Veröffentlicht am 27.12.2016

Stadtpräsidentin und Bürgermeister grüßen zum Jahreswechsel

Rückblick auf das Jahr 2016 – Ausblick auf einige der Höhepunkte in 2017

Liebe Lübeckerinnen und Lübecker,

ein hoffentlich frohes und schönes Weihnachtsfest konnten Sie im Kreise der Familie, Freunde und Bekannten feiern - der Wechsel ins Jahr 2017 liegt vor uns. Zeit, uns die wichtigsten Ereignisse aus dem zu Ende gehenden Jahr 2016 noch einmal in Erinnerung zu rufen und für unsere Stadt einen Ausblick auf das kommende Jahr 2017 zu wagen.

Unsere Stadt befindet sich in einem Wandel ungewohnten Ausmaßes. Auch in diesem Jahr ging es vorrangig darum, rund 1.120 Menschen, die auf der Flucht vor Krieg, Verfolgung und Unterdrückung sind, eine helfende Hand zu reichen und bei uns aufzunehmen. In diesem Jahr war zwar die Zahl der zu uns Geflüchteten deutlich rückläufig, aber ob diese Entwicklung auch für 2017 prognostiziert werden kann, vermag derzeit wohl niemand mit Sicherheit zu sagen. Sollten die Zahlen wieder ansteigen, so ist die Hansestadt Lübeck gut aufgestellt, um dieses zu bewältigen. Schwerpunktmäßig werden wir im kommenden Jahr vor der wichtigen Aufgabe stehen, diejenigen zu integrieren, die dauerhaft bei uns bleiben werden. Um den Zugewanderten eine selbstbestimmte Lebensperspektive in unserer Gesellschaft zu ermöglichen, sind wir weiterhin auf die Unterstützung aller Lübeckerinnen und Lübecker angewiesen. Bitte hören Sie nicht auf, ihre bisher gezeigte Großzügigkeit und Mitmenschlichkeit auch weiterhin zu zeigen. Ein erfolgreicher Integrationsprozess erfordert enormen Handlungsbedarf in vielen Bereichen, wie etwa der Wohnungsvermittlung, der Vermittlung von Sprache, unseren Werten, Regeln und Gebräuchen, die Ausbildung und Vermittlung in den Arbeitsmarkt sowie die Ermöglichung gesellschaftlicher Teilhabe. Deutlich sollte aber auch sein, dass dieser Integrationsprozess nicht dazu führt, dass schon hier lebende Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen auf unsere Hilfe angewiesen sind, vernachlässigt werden. Auch das ist und bleibt für uns ein gesamtgesellschaftlicher Anspruch.

Die positive Bevölkerungsentwicklung - seit 2005 stieg die Einwohnerzahl von 214.000 auf nunmehr rund 220.000 an- sorgt für Handlungsbedarf. Nicht nur Zugewanderte, sondern auch Senioren, Studenten und alleinerziehende Familien benötigen Wohnraum zu erschwinglichen Preisen.

Die Wohnungswirtschaft entwickelt sich bereits äußerst positiv: Unser kurz- und mittelfristiges Ziel ist es, 5.000 neue Wohnungen insbesondere im preisgünstigen Segment zu schaffen. Bis 2018 schafft die Stadt Baurecht für knapp 4.000 Wohneinheiten. Mit der Einführung einer bundesweit vorbildlichen Verbilligungsrichtlinie schaffen wir einen zusätzlichen Anreiz zur Förderung des sozialen Wohnungsbaus.

Darüber hinaus hat die Hansestadt Lübeck in einem ersten Schritt entsprechende Grundstücke identifiziert. In den nächsten drei Jahren kann die Stadt – nicht nur für den sozialen Wohnungsbau – Grundstücke zwischen 1.000 und 50.000 Quadratmeter am Markt anbieten.

Spannende Einblicke in fremde Kulturen boten sich von Mai bis Juli bei dem Interkulturellen Sommer 2016. Mehr als100 Veranstaltungen rund um das Thema Interkulturalität belebten die Sommermonate in der Stadt. Musik und Tanz, Literatur, Theater, Land und Leute, Führungen, Vorträge und Diskussionen, Workshops, Koch- und Mitmachangebote werden auch im kommenden Jahr – beim 3. Interkulturellen Sommer - wieder zu bedeutsamen Elementen, um das Miteinander von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und verschiedenen Nationalitäten zu fördern.

Erstmalig wurde Lübeck im Mai als einstige „Königin der Hanse“ mit einem bunten Fest, dem HanseKulturFestival, entlang des Seefahrerviertels rund um das Europäische Hansemuseum, dem Koberg, das Heiligen-Geist-Hospital und die St. Jakobi Kirche gefeiert. Initiiert von der Lübeck Travemünde Marketing GmbH, gestaltet von und mit Lübeckerinnen und Lübeckern, Straßengemeinschaften, Geschäftsleuten, Lübecker Restaurants und Hotels, Vereinen und Verbänden, Kulturschaffenden, Künstlern und Privatpersonen und gefördert von der Possehl-Stiftung, zeigte sich Lübeck als weltoffene und kulturell abwechslungsreiche Großstadt.

Kurze Zeit später erfreute uns ein bereits traditioneller Jahreshöhepunkt: Die 127. Travemünder Woche bot rund 820 000 Besuchern ein Füllhorn an Unterhaltung sowohl in puncto sportlicher Wettbewerbe auf dem Wasser als auch großem Amüsement an Land. Mit einem bewährten Veranstaltungs- und Sicherheitskonzept, das auch in diesem Jahr wieder sehr gut funktioniert hat, bestehend aus 300 ehrenamtlichen Helfern, Polizei, Rettungsdiensten, privaten Sicherheitsdiensten sowie städtischen Angestellten steht der Durchführung einer erfolgreichen 128. Travemünder Woche nichts im Wege.

Und diese wird hoffentlich noch mehr Besucher verzeichnen, denn: Ende August wurde der Hansestadt Lübeck offiziell der Status Tourismusort verliehen. Die Bedeutung des Fremdenverkehrs als Wirtschaftsfaktor ist seit Jahrzehnten kontinuierlich und in den letzten Jahren rasant gestiegen. Der Titel „Tourismusort“ ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einer gelungenen touristischen Entwicklungsstrategie und symbolisiert einmal mehr die Weltoffenheit unserer Stadt. Ebenfalls positiv für den Standort Lübeck als Tourismusort ist die bevorstehende Eröffnung des Motel One im nächsten Jahr. Das 112-Zimmer-Haus an exponierter Stelle – direkt am Markt - kann das Budget-Segment verstärken, ohne dass dies zu Lasten der übrigen Hotels geht und somit effizient zum nachhaltigen Tourismus beitragen. In Travemünde beginnen die Bauarbeiten zur Errichtung des neuen Aja-Hotels direkt an der Strandpromenade. Auf dem Priwall sind die Arbeiten am Passathafen im vollen Gange, und die Realisierung des Bauvorhabens Priwall Waterfront schreitet zügig voran.

Insgesamt geht es wirtschaftlich und finanziell mit unserer Stadt weiter bergauf. Die Arbeitslosenquote ist mit unter 9 Prozent so niedrig wie lange nicht mehr. Vor zehn Jahren war die Arbeitslosenquote mehr als doppelt so hoch. Die Zahl der Arbeitsplätze ist dagegen auf ein neues Allzeithoch gestiegen und so hoch wie seit den Tagen der Wiedervereinigung nicht mehr. Die Sanierung des städtischen Haushalts zeigt nachhaltige Erfolge, gleichzeitig bewegen sich die städtischen Investitionen für Straßen, Brücken, Schulen und Hafen auf einen Rekordniveau. Dieser Weg der Konsolidierung ist deshalb unbedingt fortzusetzen.

Besonders gefreut hat uns die Aussage der Landesregierung, einen neuen Bahnhaltepunkt in Moisling einzurichten. Unsere jahrelangen Bemühungen zahlen sich nun aus. Der Bahnhaltepunkte ist ein wichtiger Baustein für das Projekt Soziale Stadt in Moisling. Ebenso gefreut hat uns die Aufnahme des Elbe-Lübeck-Kanals in den neuen Bundesverkehrswegeplan. Die Ertüchtigung des Kanals kann neben der Schiene einen wichtigen Beitrag zur umweltfreundlichen Hinterlandanbindung des Lübecker Hafens leisten. Auch dafür haben sich seit vielen Jahren Politik, Verwaltung, Vereine und Verbände eingesetzt.

In kultureller Hinsicht hielt Lübeck in diesem Jahr einen weiteren Glanzpunkt für Literaturinteressierte bereit: der mit 25.000 Euro dotierte Thomas –Mann-Preis wurde Mitte September im Theater an die vergleichsweise junge Schriftstellerin Jenny Erpenbeck verliehen. Ihre Romane, Erzählungen, Essays und Dramen beschäftigen sich mit prägnanten Fragen der Gegenwart sowie der prekären politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Genau wie einst Thomas Mann weiß die Autorin, dass nichts so bleibt wie es ist. Dennoch schafft sie es, vorübergehende Momente durch ihre Erzählungen aufzuhalten.

Richtig spannend wurde es noch einmal zum Jahresende: Ein umfänglich geplantes und von der Bürgerschaft beschlossenes Projekt war Gegenstand eines Bürgerentscheides am 18. Dezember. Hintergrund war ein Bürgerbegehren, das den Austausch von 48 Winterlinden durch 60 neue Bäume beim Umbau der Untertrave abgelehnt hat. Eine knappe Mehrheit der Lübeckerinnen und Lübecker stimmte am 18. Dezember für den Erhalt der Winterlinden. Der Bürgerentscheid bindet die Stadt für zwei Jahre. Der jetzt durch den Bürgerentscheid abgelehnte Umbau sah vor, die Untertrave zwischen Holstentorbrücke und Drehbrücke zu einer barrierefreien Flaniermeile mit hoher Aufenthaltsqualität umzubauen. Dafür hätte die Stadt Fördermittel in Höhe von 10 Millionen Euro erhalten. Die Bürgerschaft muss nun entscheiden, ob eine neue Planung mit der Maßgabe des Erhalts der Linden in Angriff genommen werden soll.

Ein wichtiges Vorhaben der Stadtsanierung startet auf der Altstadtinsel im kommenden Frühjahr. Da jetzt nahezu alle Grundstücke des Lübecker Gründungsviertels verkauft sind, kann die Bebauung starten. Eindrucksvolle Fassaden werden dem Quartier einen zukunftsweisenden und lebendigen Charakter verleihen. Der Neuaufbau des Lübecker „Gründungsviertels“ ist eines der herausragenden und anspruchsvollsten Projekte des UNESCO-Welterbes „Lübecker Altstadt“ und wertet, durch die Anlehnung an das einst historische Vorbild, das Viertel um ein Vielfaches auf.

Eine Großveranstaltung, die wir im nächsten Jahr mit Spannung erwarten, ist das 30-jährige Bestehen der UNESCO Weltkulturerbe Lübeck. Im Jahr1987 erhielt die Lübecker Altstadt das Gütesiegel UNESCO Weltkulturerbe. Seit dem trägt erstmals eine komplette Altstadt in Nordeuropa dieses Prädikat. Und darauf sind wir stolz, denn viele Städte und Einrichtungen weltweit bemühen sich um diese Anerkennung. Unter dem Motto "Endlich 30" wird im kommenden Jahr jeden Monat ein Weltkulturerbe vorgestellt. Natürlich wird es darüber hinaus zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen zum Thema UNESCO und zur Feier des 30jährigen Welterbe Titels geben.

Einen weiteren runden Geburtstag – nämlich den 100.- feiert der Traditionsflughafen Lübeck Airport im kommenden Jahr. Dieses Jubiläum wird unter neuer Regie gefeiert. Im Juli gelang die Übergabe des Flughafenbetriebes an einen neuen Investor und erfolgreichen Unternehmer aus der Region. Das ist ein wichtiger Schritt zum nachhaltigen Erhalt eines Flughafens in der Hansestadt Lübeck.

In der ersten Jahreshälfte 2017 wird pünktlich zum Schleswig-Holstein-Musikfestival der Große Konzertsaal der Lübecker Musik- und Kongresshalle wiedereröffnet. Das Schleswig-Holstein-Musikfestival gehört zu den alljährlich wiederkehrenden Veranstaltungshighlights wie auch das Duckstein-Festival, die lange Lübecker Museums- oder Theaternacht und nicht zu vergessen die akzentreichen Nordischen Filmtage.

Im kommenden Jahr werden wir Sie wieder an die Wahlurnen rufen und möchten Sie bitten, von Ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Am 7. Mai startet das Wahljahr mit der Landtagswahl. Voraussichtlich im September finden sowohl die Bundestagswahl als auch wieder eine Bürgermeisterwahl statt.

Liebe Lübeckerinnen und Lübecker,

das Jahr 2016 mit vielen positiven Entwicklungsansätzen neigt sich dem Ende zu. Doch bei einem Blick über den „Tellerrand“ sind die aktuellen weltpolitischen Geschehnisse mit ein wenig Sorge zu betrachten. Davon sollten wir uns aber nicht entmutigen lassen, sondern trotzdem mit Zuversicht in die Zukunft schauen. Wir sollten weiter auf unsere Stärken vertrauen, die geprägt sind von Weltoffenheit, Toleranz und einem ausgeprägten Sinn für das Gemeinwohl.

Lassen Sie uns bitte weiter gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Stadt liebens- und lebenswert bleibt – für alle Menschen, die in ihr leben und zu uns kommen.

Wir wünschen allen Lübeckerinnen und Lübeckern und allen Menschen, denen unsere Stadt am Herzen liegt, einen guten Rutsch in ein glückliches, erfolgreiches und vor allem gesundes neues Jahr.

Gabriele Schopenhauer Bernd Saxe

-Stadtpräsidentin- - Bürgermeister- +++