05.08.2025

Archäologischer Fund in der Beckergrube

Bartmann-Fragment ergänzt Ausstellung zur Neugestaltung

Bei Bauarbeiten in der Beckergrube hat der Bereich Archäologie und Denkmalpflege ein besonderes Fundstück gesichert: das Fragment eines sogenannten Bartmannkrugs. Entdeckt wurde das Stück Stadtgeschichte oberhalb eines Backsteinfußbodens im Inneren des Hauses Beckergrube 19.

Bartmannkrüge waren ab dem 15. Jahrhundert vor allem in wohlhabenderen Haushalten verbreitet, in denen sie als Trinkgeschirr Verwendung fanden. Typisch ist das markante, bärtige Gesicht auf dem Hals des Gefäßes; der sogenannte „Wilde Mann“. Als Symbol für Kraft und Wildheit war dieser damals ein beliebtes Motiv, das sich nicht nur auf Keramik, sondern auch auf Tapeten, Holzschnitzereien, Glas, Architekturelementen oder in der Buchmalerei wiederfindet. Die Krüge wurden zwischen 1500 und 1750 in großen Mengen im Rheinland hergestellt und weit überregional exportiert – insbesondere nach England, in die Niederlande und nach Nordeuropa. Das Lübecker Fragment stammt vermutlich aus dem 16. oder 17. Jahrhundert und besteht aus rheinischem Steinzeug. Erhalten ist der obere Teil des Krugs mit dem Gesicht und einer Inschrift, der restliche Gefäßkörper fehlt.

Solche Fragmente von Bartmannkrügen mit ihren charakteristischen Gesichtsdarstellungen treten im archäologischen Fundgut besonders häufig auf. Auch in Lübeck sind sie keine Seltenheit: In der Innenstadt wurden bei früheren Ausgrabungen zahlreiche Stücke entdeckt, teils sogar vollständig erhalten. Sie verweisen nicht nur auf die damalige Alltagskultur wohlhabender Haushalte, sondern auch auf den regen Warentransport und den kulturellen Austausch im Hanseraum.

Wer das Fundstück aus der Nähe betrachten möchte: Es ist ab sofort in der Ausstellungsvitrine zur Neugestaltung der Beckergrube zu sehen – in den Schaufenstern des Possehl-Gebäudes (Beckergrube 38–52).