Die Hansestadt Lübeck ist berühmt für ihre Geschichte. Im Fokus steht dabei oft die Hanse und die weltberühmte mittelalterliche Bausubstanz Lübecks, der die Stadt ihren Status als UNESCO-Welterbe verdankt. Vor der pittoresken Idylle könnte man fast vergessen, dass auch Lübecks Geschichte untrennbar mit Gewalt und Unrecht verknüpft ist.
Wie soll diese Geschichte zukünftig erinnert werden? Lässt sich aus der Geschichte lernen? Welche Formate und Orte sind hierzu geeignet?
Unter dem Leitmotiv „Lübeck erinnert – um Demokratie zu leben“ arbeitet die Koordinationsstelle Erinnerungskultur im Kulturbüro der Hansestadt Lübeck an der Neuaufstellung und Stärkung der Lübecker Erinnerungslandschaft. Sie berät, koordiniert und vernetzt die erinnerungskulturelle Arbeit von lokalen Akteur:innen und setzt mit innovativen Veranstaltungen und Vermittlungsformaten neue Impulse, um Leerstellen im Lübecker Stadtgedächtnis sichtbar zu machen und die Bürger:innen für die Auseinandersetzung mit der jüngsten Geschichte ihrer Stadt zu begeistern und zu sensibilisieren.
Die Erinnerung an die Gewalterfahrungen des 20. Jahrhunderts soll in Lübeck künftig auch räumlich verankert werden. Geplant ist die Entwicklung eines Lern- und Erinnerungsortes, der das plurale Gedächtnis der Stadt widerspiegelt und alle Bürger:innen einlädt, sich in die Gestaltung der Erinnerungskultur ihrer Stadt und die Stärkung der Demokratie einzubringen.
Die Grundlage der Arbeit der Koordinationsstelle Erinnerungskultur bildet das Konzept zur Weiterentwicklung der Erinnerungskultur „Lübeck erinnert – um Demokratie zu leben“, das am 12.09.2022 von der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck beschlossen wurde. Das Konzept steht als Download zur Verfügung. Informationen zur Neuaufstellung der städtischen Koordinationsstelle Erinnerungskultur finden Sie unter Auftrag.
Aktuelles
Zeit des Erinnerns
Im November und Dezember 2025 findet auch dieses Jahr wieder die „Zeit des Erinnerns“ statt. Seit 1991 gehört das Format zum festen Repertoire der Lübecker Erinnerungslandschaft. Die Fachstelle Erinnerungskultur koordiniert die Gedenkreihe und veröffentlicht die Veranstaltungen auf ihrer Website. Hier geht es zur Pressemitteilung.
US-Historikerin Dagmar Herzog in Lübeck zu Gast
Am Samstag, den 8. November, hält die renommierte US-Historikerin Dagmar Herzog um 17 Uhr im Audienzsaal des Rathauses den Vortrag „Eugenische Phantasmen“. Thema sind Vorgeschichte und Nachgeschichte der „Euthanasie“-Morde an Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen im Nationalsozialismus.
Der Eintritt ist frei. Anmeldung und Fragen zur Barrierefreiheit bitte an pascal.strasser@luebeck.de
Weitere Informationen finden Sie im Programmheft und Veranstaltungskalender von „Zeit des Erinnerns – für die Zukunft“ 2025"
Themen
Koloniale Kontexte
Als Hansestadt war Lübeck in koloniale Verflechtungen eingebunden. Viele Orte im öffentlichen Raum zeugen stumm davon. Kolonialismus und Nationalsozialismus sind dabei teilweise eng miteinander verzahnt. Koloniale Straßenbenennungen waren beispielweise ein Instrument der nationalsozialistischen Erinnerungspolitik.
Nationalsozialismus
Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Opfer von Unrecht und Gewalt haben in der Hansestadt Lübeck einen festen Platz. Zahlreiche Initiativen haben sich einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus verpflichtet und die Stadt immer wieder an ihre Verantwortung erinnert. Auch die Erinnerungs- und Gedenkorte der Stadt sind wichtige Säulen der Erinnerungskultur. Dennoch sind zahlreiche Aspekte der NS-Diktatur bislang noch nicht systematisch aufgearbeitet. Dabei gilt es auch zu überlegen, wie wir unsere Gedenkkultur künftig gestalten wollen.
Gewalt nach 1945
In Lübeck brannte 1994 die erste Synagoge seit dem Ende der NS-Diktatur. 1996 folgte ein Brandanschlag auf die Geflüchtetenunterkunft in der Hafenstraße 96. Es sterben 10 Menschen, 38 werden verletzt. Rechtsextremismus, Rassismus, Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit sind Teil der Stadtgeschichte und müssen erinnert werden.
Kalter Krieg
Lübeck lag als einzige westdeutsche Großstadt direkt an der Grenze zur DDR. Als Grenzstadt war die Hansestadt ein zentraler Schauplatz der deutschen Teilung. Bis heute sind die Spuren dieser Geschichte sichtbar: innerstädtische Sperrschächte zur Aufstellung von Panzersperren (die im Kriegsfall eine Abriegelung der Stadt sicherstellen sollten) oder die Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup sind Beispiele für Erinnerungszeichen und -orte.
Erinnerungsorte
An dieser Stelle entsteht eine Liste wichtiger Lübecker Erinnerungs- und Gedenkorte.
Gedenktage
Die vielfältige Gedenk- und Erinnerungskultur in Lübeck wird von einem breiten gesellschaftlichen Engagement getragen. Ehrenamtlich arbeitende Initiativen, Museen, Gedenkstätten, Schulen, politisch engagierte und historisch interessierte Bürger:innen sowie Zeitzeug:innen setzen sich gemeinsam mit der Hansestadt Lübeck jährlich an verschiedenen Gedenktagen für das öffentliche Gedenken in Lübeck ein. Die Koordinationsstelle Erinnerungskultur bündelt und vernetzt die Gedenkinitiativen in der Stadt und gestaltet Gedenkanlässe gemeinsam mit den lokalen Akteur:innen u.a. in der jährlich stattfindenden Veranstaltungsreihe Zeit des Erinnerns – für die Zukunft.
Förderung
Erinnerungskulturelle Projekte von in der Hansestadt Lübeck tätigen Künstler:innen, kulturellen Vereinen, Initiativen und Institutionen können Einzelprojektförderung über die Kulturförderung der Hansestadt Lübeck erhalten.
Informationen zur Kulturförderung finden Sie bei unserem Kulturbüro.
Mitmachen
Die Koordinationsstelle Erinnerungskultur verfügt über ein eigenes Budget, mit dem sie Projekte umsetzt, die sie für die Weiterentwicklung der Lübecker Erinnerungskultur für besonders relevant hält. Eine Kooperation mit Akteur:innen der Stadtgesellschaft ist dabei ausdrücklich erwünscht.
Auch für die jährlich im November und Dezember stattfindende Gedenk- und Erinnerungsreihe Zeit des Erinnerns – für die Zukunft sucht die Koordinationsstelle Erinnerungskultur nach geeigneten Kooperationspartner:innen, um die Veranstaltungsreihe mit zeitgemäßen Beiträgen zu erweitern.
Ideen für Kooperationsprojekte können gerne jederzeit formlos per Email beim Team Koordinationsstelle Erinnerungskultur eingereicht werden.
Zeit des Erinnerns
Seit 1991 veranstaltet die Hansestadt Lübeck die Gedenk- und Erinnerungsreihe „Zeit des Erinnerns – für die Zukunft“, in der Lübecker Akteur:innen in vielfältigen Veranstaltungsformaten der Opfer von Gewalterfahrung im 20. Jahrhundert gedenken und ihre erinnerungskulturelle Arbeit der Öffentlichkeit präsentieren.
Anmeldeschluss ist der 15. August des jeweiligen Jahres. Zum Anmeldeverfahren informieren wir rechtzeitig unter Aktuelles.
Die Koordinationsstelle Erinnerungskultur der Hansestadt Lübeck setzt in ausgewählten Kooperationsprojekten eigene Impulse. Ideen für gemeinsame Veranstaltungen im Rahmen von „Zeit des Erinnerns“ können gerne jederzeit formlos per Email beim Team Koordinationsstelle Erinnerungskultur eingereicht werden.
Das Programm von „Zeit des Erinnerns – für die Zukunft“ finden Sie ab Oktober auf unserer Website.
Auftrag
Neu-Aufstellung der Erinnerungskultur in der Hansestadt Lübeck:
September 2020:
Der Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege beauftragt die Verwaltung, ein Konzept zur zeitgemäßen Neuausrichtung der Erinnerungskultur in der Hansestadt zu erstellen.
November 2020:
Die Bürgerschaft beschließt, gemeinsam mit dem Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck (ZKFL) und mit finanzieller Unterstützung durch die Bluhme-Jebsen-Stiftung, die Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten und die Dietrich-Szameit-Stiftung ein Konzept in Auftrag zu geben.
Mai 2022:
Die Politikwissenschaftlerin und Kuratorin Frau Dr. Claudia Fröhlich legt ein Konzept für eine zeitgemäße Weiterentwicklung der Erinnerungskultur in Lübeck vor: „Lübeck erinnert – um Demokratie zu leben“. Das Grundlagenkonzept bietet Perspektiven für eine ab 2023 ins Werk zu setzende Neuausrichtung der Erinnerungskultur in Lübeck mit dem Ziel der Demokratiestärkung.
September 2022:
Der Ausschuss für Kultur und Denkmalpflege der Lübecker Bürgerschaft empfiehlt das Konzept und die Beschlussvorlage zur Neu-Aufstellung der Erinnerungskultur in Lübeck. Die Bürgerschaft beschließt das Konzept am 12.09.2024. Sie können es unter Konzept und Beschlussvorschläge abrufen.
September 2023:
Stellenausschreibung und Besetzungsverfahren.
März 2024:
Das Kulturbüro des Fachbereiches Kultur und Bildung der Hansestadt Lübeck wird um das Fachthema Erinnerungskultur erweitert.
Kontakt
Sie haben Fragen zur Lübecker Erinnerungskultur, benötigen fachliche Beratung oder haben eine Projektidee, die Sie gemeinsam mit der Fachstelle Erinnerungskultur umsetzen möchten?
Dann wenden Sie sich gern an unser Projektteam der Fachstelle Erinnerungskultur:
Sachbearbeiterin Fachstelle Erinnerungskultur
Christine Haupt
christine.haupt@luebeck.de
Koordinator Fachstelle Erinnerungskultur
Pascal Straßer
pascal.strasser@luebeck.de
Presseanfragen
Bitte wenden Sie sich an die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Hansestadt Lübeck
presse@luebeck.de