Hafenerweiterung des Skandinavienkais jetzt genehmigt

Veröffentlicht am 02.04.2004

Hafenerweiterung des Skandinavienkais jetzt genehmigt

Hafenerweiterung des Skandinavienkais jetzt genehmigt

040266R 2004-04-02

Seit dem gestrigen Donnerstag, 1. April 2004, liegt der Planfeststellungsbeschluß für die Hafenflächenerweiterung und die Verlegung der Bahnstrecke am Skandinavienkai in Lübeck-Travemünde vor. Mit dem Beschluß wurde gleichzeitig der Sofortvollzug genehmigt. Noch am selben Tag haben die Rodungsarbeiten zur Freimachung des Baufeldes begonnen. Ein riesiges Bauschild, das heute von Bürgermeister Bernd Saxe und Bausenator Franz-Peter Boden enthüllt wurde, kündigt jetzt die ambitionierten Plänen der Hansestadt zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Lübecker Häfen an.

„Das ist ein guter Tag für Lübeck. Nun ist der Weg frei für die weitere Stärkung des Hafens. Es ist zugleich ein Signal für Wachstum und Beschäftigung am Logistikstandort Lübeck,“ sagte Saxe während des Pressetermins am heutigen Freitag. Manfred Evers, Vorsitzender der Geschäftsführung der Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH (LHG) betont: „Der lang erwartete Ausbau kann nun endlich beginnen. Er ist dringend notwendig, um die seit Jahren positive Entwicklung des Lübecker Hafens weiter fortzuschreiben. Die Hafenerweiterung ist ein wichtiger Schritt, um den Expansionsanforderungen unserer Kunden gerecht zu werden.“

Nach der Inbetriebnahme des KV-Terminals für den kombinierten Ladungsverkehr (KV) und dem Beginn der Baumaßnahmen für zwei attraktive Gewerbegebiete für hafenaffine Betriebe und Einrichtungen wurde mit dem Planfeststellungsbeschluß nun der Startschuß für das Herzstück des Hafenausbaus am Skandinavienkai gegeben.

Gleichzeitig endet ein aufwendiges Planfeststellungsverfahren, das mehr als vier Jahre von der ersten öffentlichen Auslegung zur Gleisverlegung (am 3. Januar 2000) bis zum jetzt vorliegenden Beschluß benötigte. Mit den Baumaßnahmen beginnt nach Ansicht von Senator Boden eine neue Ära, die das Bild des heutigen Hafens und der umliegenden Landschaft vollkommen verändern wird: „Jetzt kann man mit Recht sagen, was lange währt, wird endlich gut.“ Bürgermeister und Bausenator danken denn auch der Landesregierung für den erfolgreichen Schlußpunkt des Planfeststellungsprozesses.

Als Voraussetzung für die Hafenerweiterung soll jetzt als erstes die DB-Bahnstrecke Lübeck–Travemünde im Bereich zwischen dem ehemaligen Bahnhof Pöppendorf und der Siedlung Teutendorfer Weg so weit wie nötig nach Westen verschoben und die Travemünder Landstraße im Zuge der weiteren Baumaßnahmen zurückgebaut werden. Um sogenannten „Schleichverkehr“ über Ivendorf so weit wie möglich zu vermeiden, wird gleichzeitig die heute noch mögliche Durchfahrt des Ovendorfer Weges zwischen Ivendorfer und Travemünder Landstraße geschlossen und eine Fuß- und Radwegebrücke über die verlegte Bahnstrecke errichtet. Der heutige Haltepunkt Lübeck-Travemünde Skandinavienkai wird von der Ost- auf die Westseite des Gleises in den Bereich Pommernzentrum/Europaweg verlegt und eine Fußgänger- und Radwegeunterführung im Zuge des Europaweges zur Travemünder Landstraße erstellt.

Mit der Verlegung der Gleisstrecke und dem Rückbau der Travemünder Landstraße ist der Weg frei, die eigentlichen Hafenflächen um rund 30 auf dann etwa 80 Hektar zu erweitern. Gleichzeitig sollen das Hauptgate des Hafens vom Ortsrand Travemündes in den Süden des Skandinavienkais verlegt und die geplanten hafenaffinen Gewerbegebiete hafenseitig angebunden werden. Läuft alles wie geplant, geht Bausenator Boden davon aus, daß bereits Anfang nächsten Jahres die neue Gleisverbindung fertig ist und bis Ende 2005 die ersten 15 Hektar der neuen Hafenfläche in Betrieb genommen werden können.

Für den Ausbau der Hafenflächen müssen rund zwei Millionen Kubikmeter Boden abgetragen werden, um das jetzige Gelände im Bereich des Ivendorfer Feldes auf Hafenniveau abzusenken. Welche Massen dabei bewegt werden, verdeutlicht Senator Boden anhand von Zahlen: „Das entspricht umgerechnet der Ladung von knapp 30 000 Güterwaggons, die aneinander gereiht eine Länge von 400 Kilometer ergeben würden.“

Die Bodenmassen dienen einerseits dazu, die sogenannten Possehl’schen Kiesgruben zu verfüllen und als Ausgleichsflächen und zur Naherholung herzustellen. Andererseits wird aus der Erde eine sogenannte Bodenskulptur aufgeschüttet. Diese landschaftsbildende Erhebung wird 15 Meter höher als das heutige Gelände und dient als Lärmschutzwall im Bereich Ivendorf östlich der Ivendorfer Landstraße. Von dieser zukünftig höchsten Erhebung der Hansestadt Lübeck mit rund 42 Meter über NN bietet sich ein toller Blick auf den Hafen. Das Fuß- und Radwegenetz auf der rund 800 Meter langen und an der breitesten Stelle 200 Meter großen Bodenskulptur schafft darüber hinaus auch abseits des Straßenverkehrs eine Verbindung von Travemünde über Ivendorf nach Kücknitz.

Die Lübecker Hafen-Gesellschaft mbH (LHG) schlägt über den Skandinavienkai in Travemünde jährlich fast 17 Millionen Tonnen um; mit kräftig steigender Tendenz. Auch für die nächsten Jahre gehen die Prognosen von einem stetigen Wachstum aus. Mit dem jetzt genehmigten und stufenweisen Ausbau des Skandinavienkais schaffen die Hansestadt Lübeck und die LHG laut Saxe beste Voraussetzungen, auch zukünftig im harten Wettbewerb der Ostseehäfen bestehen zu können. Die Kunden der LHG erhalten mit dem neuen Skandinavienkai einen hochmodernen, leistungsfähigen Fährhafen, der auch die bei Hafenprojekten dieser Größenordnung unverzichtbaren städtebaulichen und landschaftlichen Qualitätsansprüche erfüllt.

Allein die jetzt planfestgestellte Gleisverlegung und der erste Bauabschnitt der Hafenflächenerweiterung des Skandinavienkais umfassen ein Investitionsvolumen von rund 27,8 Millionen Euro. Saxe: „Das ist eine große Investition in die Wirtschaftskraft und Zukunft der Hansestadt Lübeck. Die Hafenerweiterung ist notwendig, um das steigende Güteraufkommen bewältigen zu können, das über den Hafen Lübeck geroutet werden soll. Bis 2010 wird sich der Umschlag in den Lübecker Häfen auf über 30 Millionen Tonnen erhöhen. Im letzten Jahr ging die Rekordmenge von 25,4 Millionen Tonnen über die Kaikante. Das unterstreicht eindrucksvoll die führende Gatefunktion des größten Fährhafens Europas in den Ostseeraum.“

Von diesen 27,8 Millionen Euro entfallen auf die Gleisverlegung rund 9,4 Millionen Euro und auf die Hafenflächenerweiterung rund 18,4 Millionen Euro. Das Projekt wird voraussichtlich mit insgesamt 11,1 Millionen Euro vom Land Schleswig-Holstein und der EU gefördert.

Im Planungsprozeß haben sich die Bauverwaltung der Stadt, das Planungsteam der LHG und der für dieses Projekt federführende Bereich Wasser und Hafen der Hansestadt Lübeck frühzeitig um einen fairen Interessensausgleich zwischen den Belangen des Hafens, der Natur und den Interessen und Wünschen der Bewohner in den angrenzenden Ortsteilen bemüht. Der Bausenator ist überzeugt, daß mit dem Ergebnis alle Beteiligten und unmittelbar Betroffenen einvernehmlich arbeiten und leben können. +++