Veröffentlicht am 30.04.2015

Hansestadt bereitet sich auf Aufnahme von Flüchtlingen vor

Voraussichtlich 1700 Menschen aus Kriegsgebieten benötigen Unterkunft und Betreuung

Die Hansestadt steht in diesem Jahr vor der großen Herausforderung, rund 1700 Menschen aus Kriegs- oder Unruhegebieten sowie Ländern, in denen sie verfolgt und bedroht werden, in Lübeck aufzunehmen. Sozialsenator Sven Schindler und die Verwaltung der Hansestadt Lübeck haben dazu den „Lübecker Weg“ entwickelt. Dabei handelt es sich um ein Vorgehen der Unterbringung und Betreuung von Flüchtlingen, das mittlerweile anderen Kommunen als Vorbild dient.

Dazu gehört unter anderem eine frühzeitige Information der Bevölkerung in Stadtteilrunden und eine gute Netzwerkarbeit mit Nachbarschaftsinitiativen und Multiplikatoren vor Ort.

In Lübeck ist die Gemeindediakonie mit der Betreuung von Flüchtlingen beauftragt worden. Kommt ein Schutz Suchender am Bahnhof an, holt ein Diakoniemitarbeiter ihn persönlich ab und begleitet ihn bei ersten Behördengängen. Um eine erste Orientierung zu ermöglichen, wohnen die Flüchtlinge zunächst in Gemeinschaftsunterkünften. Diese vorzugsweise kleineren Wohneinrichtungen sind nahezu über das gesamte Stadtgebiet verteilt.

In den meisten Gemeinschaftsunterkünften finden die Flüchtlinge abgeschlossene Wohnungen vor, so dass dem Miteinander verschiedener Kulturen und dem Bedürfnis der geflüchteten Menschen nach Rückzug und Ruhe Rechnung getragen wird. Ein guter Betreuungsschlüssel ermöglicht es, dass in allen Unterkünften fachlich kompetentes Betreuungspersonal vor Ort als Ansprechpartner für die Flüchtlinge, aber auch die Nachbarschaft zur Verfügung steht. Die Betreuung organisiert u. a. möglichst schnell den Kindern den Schul- oder Kindergartenbesuch und den Aufbau einer Tagesstruktur. Durch Stiftungsmittel ist es möglich, dass alle ankommenden Flüchtlinge an einem Sprachgrundkurs teilnehmen können.

Sind die Flüchtlinge soweit orientiert und in der Lage, eigenen Wohnraum zu beziehen, hilft ein im Wohnungswesen kompetenter Mitarbeiter der Gemeindediakonie bei der Wohnungssuche, so dass sie in eigene Wohnungen wechseln können. Im ersten Jahr nach dem Einzug in die eigene Wohnung erhalten die Flüchtlinge weiterhin bei Bedarf Hilfe.

Um Wohnungsunternehmen dazu zu bringen, an Flüchtlinge zu vermieten, hat die Hansestadt Lübeck das Konzept des Probewohnens entwickelt, das mittlerweile Vorbild für viele andere Kommunen ist. Erfolgt der Auszug in ein Probewohnverhältnis, wird eine Wohnung von dem Wohnungsunternehmen in der Regel für ein Jahr von der Gemeindediakonie angemietet und den Flüchtlingen zur Verfügung gestellt. Nach erfolgreichem Probewohnjahr geht der Mietvertrag auf die in der Probewohnung lebenden Asylsuchenden über. Die Erfolgsquote dieses Modells liegt bei annähernd 100 Prozent!

Die Entscheidung, in Lübeck die neue Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Gelände am Bornkamp zu bauen, sei nach intensiven Standortprüfungen und nach Gesprächen mit der Hansestadt Lübeck vom Land getroffen worden, so das Innenministerium heute in einer Pressemitteilung. Minister Stefan Studt: „Wir wissen, dass die Menschen vor Ort Flüchtlingen nicht gleichgültig gegenüber stehen. Dem Informationsbedürfnis der Menschen am Bornkamp werden wir natürlich Rechnung tragen. Dass fehlende Informationen für Unsicherheit sorgen, ist verständlich. Diesem Informationsbedürfnis können wir nach der Standortentscheidung jetzt gerecht werden.“

Das Innenministerium werde bereits in der kommenden Woche mit dem Vorstand der Bürgerinitiative „Neue Heimat Bornkamp“ sprechen. Mitte Mai soll es eine erste Bürgerinformationsveranstaltung mit Innenstaatssekretärin Manuela Söller-Winkler geben. Am 3. Juni will dann Innenminister Stefan Studt zu einer öffentlichen Bürgerinformationsveranstaltung nach Lübeck kommen.

Drei annähernd gleich strukturierte Einrichtungen in den großen, weltoffenen Küstenstädten Schleswig-Holsteins (Kiel, Flensburg und Lübeck) könnten nicht nur jeweils eine Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Mindestgröße 500) und damit kurze Wege bieten, sondern würden auch die Einrichtung einer eigenen Polizeiwache wie in Neumünster und Boostedt ermöglichen, erklärt das Innenministerium.

Hintergrund:

Im Jahr 2014 hat die Hansestadt Lübeck fast 660 Flüchtlinge aufgenommen, das sind mehr als in den Jahren 2010 bis 2013 zusammen. Die aktuellste Prognose des Landes Schleswig-Holstein geht von rund 1700 Flüchtlingen aus, die in der Hansestadt Lübeck untergebracht werden müssen. +++