Veröffentlicht am 18.03.2022

Lübeck schafft Plätze für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine

Schnelle und reibungslose Umsetzung gelingt Dank der kooperativen Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen lokalen Hilfsorganisationen in Lübeck

Fertigstellung der Notunterkunft am 18.3.2022 in der 3-Feld-Sporthalle der Heinrich-Mann-Schule, Brüder-Grimm-Ring 6-8, 23560 Lübeck für aus der Ukraine Geflüchtete. Von links nach rechts: Olaf Schmidt, Deutsches Rotes Kreuz Lübeck, Bereichsleiter Feuerwehr Thomas Köstler, Bürgermeister Jan Lindenau.

Angesichts der weiterhin dynamischen und unübersichtlichen Lageentwicklung in der Ukraine baut die Hansestadt Lübeck kurzfristig die Unterbringungs- und Betreuungskapazitäten weiter aus. Bis einschließlich Donnerstag, 17. März 2022 haben sich innerhalb einer Woche rund 1.000 Flüchtlinge bei der Lübecker Ausländerbehörde registrieren lassen. 260 Personen wurden bis 17. März 2022 in Notunterkünften, 74 Menschen in den bestehenden Gemeinschaftsunterkünften der Stadt untergebracht. Zudem kommen viele Flüchtlinge derzeit bei Verwandten, Bekannten oder helfenden Bürger:innen unter.

Innerhalb weniger Tage konnten bereits zum 12./13. März 2022 rund 250 Notunterkunftsplätze im Gebäude der Volkshochschule in der August-Bebel-Straße sowie im ehemaligen Schulgebäude in der Kalkbrennerstraße bereitgestellt werden. Knapp eine Woche später werden die Kapazitäten heute um rund 300 Notunterkunftsplätze erweitert: 160 Geflüchtete finden einen ersten Schlafplatz ab sofort in der ehemaligen Sporthalle des Stadtverkehrs, weitere 150 Geflüchtete können jeweils ab diesem Wochenende in der Sporthalle im Brüder-Grimm-Ring und der Sporthalle Kalkbrennerstraße untergebracht werden.

Der Bürgermeister hat einen Verwaltungsstab eingerichtet, der fortlaufend den Aufbau weiterer Unterkünfte steuert und die notwendigen Hilfs- und Unterstützungsangebote koordiniert. Parallel ist die Stadt in Kontakt mit den Wohnungsunternehmen, um weitere Gemeinschaftsunterkünfte anzumieten. Auch die Organisation von Behelfsunterkünften wird geprüft. Zudem gilt es die Ausstattung, Betreuung und Versorgung in den Unterkünften sicher zu stellen.

„In Notunterkünften und Gemeinschaftsunterkünften konnten so innerhalb einer Woche fast 1.000 Plätze geschaffen werden. Das ist eine enorme Leistung aller Beteiligten. Die Zusammenarbeit der Hilfsorganisationen mit den städtischen Verwaltungsbereichen funktioniert sehr gut. Ich danke allen engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen für den engagierten Einsatz! Auch wenn aktuell viele Geflüchtete privat eine Unterkunft nutzen, bereiten wir uns weiter auf zusätzliche Unterkunftsplätze vor. Neben der Unterkunft steht auch der Schutz vor Corona im Mittelpunkt der Bemühungen. Impfangebote werden den Geflüchteten bereits bei der Ankunft gemacht." so Bürgermeister Jan Lindenau.

Die schnelle und reibungslose Umsetzung gelingt Dank der kooperativen Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen lokalen Hilfsorganisationen in Lübeck – ein engmaschiges Netzwerk, das bereits seit Jahren erfolgreich Herausforderungen meistert. So unterstützen Kamerad:innen der freiwilligen Feuerwehren den Aufbau von Notunterkünften. Ehrenamtliche der Johanniter-Unfall-Hilfe, des Deutschen Roten Kreuzes, des Arbeiter-Samariter-Bundes, des Malteser-Hilfsdienstes, der Vorwerker Diakonie und der Gemeindediakonie übernehmen im Auftrag der Hansestadt Lübeck die Betreuung und Versorgung der Menschen vor Ort. Zahlreiche Spenden der Bürger:innen, wie Schlafsäcke, Spielzeug oder Süßigkeiten werden u.a. durch die Lübecker Flüchtlingshilfe koordiniert und ermöglichen eine rasche und individuelle Ausstattung der Notplätze.

Kern des operativ taktischen Stabes ist die Feuerwehr Lübeck. Der Stab, unter der Leitung des Feuerwehrchefs Thomas Köstler, ist zuständig für die Notunterkünfte und den Transport der Geflüchteten zu den Unterkünften. In enger Absprache mit den zuständigen Stellen der Stadtverwaltung oder externen Firmen werden Notunterkünfte gesucht, errichtet und anschließend betrieben. „Wir arbeiten Hand in Hand mit allen Blaulichtorganisationen und den städtischen Bereichen wie z.B. der sozialen Sicherung, dem Ordnungsamt, dem Jugendamt und dem Gebäudemanagement, um schnell und koordiniert zu helfen.", so Thomas Köstler.

Pastorin Johanne Hannemann, Geschäftsführerin der Vorwerker Diakonie: „Seit Anfang März laufen bei der Vorwerker Diakonie - in enger Abstimmung mit dem Jugendamt der Hansestadt Lübeck - Vorbereitungen zur kurzfristigen Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen ukrainischen Flüchtlingen. Diese werden vor allem in der sogenannten Inobhutnahmestelle der Vorwerker Diakonie aufgenommen. Sollten die Kapazitäten dort nicht ausreichen, wird außerdem auf freie Plätze der Lübecker Jugendhilfelandschaft zugegriffen. Für den Fall eines besonders großen Zustroms minderjähriger ukrainischer Flüchtlinge steht außerdem eine Sporthalle zur Verfügung – diese kann innerhalb von drei Stunden in eine vorläufige Unterkunft für bis zu 20 Personen umgewandelt werden."

Stefan Krause, Vorstand DRK Lübeck: „Als Deutsches Rotes Kreuz Lübeck stehen wir mit unseren ehren- und hauptamtlichen Helferinnen und Helfern bereit, um die vor Krieg und Not zu uns geflüchteten Menschen aufzunehmen und zu betreuen. Das ist ein Gebot der Menschlichkeit, dem obersten Grundsatz der weltweiten Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Im Verbund mit der Hansestadt Lübeck, den anderen Hilfsorganisationen und weiteren Partnern werden wir auch diese Herausforderung bewältigen.“

André Weidmann, Bereichsleiter Obdach und Asyl der Gemeindediakonie Lübeck: "Wir sind auch für die kurzfristige Aufnahme Geflüchteter gut vorbereitet - nicht zuletzt dank der hohen Einsatzbereitschaft unserer Mitarbeitenden in den Gemeinschaftsunterkünften, jenseits von regulären Arbeitszeiten. Wir halten insbesondere Räumlichkeiten mit Ausstattungen für Familien mit Kindern vor und sorgen dafür, dass diese im Zweifel rund um die Uhr alles haben, was sie benötigen, wie Geschirr, Besteck, Lebensmittel etc. Aktuell beobachten wir die Fluchtbewegungen aus der Ukraine sehr genau und stellen uns darauf ein, sehr frühzeitig agieren zu können. Dabei stimmen wir uns eng mit der Hansestadt Lübeck ab."

Kai-Uwe Preuß, Mitglied im Regionalvorstand des Regionalverbandes Schleswig-Holstein Süd/Ost der Johanniter-Unfall-Hilfe: „Wir Johanniter sind mit unserer jahrelangen Erfahrung in der Flüchtlingshilfe und mit der tatkräftigen Unterstützung der Ehrenamtlichen im Katastrophenschutz in den Aufbau und Betrieb der Notunterkünfte eingebunden. Es ist uns besonders wichtig, den ankommenden Menschen so schnell und gut wie möglich zu helfen. Dafür suchen wir auch noch personelle Unterstützung, insbesondere Menschen mit sozialpädagogischer Ausbildung. Außerdem suchen wir Betreuer:innen, gerne mit technischer oder kaufmännischer Ausbildung, die bei den praktischen Dingen vor Ort unterstützen.“

Yannik Burdenski, Gruppenführer im Katastrophenschutz beim Malteser Hilfsdienst e.V.: „Der Malteser Hilfsdienst e.V. in Lübeck ist zurzeit in vielfältigen Bereichen eingesetzt. Zu unserer Hauptaufgabe im Rahmen der Tätigkeit als 2. Betreuungsgruppe der Hansestadt Lübeck zählt die Errichtung und der Betrieb von Notunterkünften. Hier unterstützen wir organisationsübergreifend unter der Gesamteinsatzleitung von JUH/DRK und betreiben eine eigene Unterkunft. Im Rahmen der Vereinsarbeit helfen wir mit vier Einsatzkräften aus dem Sanitätsdienst in einer Sanitätsstation der Berliner Malteser aus und stellen die Erstversorgung von ankommenden Schutzsuchenden sicher. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit lokalen Vereinen wie der Lübecker Flüchtlingshilfe e.V. zusammen und unterstützen beim Transport und der Verteilung von gespendeten Waren.“

Keine zentrale Registrierung

Im Gegensatz zu 2015 ist die Steuerung der Zufluchtsuchenden schwieriger, da es keine zentrale Registrierung gibt. Ukrainische Staatsangehörige, die im Besitz eines biometrischen Reisepasses sind, sind für Kurzaufenthalte von der Visumpflicht befreit. Auch eine Registrierung bei der Ausländerbehörde ist nicht zwingend notwendig. Diese ist nur dann notwendig, wenn die Geflüchteten eine Unterkunft benötigen oder eine finanzielle Unterstützung für Miete, Unterkunft und Krankenschutz nach dem Asylbewerberleistungsgesetz beantragen wollen.

Private Übernachtungsangebote

Die Hansestadt Lübeck erreichen über die Koordinierungsstelle Ukraine-Hilfen (www.luebeck.de/ukraine-hilfen) zahlreiche Angebote über privaten Wohnraum, meist in Form von freien Gästezimmern. Die Koordinierung der Vermittlung von geflüchteten Menschen in diesen privaten Wohnraum erfolgt über die Freiwilligenagentur ePunkt e.V. in Kooperation mit der Ukraine-Couch von Viktor e.V., mit denen die Hansestadt Lübeck eng zusammenarbeitet. Privatpersonen können über das Kontaktformular auf https://epunkt.org ihr Wohnungsangebot registrieren und werden bei Bedarf von den ehrenamtlichen Helfern der Ukraine-Couch kontaktiert.

Stine Nielandt ist beeindruckt von der Hilfsbereitschaft der Lübecker. „Rund 250 Menschen haben sich über unsere Internetseite registriert und privaten Wohnraum zur Verfügung gestellt. So können wir als ergänzendes Angebot der Stadt fast 500 Betten als Überbrückungsmöglichkeit vorhalten. Es gibt Ferienwohnungen und separate Gästezimmer, aber es gibt durchaus auch Anbieter, die in ihrer eigenen Wohnung zusammengerückt sind, um Platz auf der Couch zu schaffen. Die privaten Unterkünfte werden ausschließlich an Personen vergeben, die besonders schutzbedürftig sind. Dazu gehören u.a. Mütter mit kleinen Kindern, ältere, alleinreisende Erwachsene, Menschen mit Behinderungen bzw. Erkrankungen und queere Personen.“

Ankunft in Lübeck

Ukraine-Flüchtlinge, die per Bahn in Lübeck ankommen, werden am Welcome-Point im Hauptbahnhof in Empfang genommen. Menschen, die eine Bleibe benötigen, werden per Fahrdienst in eine entsprechende Unterkunft gebracht.

Ukraine-Flüchtlinge, die außerhalb der Öffnungszeiten der Stadtverwaltung und nicht am Bahnhof in Lübeck ankommen und keine Unterkunft haben, wenden sich an die Polizei. Diese hilft und leitet die Menschen zu einer Unterkunft weiter.

Eine Registrierung und meldepflichtige Erfassung ist im Ordnungsamt, Bürgerservicebüro Innenstadt / Ausländerbehörde im Lichthof, während der regulären Öffnungszeiten möglich. Menschen, die sich dort melden und noch keine Bleibe haben, werden von dort aus direkt in eine Unterkunft vermittelt.

Spenden

Viele Lübecker:innen wollen angesichts des Konfliktes in der Ukraine den in Not geratenen Menschen helfen – entweder durch Spenden oder ehrenamtliches Engagement.

Ausführliche Informationen für Geflüchtete sowie zu Spenden, Ehrenamt und Unterkunftsangeboten sind online abrufbar unter www.luebeck.de/ukraine-hilfen. Aufgrund der dynamischen Entwicklung werden die Inhalte dieser Website laufend aktualisiert.+++