Archiv präsentiert zwei neue Veröffentlichungen

Veröffentlicht am 12.07.2000

Archiv präsentiert zwei neue Veröffentlichungen

Archiv präsentiert zwei neue Veröffentlichungen

000576L 2000-07-12

Im Rahmen der Publikationstätigkeit des Archivs der Hansestadt Lübeck sind zwei neue Veröffentlichungen erschienen: Altes Senatsarchiv, Externa, Deutsche Territorien und Staaten, Band I bis Band IV bearbeitet von Alex Koppetsch und Johann Peter Wurm. (Findbücher 5 - 8, herausgegeben vom Archiv der Hansestadt Lübeck) Lübeck 2000. Ingesamt etwa 1340 Seiten. Verlag Schmidt Römhild. Ladenpreis je Band 15 Mark. Nur im Buchhandel - nicht im Archiv - erhältlich.

Als das Archiv 1996 eine neue Reihe “Findbücher” schuf, konnte es hiermit ein wahrhaft archivisches Angebot realisieren: nämlich nach und nach Verzeichnisse und Inventare seiner insgesamt 6000 Regalmeter umfassenden Bestände herauszugeben. Diese unverzichtbaren Schlüssel zur Benutzung, der historischen Unterlagen künden zugleich von der stillen, aber beharrlichen Arbeit des Archivars, die ungeordneten Bestände zu erschließen und damit jetzt der Benutzung zu öffnen, - eine Arbeit, die sozusagen unter Ausschluß der Öffentlichkeit stattfindet, aber für jede Auskunft aus Archivalien unabdingbar ist.

Im vorliegenden Fall sind die archivischen Unterlagen erfaßt, die das Verhältnis der Reichs- und Hansestadt Lübeck zu ihren Nachbarn Mecklenburg, Sachsen-Lauenburg, Schleswig und Holstein dokumentieren, die aber auch die weitreichenden Kontakte zu den Deutschen Territorien von Aachen bis Würzburg deutlich machen. In drei Inventarbänden ist das Material ausgebreitet, ein Registerband erschließt diese wertvollen Bestände nach Orten und Personen. Es handelt sich um die im Krieg ausgelagerten und in den Jahren 1987 und 1990 nach Lübeck zurückgekehrten Unterlagen, die von archivarischen Fachkräften - finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft - bearbeitet wurden.

Die Bestände umfassen den Zeitraum von etwa 1400 bis 1867. Abgesehen davon, daß es eine “Herausforderung” für den Archivar gewesen ist, diese lange Dauer der Aktenentwicklung archivwissenschaftlich in den Griff zu bekommen, sind auch die Betreffe höchst unterschiedlicher Natur. Diplomatische, wirtschaftliche, kirchliche Angelegenheiten, aber auch private Schuldverhältnisse, Tätlichkeiten, Strafverfolgung, Familien- und Ehesachen, Heimat- und Dienstverhältnisse, Geleits- und Fürschreiben stellen den Inhalt der insgesamt 7543 aufgeführten Aktenfaszikel dar. Ohne Frage sind diese jahrhundertealten Unterlagen eine Fundgrube für jeden Forscher, sei es, daß er sich um Material für seine Dissertation kümmert, sei es, daß er als Heimat- oder Familienforscher das Archiv besucht.

Es handelt sich um - archivisch gesprochen -Titelaufnahmen, also keine ausführlichen Inhaltsangaben oder Teil- und Vollabdrucke. Jedoch sind diese Aktentitel so aussagekräftig, daß der Benutzer sich ein Bild machen kann, wenn er die Unterlagen zur Benutzung im Benutzerraum des Archiv bestellt.

In der 500jährigen hier ausgebreiteten “Außenpolitik” der Reichs- und Hansestadt Lübeck spielen natürlich personengeschichtliche und territorialgeschichtliche Aspekte eine wichtige Rolle. Aber nicht nur Herzöge und Grafen sind es, die hier von der frühen Neuzeit bis ins 19. Jahrhundert auftreten, sondern auch der einfache Mann wird nicht vergessen, und sei es als Mörder oder Verbrecher. Die Ausstrahlung Lübecks spiegelt sich in der Weitgespanntheit seiner Beziehungen zu den Nachbarn, zu den großen Hansestädten, aber auch, um nur einige zu nennen, zum Hochstift Ratzeburg, Bremen und Bayern oder nach Corvey, Landau, Lindau, Mainz, Memmingen, Nordhausen, Paderborn, Straßburg und Ulm. Reiches Quellenmaterial wird hier ausgebreitet, das zur Durchforschung und Auswertung geradezu verlockt.

Lübeck und sein Militär. Von den Anfängen bis 1939 (nach einer Zusammenstellung von Georg Fink, bearbeitet von Otto Wiehmann und Antjekathrin Graßmann) Lübeck 2000. 104 Seiten, zahlreiche Abbildungen. Verlag Schmidt Römhild. Ladenpreis
18 Mark. Nur im Buchhandel - nicht im Archiv - erhältlich.

In der Reihe “Kleine Hefte zur Stadtgeschichte”, die seit 1985 vom Archiv der Hansestadt Lübeck herausgegeben wird, ist soeben als Band 16 die obige Darstellung erschienen. Dabei geht es nicht um militaristische Prinzipien oder eine Verherrlichung des Krieges, sondern um die Prägung des Stadtbildes durch militärische Anlagen. Daß dabei auch einige historische Bemerkungen zu den lübeckischen Militärformationen von den Anfängen bis ins 19. Jahrhundert gemacht werden, ist zu erwarten und, daß auch die vertragliche Bindung mit Preußen seit 1867 sowie der Ausbau des Militärstandorts Lübeck mit Regiment und Brigadestab bis zum Ersten Weltkrieg dargestellt werden, ist selbstverständlich.

Auch den Entwicklungen in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, die sich auffällig im baulichen Gesicht Lübecks abbildeten, wird nachgegangen. Der Archivar Georg Fink sammelte das Material bis Anfang der vierziger Jahre des 20. Jahrhunderts und fügte seinem Manuskript, das die Herausgeber von den zeitbedingten Zutaten reinigten, eine umfangreiche Sammlung von Abbildungen bei. Diese kommen jetzt dem interessierten Leser zugute. Auch militärische Geschichte und vor allem militärische Baugeschichte sind lübeckische Historie. Daher haben sich die Herausgeber entschlossen, nachdem es bisher nur eine einzige wissenschaftliche Veröffentlichung über das Lübecker Stadtmilitär im 17. und 18. Jahrhundert von Thomas Schwark 1990 (auch in der Reihe B des Archivs Veröffentlichungen zur Geschichte der Hansestadt Lübeck als Band 18 erschienen) gab, mit diesem kleinen Heft den Anstoß zu erneuter sachlicher Beschäftigung mit diesem Thema zu geben, das auch ohne Zweifel wirtschaftliche und soziale Folgen für das Lübecker Stadtwesen gehabt hat. +++