Veröffentlicht am 17.07.2019

Die „Seeschlacht bei Gothland“ erstrahlt in neuem Glanz

Aufwendige Restaurierung des Gemäldes im Roten Saal des Lübecker Rathauses

Das große Leinwandgemälde an der Rückwand des Roten Saals im Lübecker Rathaus dominiert den Raum und beeindruckt durch seine Größe: Auf rund 12 Quadratmetern zeigt es die Seeschlacht bei Gotland am 30. Mai 1564. Das Gemälde vom Künstler Hans Bohrdt entstand im Jahr 1901. Senator Emil Possehl schenkte das Bild seiner Vaterstadt. Noch bis etwa Mitte August wird das Ölgemälde vor Ort restauriert.

Im Laufe der Jahrzehnte hat sich der farblose Schutzüberzug durch klimatische Einwirkungen, wie zum Beispiel Heizungsluft, gelblich verfärbt. Dadurch wirkt das Gemälde heute dunkel. Zudem weisen der Holzrahmen und das Bild Abplatzungen auf – eine Folge durch Stühlerücken und Karambolagen. Ein Transport des Bildes in eine Restaurierungswerkstatt gestaltete sich auf Grund der Bildgröße von 2,90 Meter Höhe und 4,05 Metern Breite als schwierig. Die Restaurierung erfolgt aus diesem Grund direkt vor Ort im Roten Saal. Restauratorinnen der Firma Butt reinigen nun das Bild und bessern die schadhaften Stellen aus.

„Wir freuen uns, dass Dank der großzügigen Spenden der Possehl-Stiftung und Hertha-Albers-Stiftung die rund 30.000 Euro teure Restaurierung möglich ist“, so Bürgermeister Jan Lindenau. Immer wieder würden die Stiftungen helfen, das Rathaus in seiner historischen Einzigartigkeit zu erhalten, hätten schon Geld gegeben für das Erker-Zimmer, den Bürgerschaftssaal und den Audienzsaal. „Der Rote Saal im Lübecker Rathaus wird intensiv genutzt. Regelmäßig finden hier politische Ausschüsse, Pressekonferenzen und feierliche Vertragsunterzeichnungen statt. Wenn eines der bekanntesten Gemälde nun wieder in frischen Farben erstrahlen wird, steigert dies die ohnehin schon hohe Attraktivität des historischen Raums noch einmal erheblich.“

Der Rote Saal ist für die Dauer der Restaurierungsarbeiten bis voraussichtlich zum 12. August 2019 gesperrt.

Die Seeschlacht bei Gotland 1564

„Sieg der Lübecker über die Schweden in der Seeschlacht bei Gotland am 30. Mai 1564. Der Lübeckische Admiral Ratsherr Friedrich Knebel und der Schiffer Henning Krage erobern das Schwedische Admiralsschiff Makeloes“ lautet die Inschrift auf der Kartusche des Zierrahmens.

Erst 2013 entdeckte das Lübecker Archiv in seinen Beständen einen Bericht des Lübecker Ratsherren und Flottenkommandeurs Friedrich Knebel über den Untergang des schwedischen Kriegsschiffes „Mars“ bei der Seeschlacht vor Gotland im Jahr 1564. Es handelt sich dabei um eine genaue Schilderung des Hergangs des historischen Seegefechts und die Zerstörung der Mars. Am 30. Mai 1564 ging die riesige „Makeloes“, das Flaggschiff des schwedischen Königs Erik XIV., unter, nachdem es Lübecker Seeleuten gelungen war, sich dem Schlachtschiff trotz ihrer überlegenen Feuerkraft zu nähern und sie zu entern. Durch einen Kanonenschuss - möglicherweise auch an Bord geworfenes Feuer - geriet das stolze Flaggschiff mit 600 Mann Besatzung und etwa 100 Kanonen in Brand und explodierte. Ihr Untergang war eine Episode im Seegefecht gegen eine große schwedische Flotte während des „Nordischen Siebenjährigen Krieges“ von 1563-1570. Es ging (wieder einmal) um die Vorherrschaft in der Ostsee. Lübeck stand dabei als kleinerer Bündnispartner an der Seite des Königreichs Dänemark.

Das Gemälde im Roten Saal des Lübecker Rathauses erinnert an dieses Ereignis: Es zeigt eben diese Szene der Schlacht vor Gotland, als das Lübecker Kriegsschiff „Der Engel“ das Flaggschiff der Schweden eroberte. Übrigens: Der Kriegsruhm des Ratsherrn Knebel währte nicht lange. 1565 musste er sich vor dem Lübecker Rat wegen einer gescheiterten Seeoperation vor Bornholm verantworten.+++