Veröffentlicht am 26.08.2021

Gestaltungsbeirat diskutierte Bunkeranbau und Wohnen auf der Werft

Lob für Glintmauer im Gründungsviertel als verbindendes Element der vielen individuell gestalteten Grundstücke

Die Mitglieder des Gestaltungsbeirates informieren sich im Gründungsviertel über den Bau der Glintmauer. (20.8.2021)

Der Welterbe- und Gestaltungsbeirat der Hansestadt Lübeck hat sich am Donnerstag, den 19. August 2021, im Hogehus zusammengefunden. Auf diese Weise war es möglich – trotz der Auflagen der Covid-19 Pandemie – die Beratung der interessierten Öffentlichkeit und Fachwelt zugänglich zu machen. Besucht wurde die öffentliche Sitzung von rund 20 Besucher:innen.

Behandelt wurden das Projekt „Wohnen auf der Werft“ und die Planungen zu einem Anbau an den Bunker in der Ziegelstraße. Wie üblich haben die Beiräte beide Projekte zunächst vor Ort besichtigt und im anschließenden Austausch eine jeweilige fachliche Haltung entwickelt.

Die Überlegungen das Grundstück mit dem Bunker durch ein Wohnhaus weiterzuentwickeln werden begrüßt. Die Frage der Fügung von bestehender Bunkeranlage und einer neuen baulichen Ergänzung sieht der Beirat jedoch mit dem vorgelegten Entwurf noch nicht beantwortet. Insbesondere die Stellung des Wohnhauses unmittelbar vor den Bunker und die Überformung durch zwei aufgelegte Geschossebenen wurden vertieft diskutiert, da hiermit die prägende körperhafte Qualität und Raumkante an der exponierten Stelle im Eingangsbereich der Ziegelstraße verloren gehen. An die zeichnenden Architekten wurde appelliert, die Beziehung zwischen dem dominanten Bestandsbau und einer baulichen Ergänzung so zu erarbeiten, dass etwas neues Ganzes entsteht, mit einer robusteren Ausformulierung.

Für das Projekt „Wohnen auf der Werft“, welches nördlich der Boebs-Werft in Travemünde den Abschluss der Travemünder Uferpromenade bildet, hat der Beirat ein Verfahren mit mehreren Architekturbüros empfohlen. Ziel sollte es sein, die außergewöhnlichen Qualitäten der Flächen im Wettbewerb weiter herauszuarbeiten. Der Beiratsvorsitzende Prof. Springer betonte: „Mit einer neuen Entwicklung des ehemaligen Werftareals besteht die wunderbare Chance, einen räumlich und gestalterisch überzeugenden Abschluss der gesamten Uferpromenade zu formulieren. Die Flächen haben für Travemünde eine herausgehobene Bedeutung, was im Umkehrschluss eine gewisse Verantwortung erkennen lässt. Der Ansatz einen Teil der alten Werfthallen in eine Neubebauung zu integrieren ist ein gut vorstellbares Motiv“. Der Bauherr hat signalisiert, den Anregungen des Beirats zu folgen und im Austausch mit der Verwaltung einen Wettbewerb auf den Weg zu bringen.

Abschließend wurden Frau Prof. Kahlfeldt und Herr Prof. Springer feierlich verabschiedet. Seit 2015 und in zwei Beiratsperioden haben beide an vielfältigsten Projekten und baukulturellen Fragestellungen mitgewirkt. Frau Bausenatorin Hagen stellte die intensiven Beratungen zum Gründungsviertel und Baggersand in Travemünde heraus und betonte, dass „Baukultur im fachlichen Aushandlungsprozess beginnt. Eine kluge und kritische Haltung zu architektonischen, städtebaulichen und denkmalpflegerischen Themen ist eine Grundvoraussetzung für nachhaltiges und identifikationsstiftendes Bauen. Hierzu gehört das Einnehmen verschiedener Perspektiven ebenso wie das letztendliche Treffen klarer Empfehlungen. Diese Qualitäten haben die ausscheidenden Beiräte in beeindruckender Weise nachgewiesen“.

Am Freitag, 20. August 2021, besichtigten die Beiräte die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts der Glintmauer im Gründungsviertel. Der für die Planung und Bauleitung verantwortliche Landschaftsarchitekt Gunnar ter Balk erläuterte die Grundzüge der Planung und berichtete zum Baufortschritt. Die Mauern orientieren sich an der historischen Parzellenstruktur und folgen in ihrer abgetreppten Form der Topographie in den Baublöcken. Gegliedert werden die 70 beziehungsweise 90 Meter langen Mauern durch Pfeiler. Je nach Wunsch der Eigentümer:innen werden teilweise auch Stichmauern auf der Grenze zwischen benachbarten Grundstücken errichtet. Der Beirat begrüßt die Umsetzung der Mauer, die mit ihrem durchgehenden Material ein verbindendes Element der vielen individuell gestalteten Grundstücke darstellt und den städtebaulich gewählten Ansatz unterstreicht.

Die nächste Beiratssitzung ist für den 18./19. November 2021 vorgesehen, dann mit zwei neuen Beiratsmitgliedern. +++