Veröffentlicht am 11.08.1998

Lokale Agenda 21: Dokumentation vorbildlicher Projekte

Lokale Agenda 21: Dokumentation vorbildlicher Projekte

Durch die Unterschrift von Bürgermeister Michael Bouteiller unter die Charta von Aalborg im Jahre 1995 hat sich die Hansestadt Lübeck verpflichtet, ein Handlungsprogramm für das 21. Jahrhundert zu erarbeiten. Dieses Handlungsprogramm soll die Ziele der Agenda 21, dem Abschlußdokument der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro, auf lokaler Ebene verwirklichen.

In diesen Tagen werden sämtliche Lübecker Unternehmen, Organisationen und Vereine vom Lübecker Agenda-Büro angeschrieben. In diesem Brief werden sie gebeten, die Vorgänge und Projekte dem Agenda-Büro mitzuteilen, die den Ansprüchen der Lokalen Agenda 21 gerecht werden. Dazu soll ein Fragebogen ausgefüllt werden, der beim Agenda-Büro, Moislinger Allee 9, 23539 Lübeck, angefordert werden kann. Ansprechpartner ist Carsten Pohl, Telefon: (0451) 888 19 17.

In dem von mehr als 170 Staaten ratifizierten Aktionsprogramm der Agenda 21 wird beschrieben, was auf dem Weg ins 21. Jahrhundert zu tun ist, um allen Menschen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Zukunftsfähig sind Handlungen demnach, wenn sie sozial verträglich, ökologisch unbedenklich und ökonomisch sinnvoll sind.

In dem Fragebogen werden beispielsweise - ganz im Sinne des Agenda-Leitbildes - Fragen zum ökologischen, ökonomischen und sozialen Gewinn des Projektes gestellt. Und dabei sollte nicht nur bis zur Stadtgrenze geschaut werden, auch globale Aspekte sind angesprochen: So wird nachgefragt, ob mögliche weltweite Auswirkungen des dokumentierten Projekts auf Menschen und die Umwelt geprüft wurden. Das entspricht dem Hauptprinzip der Agenda 21, die zum lokalen Handeln und globalen Denken auffordert. Ein weiteres Merkmal nachhaltigen Wirtschaftens ist der konstruktive Dialog mit den Angestellten und der Öffentlichkeit. Aus diesem Grund hält der Projektbogen auch Platz für Angaben zu Formen der Partizipation bereit.

Das hört sich alles komplizierter an, als es in Wirklichkeit ist. So wäre ein denkbares "zukunftsfähiges" Projekt die Bewirtschaftung von Betriebskantinen mit regionalen Produkten: Die damit einhergehende Verkürzung der Lieferwege verringert den Spritverbrauch, was ökonomisch sinnvoll (weil billiger) und ökologisch erwünscht (weil emissionsärmer) ist. Neben dem globalen Beitrag zum Klimaschutz werden vor Ort sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gesichert. Kam der Vorschlag dann auch noch von engagierten Mitarbeitern anstatt vom Chef, erscheint das Projekt in jedem gewünschten Sinne "Agenda-würdig".

Laut Agenda 21 spielt ein verantwortungsbewußtes Unternehmertum eine entscheidende Rolle auf dem Weg zu einer dauerhaft tragfähigen Entwicklung. Deshalb sucht das Agenda-Team über die beschriebene Projektabfrage den Dialog mit der Lübecker Wirtschaft. Die Initiatoren freuen sich auf gute Ideen aus der Praxis und hoffen außerdem, die Unternehmer für die Gestaltung der Lübecker Zukunft als Bündnispartner zu gewinnen.

Inwieweit die erfaßten Projekte tatsächlich die Ziele der Agenda 21 verwirklichen, soll im Laufe des Jahres 1999 ermittelt werden: Konkret geplant ist ein Forum für VertreterInnen von Vereinen, Verbänden, Betrieben, Unternehmen, engagierten Bürgerinnen und Bürgern sowie weiterer Gruppen und Institutionen. Hier können Fragen nachhaltiger Stadtentwicklung diskutiert und damit eine Lübecker Agenda 21 auf den Weg gebracht werden. Dabei soll auch ein detaillierter Kriterienkatalog für zukunftsfähige Aktivitäten entwickelt werden, der dann als Grundlage für die Auswertung der Projektbögen dient. Die Hauptaufgabe des Forums wird in der Konsensfindung liegen, denn durch die Teilnahme möglichst vieler gesellschaftlicher Gruppierungen sind unterschiedliche thematische Schwerpunktsetzungen und gegensätzliche Ansichten vorprogrammiert.

Es ist geplant, alle gemeldeten Projekte zu dokumentieren und öffentlich zu machen. Sie sollen Beispielcharakter haben und andere Unternehmen anregen, die eigenen Aktivitäten zu überdenken und gegebenenfalls im Sinne der Zukunftsfähigkeit zu modifizieren. Als Belohnung lockt das Gütesiegel "Lübecker Agenda 21 - Aktion": es soll nachhaltige Projekte hervorheben und deutlich machen, wie phantasievoll und vielgestaltig die Menschen in der Hansestadt Lübeck die Inhalte der Agenda 21 in die Tat umsetzen. +++