Veröffentlicht am 18.01.2023

Das Jahr 2023: Neue Perspektiven und Visionen in den LÜBECKER MUSEEN

Ein Ausblick auf die neuen Ausstellungen - Für alle Museumsbesuche und Veranstaltungen sind künftig Onlinetickets buchbar

Mehr Licht von Carl Robert Kummer: Das Motiv zur Ausstellung „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“ im Museum Behnhaus Drägerhaus.

Um neue Perspektiven und Visionen geht es im Jahr 2023 bei den LÜBECKER MUSEEN: Diese Schlagworte werden schon allein durch den Wechsel an der Spitze des Museumsverbundes versinnbildlicht, wo seit 1. Januar Dr. Tilmann von Stockhausen als neuer Leitender Direktor fungiert. Doch auch die geplanten Sonderausstellungen drehen sich um dieses Motto. Neue Wege in der Kunst zeigt zum Beispiel die Ausstellung „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“, in der sich das Museum Behnhaus Drägerhaus gemeinsam mit dem Kunstpalast in Düsseldorf einer der größten Revolutionen in der Kunst im 19. Jahrhundert widmet: Der im Freien in Öl geschaffenen Naturstudie. Endlich raus dem Korsett der strengen Vorgaben der Kunstlehre - das Sonnenlicht galt nun als Inspirationsquelle, löste den „Atelierton“ ab und man arbeitete mit einem völlig neuen Blick auf die Natur. Im Drägerhaus wird es dazu passend vorher eine Ausstellung zur ehemaligen Künstlerkolonie Gothmund geben, einst Sehnsuchtsort für die Impressionisten des 19. Jahrhunderts. Im Günter Grass-Haus geht es im Frühjahr um das Verhältnis des Literaturnobelpreisträgers zum Essen: Der Leidenschaft von Grass für das Kulinarische, die vielfach in seinen Werken auftauchte, wird die gesellschaftspolitische Relevanz des Themas gegenübergestellt. Im Herbst wartet das Museum mit einem weltbekannten, mehrfach begabten Künstler auf: Dann werden die Fotografien von Bryan Adams und sein Blick auf die Menschen zu sehen sein. Einen neuen Blick auf ausgewählte Objekte der Häuser des Museumsverbundes gewährt zudem die neue Leiterin der Kunsthalle St. Annen, Noura Dirani, die im Herbst in ihrer ersten für Lübeck kuratierten Schau die hausinterne Sammlung in den Dialog mit Werken der anderen Museen treten lässt.

Um die „Hoffnung am Ende der Welt: Von Feuerland zur Osterinsel“ geht es schließlich bei der Lübecker Völkerkundesammlung, die sich zusammen mit dem Museum für Natur und Umwelt den indigenen Kulturen im heutigen Chile und Argentinien widmet. Von den langen historischen Verbindungen Lübecks zu Osteuropa zeugt in der zweiten Jahreshälfte eine Ausstellung der Völkerkundesammlung mit Objekten aus der Ukraine und aus Russland. Die gemeinsame kulturelle Vergangenheit macht Hoffnung, dass nach dem aktuellen dunklen Kapitel eines Tages wieder ein Miteinander denkbar ist.

Rückblick: die Zahlen der LÜBECKER MUSEEN 2022

Für das Jahr 2022 können die Häuser der LÜBECKER MUSEEN knapp über 173.000 Besucher:innen gesamt verzeichnen; damit konnten sie ihre Besuchszahlen im Vergleich zum Vorjahr um 69 Prozent steigern. Zwar vermag der Museumsverbund insgesamt noch nicht ganz an die Zahlen vor Corona anknüpfen, jedoch ist gegenüber 2020 und 2021 wieder ein klarer Aufwärtstrend festzustellen: „Die Leute haben wieder Lust aufs Museum. Nach den schwierigen Corona-Jahren und trotz der aktuellen umbaubedingten Baustellen bzw. teilweise sogar Schließungen einzelner Museen sind die Zahlen gut; wir sind zurück!“, erklären Tilmann von Stockhausen und der kaufmännische Geschäftsführer der LÜBECKER MUSEEN Arndt Brücker.

Besonders gut abgeschnitten hat im vergangenen Jahr der Besuchermagnet Holstentor mit dem darin befindlichen Museum, das mit über 50.000 Besucher:innen an der Spitze der Statistik steht. An zweiter Stelle steht das Museum für Natur und Umwelt, das unter anderem mit seiner Ausstellung „Facettenreiche Insekten“ sowie der gemeinsam mit der Lübecker Völkerkundesammlung konzipierten Ausstellung „Macht und Magie“ rund um Tiere und Tierdarstellungen in den afrikanischen Kulturen sehr gut performte. Das Günter Grass-Haus, die Geschichtswerkstatt Herrenwyk sowie die Katharinenkirche konnten ihre Besuchszahlen im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppeln. Das Buddenbrookhaus, das mit seiner in das St. Annen-Museum ausgelagerten Ausstellung zu Heinrich Manns „Der Untertan“ sehr viele vornehmlich auch junge Gäste ansprach, legte sogar eine Steigerung um 87 Prozent gegenüber 2021 hin. Ein weiterer Publikumsmagnet war die Ausstellung „Female View“ in der Kunsthalle St. Annen, so dass das Haus im Vergleich zum Vorjahr um immerhin 17 Prozent zulegen konnte.

Sehr gut angenommen wurde darüber hinaus die Museumsnacht, die nach der langen pandemiebedingten Pause im August 2022 endlich wieder stattfinden konnte.

Ausblick auf das Jahr 2023

Den Auftakt im Ausstellungsreigen 2023 macht die Kunsthalle St. Annen. Hier wird am 28. Januar unter dem Titel „Lübeck Contemporary“ die Jahresschau der Lübecker Künstler eröffnet. Die seit 1976 von Mitgliedern der Gemeinschaft Lübecker Künstler e.V. organisierte Ausstellung gilt als fester Bestandteil des Lübecker Kulturlebens. In diesem Jahr findet die Schau erstmals unter der neuen Leiterin der Kunsthalle Noura Dirani statt. Sie war auch in der Jury vertreten, die aus den über 300 eingereichten Objekten eine möglichst große Bandbreite an Exponaten für die Jahresschau ausgewählt hat. Neben Skulpturen, Medienkunst, Zeichnungen, Grafiken und Fotografien sind raumgreifende Installationen, Malereien und Kunst im Außenraum zu sehen.

Ab dem 19. März ist die Schau „Malen, Leben, Sammeln. Die Künstlerin Marliz Frencken und die Sammlung Liberg/Frencken“ zu sehen. Gezeigt wird das Werk der niederländischen Künstlerin (Malerin und Bildhauerin) Marliz Frencken, die sie gemeinsam mit ihrem Mann Hans Liberg, Musiker und Musikentertainer, aufgebaut hat. Die beiden u.a. auch in Timmendorfer Strand ansässigen Kunstschaffenden haben eine Sammlung zeitgenössischer Kunst angelegt, die noch nie öffentlich zu sehen war. Die Sammlung umfasst inzwischen Werke von 42 Künstler:innen aus 17 Ländern.

Im November ist schließlich die Ausstellung „Re:Vision. Eine Sammlung im Dialog“ geplant, bei der Noura Dirani in ihrer ersten in Lübeck kuratierten, epochen- und genreübergreifenden Schau die hauseigene Sammlung in eine neues Licht rückt und Werke der Kunsthalle in den Dialog mit ausgewählten Objekten anderer Häuser des Museumsverbundes treten lässt. Die Ausstellung fragt nach der gesellschaftlichen Rolle des Museums im 21. Jahrhundert und was es leisten kann. Dafür werden Blicke hinter die Kulissen ermöglicht, beispielsweise in einem extra eingerichteten Schaudepot. Andererseits rückt das Publikum verstärkt als Akteur:in in den Blickpunkt, das Teile der Ausstellung selbst kuratieren wird. Es geht darum, Macht abzugeben, neue Deutungs- und Lesarten auf die Kunst zu ermöglichen und Entscheidungen gemeinsam zu initiieren.

Die vor allem beim jüngeren Publikum sehr beliebte Sonderausstellung des Buddenbrookhauses „Der Untertan. Über Autorität und Gehorsam“ rund um Heinrich Manns Bestsellerroman in den Räumen des St. Annen-Museums wird noch bis 27. August verlängert. Zudem ist bis zum Ende des Jahres weiterhin die Ausstellung „Buddenbrooks im Behnhaus“ in den Räumen des Museums Behnhaus Drägerhaus zu finden. Am 6. Mai feiert das Buddenbrookhaus sein 30jähriges Bestehen als Museum, was mit einem Fest am Jubiläumstag und weiteren Veranstaltungen im Laufe des Jahres gefeiert wird.

Das Günter Grass-Haus eröffnet am 1. März seine neue Sonderausstellung „Grass kocht. Essen im Werk von Günter Grass“. Der Fokus der Schau liegt auf der sinnlich-künstlerischen Gestaltung des Essens im Werk von Günter Grass, der ein leidenschaftlicher Koch war und das Thema Essen sowie dessen Zubereitung in zahlreichen Romanen, Gedichten, Zeichnungen und Skulpturen aufgriff. Dabei soll auch die politische Dimension der Ernährung nicht zu kurz kommen, da der politisch engagierte Literaturnobelpreisträger immer wieder über den Hunger in der Welt sprach. Die Ausstellung knüpft einen Bogen zur anhaltenden gesellschaftspolitischen Relevanz des Themas.

Im Oktober dagegen wird einem zeitgenössischen Weltstar eine Ausstellung gewidmet, der ähnlich Günter Grass in mehreren Disziplinen künstlerisch tätig ist: Dann werden die Fotografien des kanadischen Rockmusikers Bryan Adams zu sehen sein. Vier Fotobände von Bryan Adams sind bislang im Steidl Verlag erschienen, aus denen eine Auswahl von Bildern gezeigt wird. „Homeless“ versammelt eindrucksvolle Porträts von Obdachlosen in London. „Wounded“ enthält Fotografien junger britischer Soldaten, die während ihrer Stationierung im Irak und in Afghanistan lebensverändernde Verletzungen erlitten haben. In „Untitled“ zeigt der Künstler pure Schönheit anhand von Fotos der Insel Mustique in der Karibik. Und in „Exposed“ hat Adams berühmte Freund:innen und Kolleg:innen aus der Musikbranche abgelichtet. Die Ausstellung wird in Zusammenarbeit zwischen Crossover Hamburg und dem Günter Grass-Haus präsentiert, die Kurator:innen sind Anke Degenhard und Mat Humphrey.

Das Industriemuseum Herrenwyk eröffnet ebenfalls am 1. März zusammen mit Studierenden der Technischen Hochschule Lübeck eine Werkstattausstellung mit dem Titel „Lübecks Weg in die Moderne. Industrie als Motor der Großstadtbildung“, in der es um die Erweiterung und Modernisierung des Lübecker Stadtbilds vornehmlich entlang der Trave im Zuge der Industriellen Revolution um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert geht. Die Ausstellung zeigt die Ergebnisse von Studierenden der Master-Studiengänge „Architektur“ und „Stadtplanung“ der TH Lübeck aus Recherchen rund um das Thema „Lübeck-Studien zur Stadtbaukultur“.

Das Museum Behnhaus Drägerhaus wartet in diesem Jahr mit zwei Highlights auf, wovon eines aufgrund seines umfassenden Umbaus in der Kunsthalle St. Annen präsentiert wird:

In den Kabinetträumen des Drägerhauses ist ab Ende April eine Gemäldepräsentation unter dem Titel „Gothmund. Fischerdorf und Künstlerort an der Trave“ zu sehen. Das bis heute idyllische Gothmund an der Trave wurde für zahlreiche Impressionisten des Nordens im ausgehenden 19. Jahrhundert zum Sehnsuchtsort und beliebten Motiv in der Malerei. Das alte Fischerdorf wurde in seiner Ursprünglichkeit entdeckt und das einfache, überschaubare Leben der Fischerfamilien direkt vor Ort auf Leinwand oder Papier gebannt. In der Ausstellung werden Gemälde der 1880er bis 1920er Jahre Werken der Gegenwart von Heiko Jäckstein gegenübergestellt. Es ist das erste Mal, dass sich ein Museum diesem Thema mit einer Ausstellung widmet.

Die Ausstellung des Museums Behnhaus Drägerhaus „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“ wird als zweite Station nach dem Kunstpalast Düsseldorf am 14. Juli in den Räumen der Kunsthalle St. Annen eröffnet. Dabei handelt es sich um die erste Ausstellung in Deutschland, die sich der Ölstudie als einer der größten formalen Revolutionen in der Kunst des 19. Jahrhunderts widmet. Erstmals begannen Künstler:innen ab den 1820er Jahren, direkt vor Ort in der Natur zu malen und das Licht als Inspirationsquelle zu nutzen. Viele dieser Ölstudien wurden jedoch nur für den privaten Gebrauch genutzt und nie öffentlich ausgestellt, weswegen in der Schau zahlreiche Werke aus europäischen Privatsammlungen erstmals zu sehen sind.

Um „Hoffnung am Ende der Welt. Von Feuerland zur Osterinsel“ geht es vom 1. April bis 3. September in einer von der Völkerkundesammlung gemeinsam mit dem Museum für Natur und Umwelt gestalteten Ausstellung. Darin wird der Fokus auf zwei Inseln Chiles gelegt, deren Bevölkerungen aufgrund ökologischer Katastrophen als ausgestorben gelten. Neueste Forschungen zeigen jedoch, dass diese Kulturen bis heute fortbestehen und sich in bemerkenswerter Weise anpassen konnten.  Neben dieser hoffnungsvollen Botschaft bietet die Ausstellung auch mehrere Einblicke in überraschende Verbindungen zwischen Südamerika und Lübeck, die Geschichte und Fauna betreffen.

Mitte des Jahres ist die Lübecker Völkerkundesammlung im St. Annen-Museum zu Gast – dann sollen Objekte aus der Ukraine und aus Russland die langen historischen Verbindungen Lübecks zu Osteuropa veranschaulichen. Es wird ein zeitlicher Bogen von der Hansezeit bis zu dem Leben Geflüchteter aus der Ukraine im heutigen Lübeck geschlagen. Die Schau hinterfragt Vorurteile und Propaganda und lenkt den Blick auf den gemeinsamen kulturellen Reichtum der Region, der gerade in Zeiten des Krieges nicht in Vergessenheit geraten darf.

Darüber hinaus wird die Ausstellung der Völkerkundesammlung „Afrika und Lübeck – eine Spurensuche“, die seit 2. September 2022 im Industriemuseum Herrenwyk zu sehen ist, aufgrund des großen Publikumsinteresses bis 28. Mai verlängert.

Im Museum für Natur und Umwelt ist noch bis 19. Februar die vor allem bei Familien sehr beliebte Ausstellung „Facettenreiche Insekten. Vielfalt – Gefährdung – Schutz“ zu sehen; die Installation „Alles im Fluss!?“ mit Funden aus der Trave des ehrenamtlichen Müllsammlers Jens Thiel ist noch bis 19. März im Museumshof zu finden. Ab 1. Juli gibt es viel Neues in der der Schau „Von Flüssen und Meer“ zu entdecken, wie beispielsweise bei mehreren interaktiven Stationen. Es geht in der Naturerlebnisausstellung um Lebensräume von Trave, Wakenitz und in der Lübecker Bucht sowie um die Vielfalt am und unter Wasser. Die Ausstellung „Natur vor der Haustür“ präsentiert Interessantes zur Biodiversität in der Stadt und wartet gleichfalls mit überarbeiteten Ausstellungsstationen auf.

Das St. Annen-Museum verlängert seine beliebte Ausstellung „Luxus, Lotterleben, Lifestyle. Tee verändert Nordeuropa noch bis Pfingstmontag, 29. Mai. Danach konzentriert sich das Museum erst einmal auf seine hauseigenen Schätze; es wird an einer Neuaufstellung der Sammlung und ihrer didaktischen Vermittlung im Zuge des von der Kulturstiftung der Länder geförderten Projektes „MitbeStimmungsorte“ gearbeitet. Zudem soll die Digitalisierung der Depotbestände in Angriff genommen werden.

 

Künftig sind für alle Museumsbesuche und Veranstaltungen Onlinetickets buchbar.

Voraussichtliche Termine 2023:

29. Januar bis 5. März: „Lübeck Contemporary – Jahresschau der Lübecker Künstler“, Kunsthalle St. Annen

1. März bis 20. September: „Grass kocht. Essen im Werk von Günter Grass“, Günter Grass-Haus

1. März bis 10. April: „Lübecks Weg in die Moderne. Industrie als Motor der Großstadtbildung“, Industriemuseum Herrenwyk

19. März bis 18. Juni: „Malen, Leben, Sammeln. Die Künstlerin Marliz Frencken und die Sammlung Liberg/Frencken“, Kunsthalle St. Annen

1. April bis 3. September: „Hoffnung am Ende der Welt: Von Feuerland zur Osterinsel“, Völkerkundesammlung im und in Kooperation mit dem Museum für Natur und Umwelt

23. April bis 31. Dezember: „Gothmund. Fischerdorf und Künstlerort an der Trave“, Museum Behnhaus Drägerhaus

30. Juni bis 8. Oktober: „In Krieg und Frieden: Lübeck, Russland und die Ukraine“, Völkerkundesammlung im St. Annen-Museum

14. Juli bis 15. Oktober: „Mehr Licht. Die Befreiung der Natur“, Museum Behnhaus Drägerhaus in der Kunsthalle St. Annen

5. Oktober bis 15. Februar 2024: „Bryan Adams - Fotografien“, Günter Grass-Haus

18. November bis April 2024: „Re:Vision. Eine Sammlung im Dialog“, Kunsthalle St. Annen

 

+++