Die Mark wird 500 Jahre alt - Geburtsort Lübeck feiert

Veröffentlicht am 29.08.2001

Die Mark wird 500 Jahre alt - Geburtsort Lübeck feiert

Die Mark wird 500 Jahre alt - Geburtsort Lübeck feiert

010615R 2001-08-29

Unbemerkt von der offiziellen deutschen Erinnerungskultur wird mit der Währungsumstellung am 1. Januar 2002 die exakt 500jährige Geschichte deutscher Markprägungen enden. So bleibt es bundesweit beinahe unbemerkt, daß Lübeck als Geburtsort der geprägten Mark eine besondere Stellung zukommt. Die Hansestadt selbst begeht das Jubiläum mit einer Sonderprägung und einer Feier im Rathaus am 10. September, 10 Uhr. Unter den Gästen wird auch der Finanzminister des Landes Schleswig-Holstein, Claus Möller, sein, der als Erster eine eigens zum Jubiläum nachgeprägte “Lübische Mark” erhalten wird.

Das Übersehen dieses Jubiläums von offizieller Seite (Bundesbank, Finanzministerium) ist um so erstaunlicher, als sich an der Deutschen Mark ja ein Gutteil der deutschen Identität der Nachkriegszeit festmachte und noch festmacht. Schon 1977 scheint die Darstellung des Lübecker Holstentores auf der 50-Mark-Banknote ihren Grund allein in dessen herausragender Bedeutung als Baudenkmal gehabt zu haben, nicht in der fast ein halbes Jahrtausend währenden Tradition Lübecks als Geburtsort der geprägten Mark.

Denn die Deutsche Mark der Währungsreform von 1948 steht in der ununterbrochenen Kontinuität deutscher Markgepräge, die im Jahr 1502 in der Reichsstadt Lübeck begann. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts hatte man in Mitteleuropa damit begonnen, Großsilbermünzen zu prägen, die den Wert eines Goldguldens hatten, der bis dahin die Leitmünze der internationalen Wirtschaft war. Diese Großsilbermünzen hießen deswegen in Süddeutschland Guldiner, auch Guldengroschen. Die bedeutendste davon sollte der Taler werden.

In Lübeck rechnete man spätestens seit dem 13. Jahrhundert nach der Mark, die bis 1502 aber nur als Rechnungs- und Gewichtseinheit für vermünztes Silber diente. Seit dem 9. Jahrhundert in skandinavischen und angelsächsischen Urkunden belegt, galt die Mark seit dem Ende des 11. Jahrhunderts eine halbe Libra, ein halbes Pfund. In Lübeck galt die Kölner Mark zu 233,856 Gramm, die als Rechnungseinheit in 16 Schillinge zu je 12 Pfennigen (Denare) unterteilt war.

1502 wurde die Gewichts- und Recheneinheit Mark zu einem Münznominal, das heißt die Mark wurde tatsächlich ausgeprägt. Die Eineindrittel Mark (28,85 Gramm, 15 Lot = 937.5/1000stel fein) war der erste Guldengroschen Norddeutschlands. Sie wurde nur in Lübeck geprägt, war aber eingebunden in das System der Münzreform einer mittelalterlich-frühneuzeitlichen Währungsunion, des “Wendischen Münzvereins”, aus den Jahren 1501/02, dem Lübeck, Hamburg, Lüneburg und Wismar angehörten.

Seit 1502 wurden ein halbes Jahrtausend lang Marknominale geprägt: als Teile der gemeinsamen Währung des “Wendischen Münzvereins” bis 1549, außerdem in Holstein, Dänemark, Riga, Reval und vom livländischen Orden. Vom 17. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Mark als Kurantgeld in den norddeutschen Hansestädten geprägt und bis zum 18. Jahrhundert auch in Aachen. Die Courantmark war im 19. Jahrhundert die zentrale Handelswährung des Ostseeraumes, die in Thomas Manns “Buddenbrooks” ihre literarische “Verewigung” erfuhr.

Als sich die süddeutschen und norddeutschen Staaten bei den Verhandlungen über die Währung im zweiten Deutschen Kaiserreich nicht auf eine der beiden damals vorherrschenden Hauptwährungen einigen konnten, wurde 1871/73 die Mark zur Reichswährung erhoben, als Kompromiß zwischen der norddeutschen Taler- und der süddeutschen (Silber-)Guldenwährung. Seit damals ist die Mark, 1924 die Rentenmark, dann die Reichsmark und seit 1948 die Deutsche Mark zum Symbol der Wirtschaftskraft Deutschlands geworden. Nach genau 500 Jahren Dauer endet die Geschichte der Markprägung am 31. Dezember 2001.

Die Hansestadt Lübeck gibt gemeinsam mit der Sparkasse zu Lübeck aus Anlaß des 500jährigen Jubiläums die Nachprägung der Eineindrittel Mark von 1502 in limitierter Auflage heraus, die ab dem 10. September bei der Sparkasse zu Lübeck erhältlich sein wird. Gleichzeitig erscheint in der Reihe “Handel, Geld und Politik” das von Dr. Dieter Dummler verfaßte und mit zahlreichen Abbildungen versehene Heft 5: “500 Jahre Markprägung in Deutschland 1502-2001”.

Der Verkaufspreis für die nachgeprägte Münze beträgt 98 Mark. Die Medaille ist bei den Lübecker Sparkassen und im Touristbüro Breite Straße 62 erhältlich. Die Gesamtauflage beträgt “nur” 1502 Exemplare, davon gehen wiederum lediglich 1000 Stück in den Verkauf. +++