Veröffentlicht am 04.02.2008

Die Elektrifizierung ist rentabler und umweltfreundlicher

Hintergrund der Baumaßnahmen in Lübecks Häfen und am Skandinavienkai

Mit dem offiziellen Start der Elektrifizierung der Lübecker Hafenbahn (siehe www.luebeck.de/aktuelles/presse/pressedienst/view/080088R/ ) hat die Hansestadt erneut ein großes Investionspaket angeschoben. Nachfolgend einige Daten, Zahlen und Fakten rund ums Thema – gedacht als Ergänzung und Hintergrundmaterial.

Lübeck hat bereits große Investitionen auch in die Hafenbahn getätigt und wird dieses auch künftig tun, um in Zukunft die Möglichkeit eines hohen Bahnanteils im Hinterlandverkehr zu gewährleisten und damit für umwelt- und ressourcenschonende Transportwege zu sorgen. Durch diese Investitionen in die Infrastruktur wird die Wettbewerbsfähigkeit des Lübecker Hafens und des Verkehrsträgers Schiene gestärkt.

In die Lübecker Hafenbahn wurde im Bereich Vorwerker Hafen und den vorgelagerten Bahnhöfen in den Jahren 2000 bis 2004 rund 8,4 Millionen Euro investiert. Um eine leistungsfähige Infrastruktur und höhere Ladestellkapazitäten für die Züge zu schaffen, wurden zahlreiche zusätzliche Weichenverbindungen inklusive Weichenheizungen und Gleise eingebaut, Schienen samt Unterbau neu verlegt, viele Weichen auf elektrischen Betrieb auf EOW-Technik (elektrisch ortsbediente Weichen) umgerüstet sowie die Sicherungs-, Lichtsignaltechnik- und Telekommunikationsanlage dem aktuellen Stand der Technik angepasst. Das Land hat hierfür eine Förderung von rund 4,4 Millionen Euro aus GVFG-Mitteln gewährt. Zur Zeit liegt der Bahnanteil bei der LHG bei rund 16 Prozent. Die LHG ist bemüht, diesen Anteil auf 25 bis 30 Prozent zu erhöhen. Dadurch werden die Straßen entlastet. Außerdem ist die Bahn umweltfreundlicher als der LKW-Verkehr.

Die Deutsche Bahn AG elektrifiziert bis Ende 2008 die Strecke Hamburg - Lübeck - Travemünde. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, die Lübecker Häfen an das europaweite elektrifizierte Streckennetz anzuschließen. Die Hansestadt Lübeck führt zu diesem Zweck die Elektrifizierung von Teilen der Lübecker Hafenbahn durch. Die Elektrifizierung von Teilen der Lübecker Hafenbahn - Vor- und Bezirksbahnhof Vorwerk und den Bahnhof Lübeck Skandinavienkai -, auf denen die Zugfahrten stattfinden, führt zu deutlichen Vorteilen im Bereich des Eisenbahnbetriebes.

Hierzu gehören vor allem die Verkürzung der Transportzeiten die durch die höhere Zugkraft elektrischer Triebfahrzeuge und das Vermeiden eines Umspannens der Züge im Rangierbahnhof Hamburg-Maschen erreicht werden. Die höhere Zugkraft und Leistung der elektrischen Lokomotiven ermöglicht eine andere Trassenbelegung der Güterzüge. Die DB Netz AG kann mit elektrischen Lokomotiven bespannte Züge besser in den Strom der Reisezüge einbauen als schwächere, mit Diesellokomotiven bespannte Züge. Die bessere Harmonisierung der Zeit-Weg-Linien und Sperrzeitentreppen führt dazu, dass die Güterzüge nicht so oft überholt werden müssen. Zeit- und energieaufwendige Brems- und Beschleunigungsvorgänge können reduziert werden. Dem Güterverkehr stehen somit gerade in Zeiten einer hohen Netzbelastung mehr Trassen zur Verfügung.

Diese Vorteile können neben der Transportzeitverkürzungen und Verbesserungen von Flexibilität und Zuverlässigkeit mit Preissenkungen an die Transportkunden weitergegeben werden. Grundsätzlich wird die Elektrifizierung lediglich für Gleisanlagen ausgeführt, auf denen Zugfahrten stattfinden. Der Rangierbetrieb auf der Hafenbahn wird daher weiterhin mit Diesellokomotiven durchgeführt.

Nach einer öffentlichen Ausschreibung erhielt die Firma Balfour Beatty Rail GmbH aus München Ende August 2007 den Hauptauftrag für die Ausführung der Oberleitungsarbeiten. Diese elektrifiziert rund 23 Kilometer der insgesamt 60 Kilometer langen Strecke der Lübecker Hafenbahn. Die Elektrifizierung erfolgt auf rund acht Kilometer Gleis vom Bereich Marienbrücke bis zum Nordlandkai und auf rund 15 Kilometer Gleis vom Waldhusener Friedhof in Kücknitz bis zum Skandinavienkai. Im Rahmen dieser Bauarbeiten werden Oberleitungsmaste aufgestellt. Die Maste werden auf Stahlpfähle gesetzt, die mittels Rammverfahren in den Boden neben dem Gleis eingebracht werden. Da der Bahnbetrieb im Güterverkehr aufrechterhalten werden muss, werden Teile der Bauarbeiten nachts und an Wochenenden durchgeführt.

Die Bauarbeiten haben im November mit umfangreichen Erkundungen der Rammtrasse seitens des Kampfmittelräumdienstes begonnen. Nachdem der erste Teil der Rammarbeiten von Kücknitz bis zum Skandinavienkai abgeschlossen ist, wurde heute, 4. Februar 2008, der erste Mast für die Fahrdrahtleitung errichtet. Die Fertigstellung der Elektrifizierung erfolgt im Herbst 2008 und die Inbetriebnahme zeitgleich mit der Fertigstellung der Elektrifizierung der Strecke Lübeck-Travemünde - Hamburg zum Fahrplanwechsel im Dezember 2008.

Hintergrund der Elektrifizierung: Dieselloks haben gegenüber E-Loks gleich mehrere Nachteile. Der Transport von Gütern in oder aus dem Hafen ist langsamer, weil in Hamburg-Maschen umgespannt werden muss. Da dort außerdem stets Dieselloks und entsprechendes Personal vorgehalten werden müssen, erhöhen sich insgesamt die Produktionskosten. Außerdem haben Dieselloks nur rund die Hälfte der Leistungsfähigkeit und Zugkraft von modernen E-Loks. E-Loks sind außerdem wesentlich umweltfreundlicher. Auch beim Papiertransport haben Dieselloks Nachteile. Lübeck ist der zweitgrößte Papierhafen Europas. Schon jetzt werden rund 30 Prozent der über vier Millionen Tonnen Papier, die Lübeck jährlich umschlägt, mit der Bahn transportiert. Eine Diesellok schafft maximal 1800 Tonnen pro Zug, eine E-Lok rund 3000 Tonnen. +++