v.l.n.r. Bürgermeister Jan Lindenau, Dieter Witasik, Dr. Dominik Kuhn und Jana Betten präsentieren handgezeichnete Entwürfe des Lübecker Stadtwappens
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Seit 30 Jahren prägt das aktuelle Lübecker Stadtwappen und Namenszeichen das Erscheinungsbild der Hansestadt. Heute übergab Dieter Witasik – ehemaliger Geschäftsführer der MIKADO GmbH und heutiger Geschäftsführer der ews group GmbH – im Beisein von Bürgermeister Jan Lindenau und Stadtarchivleiter Dr. Dominik Kuhn ein umfangreiches Konvolut an das Archiv der Hansestadt Lübeck. Die Sammlung umfasst Entwürfe, Originalzeichnungen, Schriftverkehr und Dias aus der Entstehungszeit des heutigen Stadtwappens.
Sie dokumentiert den Entwicklungsprozess des Corporate Designs von 1996, das in weiten Teilen bis heute das Erscheinungsbild der Stadt prägt. Zwar bekam die Hansestadt Lübeck zum Jahreswechsel 2020/21 eine neue Gestaltungsrichtlinie, doch das 1996 entwickelte Stadtwappen wurde dabei unverändert übernommen.
Bürgermeister Jan Lindenau freut sich über diese Dokumentation: „Das Design ist nicht nur aktuelles Markenzeichen der Stadtverwaltung, es steht mit dem enthaltenen Stadtwappen in einer Jahrhunderte alten Tradition und für die städtische Identität. Die jüngste grafische Weiterentwicklung lässt sich nun im Archiv für alle nachvollziehen.“
„Der Doppeladler ist als Lübeckisches Wappen seit der Mitte des 14. Jahrhunderts belegt. Verbindlich ist in der Heraldik die wörtliche Beschreibung eines Wappens (Blasonierung), die konkrete Ausgestaltung unterliegt der künstlerischen Freiheit. Deshalb hat sich die Gestaltung des Lübeckischen Doppeladlers immer wieder mal gewandelt“, erläutert Archivleiter Dr. Dominik Kuhn.
„Ich erinnere mich noch gut an den Entwicklungsprozess mit meinen zwischenzeitlich verstorbenen Kollegen Karl-Heinz Augsten und Prof. Kurt Weidemann. Der damals schon international renommierte Weidemann legte sein besonderes Augenmerk auf die Bewahrung der Lübschen Identität“, so Dieter Witasik. „Der Doppeladler und die Stadtfarben Weiß-Rot waren Konstanten, die es im allgemeinen Erscheinungsbild zu erhalten galt.“
30 Jahre alt und dennoch zeitlos
Im November 1996 beschloss der Senat der Hansestadt Lübeck ein neues Erscheinungsbild. Die MIKADO GmbH, Lübeck, zusammen mit Prof. Kurt Weidemann, hatte mit ihren Entwürfen den vorangegangenen Wettbewerb gewonnen und den Zuschlag erhalten.
Das 1996 entwickelte umfassende Designsystem sorgte für eine Vereinheitlichung und Vereinfachung der elektronischen und drucktechnischen Kommunikation von Briefbögen über das Vordruckwesen bis zum visuellen Leitsystem wie Hinweis- und Bauschildern. „Nach rund 30 Jahren hat das Erscheinungsbild der Hansestadt Lübeck aus meiner Sicht seine zeitlose Klasse bewiesen. Das gemeinsam mit Prof. Kurt Weidemann entwickelte Stadt-Design hat sich bei leichten Anpassungen als optische Visitenkarte und emotionale Klammer der Kommunikation von Stadtverwaltung, Eigenbetrieben und Gesellschaften bewährt“, sagt Dieter Witasik anläßlich der Übergabe.
Prof. Kurt Weidemann, der in der Hansestadt Lübeck nach dem Krieg eine Ausbildung zum Schriftsetzer absolviert hatte und in den 1990er Jahren drei Professuren innehatte, gab dem Doppeladler eine behutsame Überarbeitung: fortan strahlte er Aufmerksamkeit und Weitblick aus. „Für uns als junge Gestalter war es eine große Ehre mit einem der international prägendsten Gestalter diese Aufgabe anzugehen“, führt Dieter Witasik weiter aus. Prof. Kurt Weidemann hat Erscheinungsbilder von der Deutschen Bahn DB über Daimler Benz bis Zeiss entwickelt. Im intensiven Dialog habe man das gesamte Lübecker Stadt-Design erarbeitet und blieb im Nachgang kollegial und freundschaftlich verbunden. „Ich bin mir sicher, Weidemann hätte sich über die Übergabe der Materialien an das Archiv der Hansestadt Lübeck sehr gefreut“, erklärt Dieter Witasik.
Hintergrundinformationen zu Kurt Weidemann
Prof. Kurt Weidemann (1922-2011) gehörte als Grafikdesigner, Typograf, Essayist und mehrfacher Hochschullehrer bundesweit und international zu den prägenden und anerkannten Persönlichkeiten der Zunft. Nach Abitur in Lübeck, Rückkehr aus der Gefangenschaft, Anfang der 1950er Jahre Ausbildung zum Schriftsetzer in der Hansestadt. Kurt Weidemann war mit der Stadt stets tief verbunden – daher war er sofort zur Zusammenarbeit bei der Entwicklung des Erscheinungsbildes der Hansestadt Lübeck bereit.
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