Veröffentlicht am 04.07.2023

Startschuss für das 1. Lübecker Urban Art Festival

Sieben Künstler:innen und Künstlergruppen verschiedener Generationen zeigen Urban Kunst im öffentlichen Raum

Ein gelungener Start für das 1. Lübeck Urban Festival in Moisling mit dem polnischen Künstler Sainer, der vor Ort mit der Gestaltung der Gebäudefassade begonnen hat.

Die Hansestadt Lübeck freut sich über den Start des 1. Lübeck Urban Art Festivals. Eineinhalb Jahre der Planung tragen vom 5. bis 9. Juli 2023 ihre Früchte in den urbanen Stadtraum hinein. In Kooperation mit diversen Partner:innen, Einrichtungen der Stadt und Akteuren der Kreativszene wurde den Wesensmerkmalen urbaner Kunst - Vielfalt, freie Zugänglichkeit, Partizipation - Rechnung getragen.

Auch das Ziel der Dezentralität konnte vollumfänglich umgesetzt werden. Diverse Workshop- und Mitmach-Angebote, Tanz- und Musikveranstaltungen sowie Flächen für zeitgenössische Kunst wurden außerhalb des Stadtzentrums angelegt. Zudem war es dem Organisationsteam ein Anliegen, die lokale und regionale SprayerSzene zu involvieren und ansässigen Künstler:innen neuen Nährboden für ihr kreatives Schaffen zu vermitteln - auch das ist gelungen wird beim Urban Art Festival erlebbar.

„Für die Kunstwerke wurden sowohl international agierende Künstlerinnen und Künstler engagiert als auch lokale Gruppen. So können wir eine große Bandbreite zeigen, die sich zudem über die gesamte Stadt verteilt und für jede Altersgruppe Angebote bereithält. Gäste und Anwohner:innen können den Entstehungsprozess der Kunstwerke von Anfang an miterleben – das ist ein ganz besonderes Element des Festivals und macht Urban Kunst für alle erlebbar und bindet sie anhand vieler Mitmach-Angebote auch aktiv mit ein“, erklärt Bürgermeister Jan Lindenau.

„Die Aspekte, Beteiligung zu ermöglichen und kulturelle Teilhabe zu fördern waren für uns bei der Planung des Festivals von zentraler Bedeutung. Die Angebote sollten sich vor allem auch an jüngere Menschen richten, da diese oftmals schwerer für kulturelle Angebote zu erreichen sind. Um den Zugang zu erleichtern, sind alle Angebote für Kinder und Jugendliche kostenlos. Grundsätzlich hält das Festival aber eine große künstlerische Bandbreite vor und bietet somit Angebote für alle Altersgruppen“, ergänzt Kultursenatorin Monika Frank.

Den Kern des Festivals machen die sieben Künstler:innen und Künstlergruppen aus, die an sieben Orten der Stadt ihre großformatigen Murals gestalten. Die LUAF-Kuratoren Mirko Reisser, Heiko Zahlmann und Gerrit Peters der Hamburger Künstlergemeinschaft getting-up vermochten es durch ihre jahrzehntelange Zugehörigkeit in der internationalen Szene, Künstler:innen von Rang und Namen für das Festival zu gewinnen.

Der Leitgedanke bei der Auswahl war, den Fächer künstlerischen Ausdrucks urbaner Kunst möglichst weit zu spannen. Daher soll sowohl etablierten Künstler:innen, die seit Jahrzehnten rund um den Globus wirken, als auch einer neuen Generation mit hohem Innovationsbewusstsein Raum zur Entfaltung gegeben werden.

Zur letzteren zählt Julia Benz: Die Absolventin der Kunstakademie Düsseldorf und Universität der Künste Berlin widersetzt sich rigoros der Kühle und Rationalität einer Kunst, die einem strengen Formalismus folgt. Sie fordert mit einer unerhörten Direktheit eine neue, expressive Freiheit der Malerei ein. In ihren meist großformatigen Arbeiten erschafft sie spannungsvolle und komplexe Welten voll selbstbewusster Farbkombinationen.

Auch die chinesische Künstlerin Satr gehört dieser jungen, global agierenden und vernetzten Generation an. Ihr Markenzeichen sind Tiermotive, die durch die zarte Schichtung transparenter und extrem fein zerstäubter Farbe eine unglaubliche Dynamik entwickeln. Die rauchige Qualität ihrer Werke schlägt eine Brücke zwischen den zarten Pinselstrichen traditioneller chinesischer Malerei und der Kühnheit moderner westlicher Graffiti-Techniken.

Mick La Rock hingegen ist eine wahre Szenenlegende - als eine der ersten weiblichen Sprayerinnen Europas arbeitet sie sich seit 1983 an den Wänden ihrer Heimat in den Niederlanden ab, später reist sie regelmäßig nach New York und kooperiert mit Szene-Größen. In den letzten Jahren avanciert sie außerdem immer mehr zu einer gefragten Kuratorin für Ausstellungen zur Graffiti-Geschichte.

Ebenfalls seit den 80er Jahren verschreibt sich der Künstler Stohead der Urban Art. Im Zentrum seines künstlerischen Universums prangt die Schrift. Form und Aussage bilden die beiden Pole, aus deren Spannung heraus der Berliner Künstler konsequent in unerschlossenes Terrain stößt. Wörter, Phrasen, Zitate von Liedtexten, gemalt in einem gestischen Stil, der mitunter einer Choreografie gleicht - dies ist über die Jahre zum Erkennungsmerkmal Stoheads geworden.

Dem entgegengesetzt arbeitet der polnische Muralist Sainer größtenteils figural: Seine Menschenportraits und tierische Figuren changierend zwischen Comic-Stil und fotografischem Realismus, zwischen surrealem Witz und melancholischem Sog.

Bond Truluv, Jahrgang 1983, begann Anfang dieses Jahrtausends, sich mit Graffiti-Writing zu beschäftigen. Seitdem experimentiert er mit neuen Formen der Buchstabenkomposition und kalligrafischen Ausdrucksweisen, aber auch mit verschiedensten anderen Disziplinen der bildenden Kunst und des Grafikdesigns. Seine ständige Sehnsucht nach Verwandlung und Variation in Bezug auf Material und Stil wird durch ausgedehnte Reisen kultiviert.

Das Dresdener Kunstkollektiv plusminus3 arbeitet seit zehn Jahren an der Schnittstelle zwischen urbaner und zeitgenössischer Kunst und erschafft abstrakte Werke in vielfältigen Formaten. Ihre Arbeiten sind Hybride aus unterschiedlichen Handschriften, die miteinander und mit der Architektur interagieren.

Das ganze Rahmenprogramm, eine Karte sowie Portraits der Künstler:innen findet sich unter www.luaf.de.

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