Autofahrer aufgepaßt: Frösche und Kröten sind unterwegs !

Veröffentlicht am 15.03.2001

Autofahrer aufgepaßt: Frösche und Kröten sind unterwegs !

Autofahrer aufgepaßt: Frösche und Kröten sind unterwegs !

010217L 2001-03-15

Mit dem beginnenden Frühling verlassen jetzt die Amphibien ihre Winterquartiere und begeben sich auf die Wanderschaft zu ihren Laichplätzen. Der Bereich Naturschutz der Hansestadt Lübeck appelliert daher an die Autofahrer, in den nächsten Wochen nach Sonnenuntergang ganz besonders aufmerksam zu fahren und die Geschwindigkeit zu drosseln, damit Kröten und Frösche die Straßen heil überqueren können.

Wenn Tageslänge und Temperatur am Boden im Vorfrühling zueinander passen und möglichst noch Niederschläge fallen, sind die optimalen Voraussetzungen gegeben, daß die frühlaichenden Lurcharten mit der Frühjahrswanderung zu ihren Laichgewässern beginnen. Zu diesen Arten zählen Grasfrosch, Moorfrosch, Erdkröte sowie Teich- und Kammolch.

Sie alle haben in der Erde oder unter Laub verborgen den Winter verbracht und sind nun bereit, sich auf den teilweise bis zu zwei Kilometer langen und gefährlichen Weg zu dem Gewässer zu machen, in dem sie selbst das Ei- und Larvenstadium durchlebt haben, bevor sie als junger Lurch an Land gekrochen sind. Erdkröten beispielsweise befestigen nur dort ihre Laichschnüre unter Wasser an Ästen oder Pflanzenstengeln. Andere Gewässer werden von den Erdkröten selbst dann gemieden, wenn sie auf ihrem direkten Weg daran vorbeikommen. Die Frosch- und Molcharten besitzen diese sehr ausgeprägte Laichplatztreue nicht. Sie besiedeln auch relativ leicht neu entstandene Gewässer.

Solange die Lurche keine Straßen überqueren müssen, stellen auch die teilweise großen Entfernungen für sie keine Probleme dar. Da es aber in unserer Landschaft immer weniger von Straßen unzerschnittene Lebensräume gibt, sind heute die meisten Amphibien direkt durch die Tötung durch Autoreifen bedroht. Als wechselwarme Tiere sind sie in der kühlen Jahreszeit kurz nach dem Erwachen aus der Winterruhe ausgesprochen langsam. So benötigt eine Erdkröte für die Überquerung einer acht Meter breiten Straße bis zu zehn Minuten. In dieser Zeitspanne fahren Dutzende von Autos auf einer stärker frequentierten Straße. Die Chance, daß die langsamen Tiere heil die andere Straßenseite erreichen, ist gering. In regnerischen milden Nächten kommen die Tiere teilweise zu Hunderten ums Leben, da sie die Autos nicht als Gefahr erkennen.

Naturschutzverbände haben es sich daher teilweise zur Aufgabe gemacht, Amphibienschutzzäune entlang von stark befahrenen Straßen aufzustellen und für den Bau von Amphibientunneln zu plädieren. In Lübeck baut beispielsweise der Naturschutzbund Deutschland (NABU) seit 1987 an Straßen im Stadtteil Schlutup alljährlich solche Schutzzäune auf und betreut sie dann für vier bis sechs Wochen. Dabei erfährt er seit einigen Jahren tatkräftige Unterstützung durch die Zivildienstleistenden des Bereichs Naturschutz der Hansestadt Lübeck.

So werden Gras- und Moorfrösche sowie Erdkröten davor bewahrt, auf ihrem Weg zum Deepenmoor von Autos überfahren zu werden. Die Tiere gelangen auf ihrem Weg zu diesem Gewässer an den Zaun, wandern an dem Hindernis ein Stück entlang und fallen nach max. 15 m in eines der eingegrabenen Fanggefäße. Spätestens am nächsten Morgen werden sie von den Naturschützern daraus befreit, bestimmt, gezählt und auf die andere Straßenseite getragen. Dort können sie dann ihren Weg zum Laichgewässer fortsetzen. Im Laufe der Jahre konnten so über 12 000 Lurche - überwiegend Erdkröten - vor dem sicheren Tod auf der Straße bewahrt werden.

Trotz dieses gewissen Erfolges bleibt das Über-die-Straße-tragen nur eine Notmaßnahme, die zeitlich begrenzt sein muß. Vielmehr muß dafür gesorgt werden, daß bei der Planung neuer Straßen bereits im Vorfeld untersucht wird, ob durch den Bau Amphibienlebensräume zerschnitten werden. Sollte dies der Fall sein, muß über Alternativen nachgedacht werden. Der Bau von Kleintiertunneln stellt allerdings auch nur eine Minimierungsmaßnahme des Eingriffs in die Amphibienpopulation dar.

Die Anlage neuer Laichgewässer unter fachkundiger Begleitung sowie die Sicherung geeigneter Lebensräume sind unerläßliche Ersatzmaßnahmen, soll die Amphibienpopulation nicht so geschwächt werden, daß sie eines Tages zu klein sein wird, um sich aus dem vorhandenen Genpotential zu regenerieren.

In milden regnerischen Nächten sollten Motorrad- und Autofahrer/-innen in den nächsten Wochen auf Straßen in der Nähe von Gewässern und im Wald sehr aufmerksam und mit verminderter Geschwindigkeit fahren. Frösche und Kröten kann man, wenn man darauf vorbereitet ist, im Scheinwerferlicht deutlich auf der Straße sitzen sehen. Scharfe Brems- und und hektische Ausweichmanöver sollten selbstverständlich in jedem Fall vermieden werden. +++