Veröffentlicht am 06.02.2018

Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck digital erfasst

Pilotprojekt beendet: 26.000 Exponate jetzt in intern nutzbarer Datenbank

Pilotprojekt erfolgreich beendet: Die Lübecker Museen konnten in den letzten Jahren dank der Unterstützung der Possehl-Stiftung die rund 26.000 Exponate der Völkerkundesammlung digital inventarisieren und in einer internen Datenbank erfassen.

Dies geschah im Rahmen des 2012 gemeinsam mit dem Zentrum für Kulturwissenschaftliche Forschung Lübeck begonnenen Pilotprojekts „Digitale Erfassung der Objekte der Völkerkundesammlung der Hansestadt Lübeck“.

„Wir sind der Leiterin der Völkerkundesammlung Dr. Brigitte Templin, die jetzt in den wohl verdienten Ruhestand geht, sehr dankbar, dass sie ihre umfangreichen Kenntnisse über die einmalige Sammlung in das Projekt eingebracht hat! Durch die nun abgeschlossene Digitalisierung sind die Bestände der Völkerkundesammlung der wissenschaftlich am besten erschlossene Komplex der Lübecker Museen“, stellte der Leitende Direktor der Lübecker Museen, Prof. Dr. Hans Wißkirchen, zum Abschluss der Arbeiten fest.

Seit Projektbeginn im Jahr 2012 wurden von nahezu 26.000 Objekten aus allen Teilen der Welt von einer Fotografin und einem Fotografen, zeitweise unterstützt von einem technischen Mitarbeiter, hochwertige Aufnahmen angefertigt. Diese wurden zusammen mit den dazu gehörigen Objektangaben von insgesamt zehn Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen aus unterschiedlichen Disziplinen in die Museumsdatenbank „MuseumPlus“ eingegeben und sind derzeit intern nutzbar. Durch die digitale Erfassung des Bestandes ist eine er-hebliche Optimierung der Nutzbarkeit dieser ältesten Sammlung ihrer Art in Deutschland erreicht worden. Weltweit könnten die digitalisierten Objekte jetzt zugänglich gemacht werden, insbesondere für Nachfahren der Menschen, die diese Artefakte hergestellt und gebraucht haben. Zudem ließen sich die digitalisierten Objekte mit ihren vielfältigen Informationen auch für die universitäre Lehre, die Ausbildung von Museumsvolontären und die Museumspädagogik nutzen. Anfragen zu Objekten könnten erheblich schneller und umfassender beantwortet werden; damit würde auch der wissenschaftliche Austausch intensiviert.

Das abgeschlossene Projekt hat bereits Früchte getragen: Auf Basis der digitalen Erschließung wird jetzt der komplette Sammlungsbestand aus Altägypten in einer Online-Publikation zur Verfügung gestellt. Unter www.vks.die-luebecker-museen.de können die Ergebnisse eingesehen werden. Weitere Publikationen sollen zeitnah folgen. Begonnen wurde dieses Teilprojekt mit Teilen einer Ägypten-Sammlung eines berühmten Afrika-Forschers: Prof. Dr. Georg Schweinfurth (1836-1925) hat die zeitlebens eine Vielzahl koptischer Textilien und ägyptische Flint-Werkzeuge zusammengetragen, letztere gehören mit ihren ca. 300.000 Jahren zu den ältesten Objekten der Lübecker Sammlung. In der Online-Publikation werden auch die koptischen Textilien und Flinte aus dem Bestand mit anderer Herkunft aufgeführt. Initiiert hat dieses Projekt die renommierte Ägyptologin Dr. Renate Germer, die zusammen mit Brigitte Goede, Theologin und Ägyptologin mit dem Forschungsschwerpunkt lithische Steinzeitartefakte, die Objekte bearbeitet hat. „Ich danke Renate Germer sehr herzlich für ihre großartige, mit Kennerschaft, Spürsinn und Engagement ehrenamtlich erarbeitete Bestandsaufnahme. Sie hat alle altägyptischen Objekte in Gänze bearbeitet und auch die Verluste benannt, die die Sammlung erfahren musste. Damit hat sie Grundlagen für weitere Forschungsvorhaben geschaffen, die darauf aufbauen können. Es war ein großer Gewinn und ein Vergnügen, mit ihr zusammen zu arbeiten,“ so Dr. Brigitte Templin, Leiterin der Völkerkundesammlung bis Januar 2018.

Als Herausforderung für die Lübecker Museen steht nun an, die zur-zeit lediglich intern zu nutzende Digitalisierung für die Öffent-lichkeit online zu stellen. Die digital basierte Erschließung und Präsentation von Beständen ist zurzeit eine der vorrangigsten Auf-gaben der Museen im Umgang mit Sammlungen. Die digitale Bereitstellung und Vermittlung gehört zu neuen Herausforderungen für Museen, die ein hohes wissenschaftliches Potenzial in sich tragen und zugleich ermöglichen, Informationen der breiten Öffentlichkeit zugänglich und damit nutzbar zu machen. Für die Zukunft bleibt zudem die Aufgabe, die erst in Teilen erfassten Archivalien sowie die fast 10.000 Titel umfassende Fotosammlung nebst einer umfangreichen Postkarten- und Plakatsammlung zu digitalisieren. +++