Veröffentlicht am 09.08.2023

Vierbeinige Landschaftspfleger in ehemaliger Kiesgrube

Beweidung mit Heckrindern ermöglicht ideale Lebensbedingungen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten

Durch regelmäßigen Verbiss und Tritt sorgen die Heckrinder für offenes Grünland und ermöglichen damit ideale Lebensbedingungen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten.

Zur Wiederherstellung eines naturnahen Lebensraumes wurde die ehemalige Kiesgrube Possehl umzäunt und als Rinderweide hergerichtet. Die Weide befindet sich zwischen der Siedlung Kücknitz und dem Naturschutzgebiet Dummersdorfer Ufer.

Bewirtschaftet wird die Weide von dem direkt anliegenden Naturnah-Hof, ein kleiner Familienbetrieb mit Direktvermarktung. Damit die Heckrinder dieses Betriebs auf die Weidefläche geführt werden können, wurden am 1. August bislang offene Metalltore geschlossen und das Betreten der Flächen ist seitdem nicht mehr möglich. Auf der benachbarten Weide grasen bereits Longhorns eines anderen, ebenfalls ortsansässigen Landwirts. Heckrinder und Longhorns sind traditionelle Weiderassen, die für ihre Robustheit und Genügsamkeit bekannt sind.

Hinweise für ein friedliches Miteinander

Zwar können die umzäunten Flächen nicht mehr betreten werden, das Wandern und das Beobachten der Tiere entlang eines zukünftig umgeleiteten Wanderwegs bleibt jedoch möglich. Um die Gefahr einer Verletzung durch die Tiere auszuschließen, werden Spaziergänger:innen und Erholungssuchende gebeten, sich an folgende Hinweise zu halten: Es sollte ausreichend Abstand zu Mutterkühen und ihren Kälbern gehalten werden, da die Kühe einen ausgeprägten Mutterinstinkt haben und sie ihr Kalb deshalb vor jeder noch so kleinen Gefahr beschützen wollen, zum Beispiel einem sich nähernden Menschen. Außerdem sollten Wandernde weder die Wiesen betreten, noch über die Zäune klettern. Hundebesitzer:innen sind angehalten ihre Hunde unbedingt anzuleinen und nicht auf die Weideflächen laufen zu lassen.

Hintergrund

Der Abbau von Kies in der Grube der Firma Possehl Umweltschutz GmbH ist abgeschlossen und seit 2022 ist die Grube in eine naturschutzrechtliche Ausgleichsfläche überführt. Die Flächen wurden verfüllt und haben sich anschließend zu naturnahen Landschaften entwickelt. Ziel ist es nun, vor allem für Amphibien und Reptilien einen dauerhaften Lebensraum zu schaffen. Dazu gehören beispielsweise Laub- und Moorfrosch, Kammmolch und Knoblauchkröte sowie Zauneidechse. Besonderen Stellenwert hat die Wiederansiedelung der Wechselkröte (nähere Informationen zur Wechselkröte auf luebeck.de/Naturleben). All diese Arten brauchen eine vielgestaltige Landschaft: vegetationsarme, besonnte und offene Flächen als Lebensraum, bewachsene Bereiche als Rückzugsort und Versteck sowie Teiche zur Vermehrung.

Auf dem Areal sind jedoch schnell viele Gehölze gewachsen und die geplante Weide droht vollständig zu verwildern. Hier sollen Rinder als natürliches Mähinstrument Abhilfe schaffen: Durch regelmäßigen Verbiss und Tritt sorgen die Weidetiere für ein offenes Grünland und ermöglichen damit ideale Lebensbedingungen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, so auch für die genannten Amphibien und Reptilien. Ausgewählte Gehölzbestände bleiben ausgezäunt und damit als Rückzugsorte für die Tiere erhalten.

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