Veröffentlicht am 07.12.2023

Danziger Textilschatz im Zeichen europäischer Freundschaft

Präsentation im St. Annen-Museum ab 7. Dezember 2023

Blick ins Innere der Lübecker Welterbes: Das St. Annen-Museum.

Das St. Annen-Museum bewahrt als Dauerleihgabe einen ganz besonderen Schatz: Die Danziger Paramente. Dabei handelt es sich um kostbarste Gewänder für den Gottesdienst aus dem Besitz der Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK), Hannover. Da die textilen Objekte strengen konservatorischen Bedingungen unterliegen und nach einer gewissen Zeit wieder ins Dunkle müssen, werden die wertvollen Stücke in regelmäßigem Wechsel präsentiert. Ab Donnerstag, 7. Dezember, zeigt das St. Annen-Museum nun die frisch gewechselten Gewänder aus diesem besonderen Konvolut von insgesamt 103 Stücken.

Bei der Präsentation wird erneut großer Wert auf das Miteinander der Künste im Mittelalter gelegt.  So zeigen die Gewänder gemeinsam mit Architektur, Glasmalerei, Malerei und Skulptur des 15. Jahrhunderts ein schönes und stimmiges Gesamtbild. Sie alle dienten dazu, den Gottesdienst als großes Fest für die Christen zu Ehren Gottes zu gestalten.

Feinste Stickereien mit purem Gold und asiatische wie auch italienische Seiden zeigen den hohen Wert, der diesen Gewändern ehemals zugemessen wurde. Sie stammen aus der Marienkirche in Danzig und sind vorwiegend im 14. und 15. Jahrhundert, gestiftet von den Danziger Bürger:innen, entstanden. In der Kirche versteckt, überdauerten sie Reformation und Kriege. Erst im 19. Jahrhundert hat man sie zufällig bei Bauarbeiten wiederentdeckt. Das macht sie so besonders wertvoll, wurden sie doch über Jahrhunderte weder benutzt noch verändert und auch nicht dem Licht ausgesetzt.

Es ist faszinierend und zugleich äußerst selten, wie gut sich die Farben der Seidenstickereien, die feinen Samte und auch die Partien aus purem Gold erhalten haben.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ein Teil der textilen Schätze von Danziger Bürger:innen gemeinsam mit dem dortigen Pfarrer Gerhard Gülzow auf ihrer Flucht nach Lübeck mitgenommen und gerettet. 183 weitere Stücke wurden damals nach Thüringen gebracht und nach dem Krieg nach Danzig zurückgeführt. Im Dezember 2022 hat die UEK in einem gemeinsamen Letter of Intent mit der Danziger Marienkirche die Absicht formuliert, dass auch die Objekte aus Lübeck nach Danzig zurückkehren sollen, wenn die geeigneten Bedingungen dafür geschaffen wurden. Um die Rückkehr professionell und sorgfältig vorzubereiten, wurde ein Fachbeirat mit polnischen und deutschen Experten ins Leben gerufen. Der Fachbeirat wird nun am 7. und 8. Dezember in Lübeck zusammenfinden; am 8. Dezember um 16.30 Uhr wird die UEK im Haus Danzig in der Engelsgrube 66 das Vorhaben der Öffentlichkeit vorstellen und die Gelegenheit zum Austausch bieten.

Weitere Informationen unter https://st-annen-museum.de/ +++

Quelle: Die Lübecker Museen