Veröffentlicht am 16.05.1998

Sanierte Viermastbark "Passat" kehrt nach Travemünde zurück

Sanierte Viermastbark "Passat" kehrt nach Travemünde zurück

Nach einer umfassenden, rund sieben Millionen Mark teuren Überholung in einer Lübecker Werft kehrt der denkmalgeschützte Großsegler PASSAT am Sonnabend, 16. Mai, an seinen Liegeplatz in Travemünde zurück. Der 1957 außer Dienst gestellte Rahsegler, einer der letzten noch existierenden "P-Liner", war seit dem 3. August 1997 in der Flender-Werft an der Trave grundüberholt worden. Den Löwenanteil der Kosten trägt die Eignerin des Schiffes, die Hansestadt Lübeck: rund 5,5 Millionen Mark. Den Rest steuern private Spender und Gönner aus Wirtschaft und Industrie bei.

Das touristische Wahrzeichen von "Lübecks schönster Tochter", wie das Ostseeheilbad Travemünde genannt wird, mußte nach 32 Jahren ohne Werftaufenthalt vollständig renoviert werden. Besonders die Aufbauten und das Rigg (Masten, Wanten, Falle und Rahen) des 1911 in Hamburg gebauten stählernen Rahseglers waren von Rost befallen. Der Rumpf wies zwar kein einziges Loch auf, dennoch mußte er umfassend saniert werden. Rostfraß hatte an der Außenhaut geknabbert und unzählige kleine Krater in die bis zu 35 Millimeter starken genieteten Stahlplatten gefressen.

Die Werftspezialisten erneuerten insgesamt über 117 Kilometer Stahlseil, Tauwerk und Bändselgut sowie 6000 Nietköpfe. Die über dem Deck abgesägten Masten sowie Mastbäume und Rahen wurden komplett restauriert. Dafür benötigten die Schiffsmaler und Takelspezialisten rund 7000 Liter Farbe, darunter auch eigens zusammengemischtes "Bleiweiß" für das sogenannte "stehende Gut". Zur Verwendung des nicht mehr gebräuchlichen bleihaltigen Farbgemisches bedurfte es einer Sondergenehmigung, die nur zu erhalten war, indem Denkmalschutz und die Konservierungssicherheit Vorrang vor den heute gültigen Umweltschutzauflagen bekamen.

Als Museumsschiff wird die Passat in dem Hafen wieder vor Anker gehen, der ihren Namen trägt - dem "Passat-Hafen". Sie wird allerdings um zwei Schiffsbreiten versetzt näher zur Travemitte liegen und ihren Bug seewärts zur Lübecker Bucht richten. Diese Richtungs-und Positionsänderung hängt zum einen mit der Erweiterung des Sportschifferhafens zusammen. Zum anderen soll die Drehung des Schiffsbuges Auslaufbereitschaft des wieder in einem Top-Zustand befindlichen Großseglers signalisieren. +++