.“

Vor dem Hintergrund, dass Dresden kürzlich den Verkauf des städtischen Wohnungsbestandes zur Sanierung seines Haushaltes bekannt gab, sagte Saxe: „Es ist nicht in erster Linie unser Ziel, durch die Partnersuche unseren Haushalt zu sanieren. Die zentrale Botschaft ist, Lübeck auch zukünftig als wachsenden Hafenstandort zu erhalten und auszubauen.“ Daher werde in den Verhandlungen auch großer Wert darauf gelegt, dass die Arbeitnehmerrechte der Beschäftigten gesichert werden.

Neue Wege will die Hansestadt Lübeck bei der Hafenzuständigkeit beschreiten: Bislang sind überwiegend öffentliche Stellen für die Hafenflächen und die Erstellung und den Ausbau der Hafeninfrastruktur zuständig. Deshalb ist vorgesehen, auch die spezielle Infrastruktur (wie Kaimauern, Straßen und Gleise auf den Terminals) in das Interessenbekundungs- und Verhandlungsverfahren aufzunehmen. Die Verfahrensdauer wird mit einem bis eineinhalb Jahren veranschlagt. Zur Begleitung des Verhandlungsprozesses soll ein Lenkungsausschuss eingerichtet werden, dem Mitglieder der Bürgerschaft, der Verwaltung und der LHG angehören sollen.

Hintergrund: Die LHG beschäftigt rund 1000 Mitarbeiter – einschließlich der Töchtergesellschaften und Beteiligungen. Der Umsatz liegt bei 96 Millionen Euro. 2005 wurden 24,6 Millionen Tonnen umgeschlagen. Der Marktanteil des Lübecker Hafens unter den deutschen Ostseehäfen liegt bei 40 Prozent. +++