Vorlage - VO/2019/07950  

Betreff: Einrichtung einer Leitstelle Verkehrsflussmanagement
Status:öffentlich  
Dezernent/in:Senatorin Joanna Hagen
Federführend:5.060 - Fachbereichs-Controlling Bearbeiter/-in: Wetzel, Anton
Beratungsfolge:
Senat zur Senatsberatung
Bauausschuss zur Kenntnisnahme
16.09.2019 
21. Sitzung des Bauausschusses geändert beschlossen   
Hauptausschuss zur Kenntnisnahme
24.09.2019 
22. Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis genommen / ohne Votum   
Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnisnahme
26.09.2019 
11. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck (HAUSHALTSSITZUNG) zurückgestellt   
28.11.2019 
12. Sitzung der Bürgerschaft der Hansestadt Lübeck zur Kenntnis genommen / ohne Votum   

Beschlussvorschlag
Sachverhalt
Anlage/n
Anlagen:
Anlage 1 - Stellungnahme EBL

Beschlussvorschlag

Die Hansestadt Lübeck beabsichtigt eine Leitstelle Verkehrsflussmanagement einzurichten. Übergeordnete Zielsetzung der Leitstelle ist die effektive Unterstützung der Straßenbaulast-und Leitungsträger der Hansestadt Lübeck bei der Entscheidungsfindung, ob, in welchem Umfang und wann eine Baumaßnahme durchgeführt werden soll.

 


Begründung

In der Stadt der Zukunft sind digitale Infrastruktur, intelligente Energieversorgung und innovative Mobilitätskonzepte untrennbar miteinander vernetzt. Dieses Leitbild verfolgt die Hansestadt Lübeck. Hierzu wurde im vergangenen Jahr auf der Grundlage einer digitalen Strategie das EnergieCluster digitales Lübeck entwickelt, mit dem sich die Hansestadt Lübeck aufmacht, eine Modellregion einer intelligent vernetzten, nachhaltigen Stadt mit hoher Lebensqualität für ihre Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Mit diesem Konzept hat die Hansestadt Lübeck am Bundeswettbewerb Stadt.Land.Digital teilgenommen und den Wettbewerb Anfang des Jahres gewonnen.

 

Als Wegbereiter einer digital vernetzten Stadt und des Internet of Things wurde innerhalb von drei Monaten das Funknetz LoRaWAN über Lübeck aufgespannt. Einzelne Projekte, die u. a. auch Auswirkungen auf den Verkehr bzw. die Verkehrsbelastung haben (Smart Waste, Smart Bridge, Smart Parking), werden für die Hansestadt Lübeck entwickelt oder angepasst und sollen zeitnah in die praktische Anwendung gehen.

 

Die Hansestadt Lübeck und die Leitungsträger als Dienstleister für die Infrastruktur nehmen eine große Anzahl von Aufgaben wahr, die unmittelbar Auswirkungen auf den Straßenverkehr der Hansestadt haben. Diese Akteure wirken im öffentlichen Verkehrsraum mit entflochtenen Zuständigkeiten räumlich zusammen, was aufgrund der unterschiedlichen Belange, die zu berücksichtigen sind, stetig an Komplexität zunimmt. Die Nutzer der Straßen sind von Eingriffen im Rahmen von Baumaßnahmen stark betroffen. Aufgrund einer Vielzahl von Baumaßnahmen ist daher deren effektive Koordinierung erforderlich, um die Belastungen für die Nutzer so gering wie möglich zu halten. Vor dem Hintergrund der Bemühungen um eine nachhaltige Mobilität und der auch in Zukunft anstehenden umfangreichen Sanierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen ist ein neues Planungsinstrument erforderlich, das insbesondere mittelfristige Zeithorizonte (2-5 Jahre) berücksichtigt und eine bessere Priorisierung der jeweiligen Maßnahmen ermöglicht.

 

Es bedarf einer modernen, ganzheitlichen und transparenten Koordinierung der erforderlichen baulichen Maßnahmen im Verkehrsraum, wobei das Wirken einer Koordinierungsstelle nicht primär auf die Vermeidung von Staus oder Beeinträchtigungen abzielen soll, sondern auf die spürbare Verbesserung des Verkehrsflusses. Der Fachbereich Planen und Bauen plant, hierfür eine moderne und übergeordnete Leitstelle für den örtlichen Zuständigkeitsbereich mit einer innovativen, softwaregestützten Lösung aufzubauen.

 

Bei der Leitstelle Verkehrsflussmanagement handelt es sich um ein strategisches Projekt der Hansestadt Lübeck. Sie ist als ein Expertensystem angedacht, das mittels Software die Kooperation und Koordination der aktuellen wie auch der zukünftigen Baubedarfe aller im Straßenraum tätigen Akteure (auch Bund und Land) fördern und sicherstellen soll: Mehr Transparenz, eine bessere mittelfristige Planung, eine langfristige Erhaltungsstrategie. Darüber hinaus wird hierdurch auch eine frühzeitige Information der Öffentlichkeit angestrebt, bei der die Verkehrsteilnehmer als Kooperationspartner erkannt und in die Lösung von Verkehrsflussproblemen eingebunden werden sollen.

 

Die Leitstelle wird bewusst nicht im bauenden Bereich, sondern im administrativen Bereich des Fachbereichs Planen und Bauen zentral angesiedelt werden, um von dort alle öffentlichen Bauvorhaben transparent zu koordinieren. Im Rahmen einer Projektstruktur, die direkt der Fachbereichsleitung zugeordnet ist, sollen die Koordinierungsprozesse mit allen Akteuren definiert und festgelegt werden. Für den Start der Leitstelle sollen zwei neue Fachkräfte eingesetzt werden, die einer Leitung unterstellt sind. Die inhaltliche Vernetzung mit dem Fachbereichscontrolling wird sichergestellt. Übergeordnete Zielsetzung der Leitstelle ist die effektive Unterstützung der Straßenbaulast- und Leitungsträger der Hansestadt Lübeck bei der Entscheidungsfindung, ob, in welchem Umfang und wann eine Baumaßnahme durchgeführt werden soll. Dabei sollen bereits erste Ideen und Bedarfe von Baumaßnahmen möglichst frühzeitig mit allen im Straßenraum Mitwirkenden kommuniziert und in den Planungsprozess eingesteuert werden. Der Planungshorizont sollte dabei zwei bis fünf Jahre umfassen. Für die Umsetzung von Baumaßnahmen aller Akteure soll die verpflichtende Beteiligung der Leitstelle Voraussetzung sein.

 

Der Kommunikations- und Koordinationsprozess soll durch eine Softwarelösung unterstützt werden. Das neue Planungsinstrument soll dabei auf vorhandenen Datenbeständen aufbauen und diese Daten mit Unterstützung einer geoinformationsgestützten Anwendung visualisieren, um die für die Entscheidungsfindung erforderlichen Informationen auf einer digitalen Karte übersichtlich darstellen zu können. Hierbei hat sich die Hansestadt Lübeck entschieden, das System roads der Firma Workplace Solutions (WPS) einzusetzen. Die Software wurde im Auftrag der Hansestadt Hamburg genau für diesen Koordinierungsprozess entwickelt und 2017 mit dem Deutschen Ingenieurspreis in den Kategorien Innovation, Baukultur sowie Verkehr im Dialog von der Bundesvereinigung für Straßenbau- und Verkehrsingenieure e. V. ausgezeichnet.

 

Die wesentlichen Merkmale von roads sind u. a.:

 

  • Der Fokus der Anwendung liegt auf Koordination (statt nur auf Informationsaustausch).

 

  • Verortung von Baustellen auf einer Karte und Nutzung einer Zeitachse, welche den gewählten Zeitraum darstellt. Die Visualisierung ermöglicht Zeitraum und Ort von Baumaßnahmen „auf einen Blick“ gemeinsam zu überblicken, durch eine spezielle Farbcodierung der geplanten Baumaßnahmen.

 

  • Maximaler Planungshorizont von bis zu 20 Jahren

 

  • Bündelung von Baumaßnahmen in Szenarien

 

  • Speicherung verschiedener Szenarien mit unterschiedlichen Planungsständen, sodass Entwürfe und Diskussionsstände festgehalten werden können, ohne dass schon direkt der Planungsstand verändert wird. Damit können sich mehrere Experten über Alternativen und Ideen austauschen und ihr Verständnis digital festhalten. Die Koordination findet damit ganz greifbar innerhalb des Systems statt und nicht nur davor in den Köpfen der Beteiligten.

 

  • Spiegelung Szenario-Analyse gegen die aktuellen Planungsstände der beteiligten Akteure. Erst wenn ein Szenario abgestimmt wurde, wird es in den Planungsstand übernommen.

 

  • Modellierungsmöglichkeit von Abhängigkeiten durch logische Regeln, wie z. B. bereits eingerichtete Umleitungsstrecken, Schwerlastrouten, die Erreichbarkeitsnetze oder Veranstaltungen

 

  • Freie Nutzung der Software durch die Koordinationsakteure innerhalb der Stadtgrenzen nach Lizenzerwerb durch den Auftraggeber

 

  • Im Kooperationsverbund/Systemverbund Austausch der Baustellendaten über einen Hub; Eigentum der Daten bleibt bei den jeweiligen Kooperationspartnern mit eigenem Server

 

  • Unterstützung der Koordination der Baumaßnahmen in Gruppen an einem Koordinationsarbeitsplatz mit einer Interaktionsform mittels eines Multi-Touch-Tisches

 

Darüber hinaus können zur Unterstützung der Planung weitere Informationen aus den zahlreichen Projekten der digitalen Vernetzung übernommen werden, z. B. Verkehrsflusszählungen, Schaltprogramme der Lichtsignalanlagen oder Straßenzustände aus dem ZEB Messverfahren im Rahmen der Erhaltungsstrategie.

 

Die Initiative der Hansestadt Lübeck zur Verkehrsflussoptimierung und Koordination von Baumaßnahmen wird auch von den übrigen großen Akteuren im öffentlichen Verkehrsraum der Hansestadt, Stadtwerke Lübeck und Entsorgungsbetriebe Lübeck, unterstützt.

 

Vor diesem Hintergrund beabsichtigt der Fachbereich Planen und Bauen im weiteren Schritt die Beschaffung der für die Koordination erforderlichen Software und wird die dafür erforderlichen Haushaltsmittel für die Folgejahre sowie drei Planstellen für die neue Aufgabe im Stellenplan 2020 einrichten und die erforderliche Organisationsstruktur innerhalb des Fachbereichs schaffen.

 


Anlagen

1 – Stellungnahme der Entsorgungsbetriebe

 

 

Anlagen:  
  Nr. Status Name    
Anlage 1 1 öffentlich Anlage 1 - Stellungnahme EBL (2014 KB)    
Stammbaum:
VO/2019/07950   Einrichtung einer Leitstelle Verkehrsflussmanagement   5.060 - Fachbereichs-Controlling   Bericht öffentlich
VO/2019/07950-01   Einrichtung einer Leitstelle Verkehrsflussmanagement - Ergänzung zum Bericht VO/2019/07950   5.060 - Fachbereichs-Controlling   Bericht öffentlich