Veröffentlicht am 21.12.2015

Stadtpräsidentin und Bürgermeister grüßen zum Jahreswechsel

Rückblick auf das Jahr 2015– Ausblick auf einige der Höhepunkte in 2016

Rückblick auf das Jahr 2015– Ausblick auf einige der Höhepunkte in 2016

Liebe Lübeckerinnen und liebe Lübecker,

vor uns liegen das Weihnachtsfest und der Wechsel in das Jahr 2016. Das neue Jahr werden wir wieder mit unseren besten Wünschen begrüßen, aber zuvor wollen wir uns ein wenig Zeit nehmen, um einige der wichtigsten Ereignisse des Jahres 2015, die uns alle bewegten, noch einmal in Erinnerung zu rufen. Auch wollen wir einen Ausblick auf das kommende Jahr 2016 wagen.

Angesichts der weltweiten Konflikte und Kriege leben wir in Deutschland und Lübeck immer noch in einer beneidenswert friedlichen Welt. Dennoch spüren wir die Auswirkungen von Krieg, Verfolgung und Unterdrückung immer stärker und merken deutlich, dass die Probleme der heutigen Zeit nicht an den Grenzen Europas oder Lübecks Halt machen. Dieses und auch das kommende Jahr stehen deshalb ganz im Zeichen der Menschen, die vor Krieg, Verfolgung und Vertreibung zu uns kommen. Zu diesem Zeitpunkt hat die Stadt bereits mehr als 2500 Flüchtlinge aufgenommen, die auf eine freundliche Aufnahme, Schutz und ein friedliches Leben hoffen. Im kommenden Jahr rechnen wir mit weiteren 3.500 Flüchtlingen.

Nur durch das großartige ehrenamtliche Engagement und die großzügige Spendenbereitschaft der Lübeckerinnen und Lübecker ist es uns bisher gelungen, die Lage zu meistern und den zu uns geflüchteten Menschen das Gefühl zu geben, willkommen zu sein. An dieser Stelle deshalb noch einmal unser großer Dank an alle ehren- und hauptamtlichen Helfer und Unterstützer. Bitte bewahren Sie sich diese Großzügigkeit und Mitmenschlichkeit auch weiterhin, um mit Ihrem Beitrag unsere offene Gesellschaft im Alltag immer wieder mit Leben zu füllen und zu festigen. Ein besonderer Dank gilt auch den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung, die sprichwörtlich Tag und Nacht dafür gesorgt haben, dass die Flüchtlinge eine Unterkunft bekommen, versorgt und betreut werden. Im Vergleich zu vielen anderen Städten ist uns die Einhaltung von Qualitätsstandards gelungen. Dazu gehören die Unterbringung über die ganze Stadt verteilt in möglichst kleineren Einheiten, der Verzicht auf Zelte und ein guter Betreuungsschlüssel.

Im kommenden Jahr geht es schwerpunktmäßig um die Integration der Flüchtlinge, um ihnen eine selbstbestimmte Lebensperspektive in unserer Gesellschaft zu eröffnen. Hierzu zählen als Bausteine das Erlernen der deutschen Sprache, die Unterbringung in einer Wohnung, Qualifizierung und Arbeit. Bei der Sprachvermittlung haben wir dank der Possehl-Stiftung und der Volkshochschule das bundesweit vorbildliche Programm „Deutsch für alle“ aus der Taufe gehoben, das jedem Flüchtling die Möglichkeit sichert, unsere Sprache zu erlernen. Denn die Sprache ist neben der Anpassungsbereitschaft der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. In den nächsten Jahren werden wir zusätzliche Wohnungen nicht nur für die Flüchtlinge im preisgünstigen Segment schaffen müssen, sondern auch für Senioren, Studenten und alleinerziehende Familien. Ziel ist die Errichtung von 5.000 neuen Wohnungen. Die Grundstücke sind identifiziert, Fördermittel stehen bereit. Jetzt appellieren wir an die Wohnungswirtschaft, zügig in die Umsetzung zu gehen.

Der dritte Baustein ist die Qualifizierung und Vermittlung in Arbeit. Wir fordern die Akteure des Arbeitsmarktes: Kammern, Verbände, Gewerkschaften, Bundesagentur für Arbeit zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung auf, um möglichst viele, möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Wirtschaft und Arbeitsmarkt entwickeln sich weiter positiv und geben Anlass zur Zuversicht im kommenden Jahr. Mit knapp 90.000 Arbeitsplätzen weisen wir ein Allzeithoch bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus. Die Arbeitslosigkeit ist unter 10 Prozent gesunken. Vor 10 Jahren war sie noch doppelt so hoch. Die Hochschulen und Forschungseinrichtungen wie Fraunhofer wachsen am Standort Lübeck. Die Nahrungsmittelindustrie, eine der Schlüsselbranchen unserer Stadt, investiert in neue Anlagen und Arbeitsplätze. Der Tourismus eilt von Rekord zu Rekord. In diesem Jahr knacken wir die Marke von 1,6 Millionen Übernachtungen. Die Voraussetzungen für weiteres Wachstum sind geschaffen. Im Oktober begann die Realisierung von Priwall Waterfront. Für das neue Aja-Hotel auf dem ehemaligen AquaTop-Grundstück wurde Baurecht geschaffen. In der Altstadt entsteht neben dem Rathaus mit Motel One ein neues Hotel.

Mit einer zweitägigen Messe startete Mitte November der Verkauf der Baugrundstücke im Lübecker Gründungsviertel. Es wird dort im Herzen der Altstadt für alte und junge Familien ein attraktiver Wohnstandort mit hoher Qualität und mit zeitgemäßen innerstädtischen Nutzungen entstehen. Noch bis zum 16. Februar 2016 können Interessenten ihr Gebot abgeben. Im Herbst 2016 sollen dann die ersten Hochbauarbeiten im Gründungsviertel beginnen. Die übrigen Baugrundstücke in der Fischstraße und an der Geraden Querstraße werden voraussichtlich zur kommenden Jahresmitte angeboten. Die Bebauung des Gründungsviertels ist Teil eines ehrgeizigen Wohnungsmarktkonzeptes, das die Hansestadt bis 2030 verfolgt.

„Gemeinsam Segel setzen“ - mit diesem Slogan bewarb sich die Hansestadt Lübeck">http://www.shz.de/themen/orte/l/luebeck">Lübeck Anfang Januar 2015 als Partner Hamburgs">http://www.shz.de/themen/orte/h/hamburg">Hamburgs für die Olympischen und Paralympischen Segelwettbewerbe 2024. Das Lübecker Konzept bestach durch Nachhaltigkeit, erstklassige Standortvoraussetzungen, die Nähe zu Hamburg und ökologische Vernunft. Die Travemünder Woche verkörpert wie keine andere Großveranstaltung das Segeln der Zukunft, so wie im diesem Jahr wieder, als knapp 900.000 Besucher zur 126. Travemünder Woche kamen. Leider entschied sich der DOSB für Kiel-Schilksee. Trotzdem hätte die gesamte Region von einer Hamburger Olympiabewerbung profitiert. Umso bedauerlicher ist nun das Aus. Wir ziehen trotzdem ein positives Resümee und werden wesentliche Teile des Olympiakonzeptes, wie z.B. die Neugestaltung des Passathafens, umsetzen.

Ein für die Hansestadt Lübeck bedeutendes und sicherlich auch außergewöhnliches Ereignis war Mitte April das zweitägige Außenministertreffen der G 7-Staaten. Hier präsentierte sich die Hansestadt als ein guter Gastgeber und wird als friedliche und weltoffene Hansestadt rund um den Globus in guter Erinnerung bleiben.

Kurze Zeit später war ein weiterer Höhepunkt die lang ersehnte Eröffnung des neuen Europäischen Hansemuseums durch Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Am 27. Mai wurde das mit Spannung erwartete Museum offiziell eröffnet. Das rund 50 Millionen Euro teure Museum macht die umfangreiche Geschichte der Hanse von den Anfängen bis zur einflussreichen wirtschaftlichen und politischen Macht erlebbar. Dieser neue Leuchtturm in der Lübecker Museumslandschaft wäre aber undenkbar ohne das großzügige Engagement der Possehl-Stiftung.

Etwa so viele erfolgreiche Jahre wie das Hansemuseum noch vor sich hat, liegen bereits hinter dem St. Annen-Kloster und dem St. Annen-Museum. Vor fast genau 500 Jahren, im Jahr 1515, bezogen die unverheirateten Töchter reicher Lübecker Kaufleute das St. Annen-Kloster. Vor genau 100 Jahren, wurde das alte Gemäuer dann zum Museum. Dieses Doppeljubiläum - 500 Jahre Kloster, 100 Jahre Museum - wurde in diesem Jahr mit drei Ausstellungen und einem vielfältigen Begleitprogramm gefeiert. Den Höhepunkt des Festjahres bildet die Ausstellung „Lübeck 1500. Kunstmetropole im Ostseeraum“, die am 20. September eröffnet wurde.

Eine weitere Großveranstaltung, die wir im nächsten Jahr mit Spannung erwarten , ist das 1. HanseKulturFestival. Die Planungen der Lübeck Travemünde Marketing GmbH laufen auf Hochtouren und das Ergebnis wird ein vielfältiges Kulturprogramm mit großartiger Bürgerbeteiligung sein, welches von der Possehl-Stiftung gefördert wird. Vom 20. bis 22. Mai 2016 wird das Seefahrerviertel rund um das Europäische Hansemuseum mit dem Koberg, dem Heiligen-Geist-Hospital sowie der St. Jakobi Kirche ein Viertel sein, in dem sich Lübeck als weltoffene und kulturell abwechslungsreiche Kunstmetropole zeigen kann.

Doch auch traurige und nachdenklich stimmende Ereignisse haben uns 2015 ereilt. Die Terroranschläge in Frankreich erfüllten uns mit großer Trauer und Mitgefühl für die Angehörigen der Opfer. Lassen Sie nicht zu, dass die Angst von Ihnen Besitz ergreift und unsere weltoffene Art zu leben verändert. Die Nachricht vom Ableben des Literatur-Nobelpreisträgers Günter Grass erfüllte uns ebenfalls mit Trauer. Er war einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Gegenwart. Günter Grass war aber auch Bildhauer und Zeichner sowie jemand, der sich in gesellschaftspolitische Diskussionen einmischte. Im November verstarb Altkanzler Helmut Schmidt, dem sich auch die Hansestadt sehr verbunden fühlte. Er setzte die Politik Willy Brandts fort, indem er die internationale Zusammenarbeit und den europäischen Integrationsprozess vorantrieb.

Liebe Lübeckerinnen und Lübecker,

wir sollten trotz allem auch im neuen Jahr optimistisch nach vorne schauen und unsere Kräfte und Stärken zum Wohle unserer Stadt bündeln. Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, dass unsere Stadt liebens- und lebenswert bleibt – für alle Menschen, die in ihr leben und die zu uns kommen.

Wir wünschen allen Lübeckerinnen und Lübeckern und allen Menschen, denen unsere Stadt am Herzen liegt, ein fröhliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch in ein glückliches, erfolgreiches und vor allem gesundes neues Jahr.

Gabriele Schopenhauer Bernd Saxe

Stadtpräsidentin Bürgermeister

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