Veröffentlicht am 24.08.2016

Pilotprojekt: Kunstnachmittage für Menschen mit Demenz

Am 14. September 2016 treffen sich Betroffene erstmalig im Behnhaus Drägerhaus

Etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz, weltweit sind es knapp 47 Millionen. Ihre Zahl steigt rasant an. Sie werde sich bis zum Jahr 2050 fast verdreifachen, erklärten Wissenschaftler in London bei der Vorstellung des Welt-Alzheimer-Berichtes 2015.

Demenz-Patienten leiden insbesondere unter Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und einer damit einher gehenden Vergesslichkeit, die sich bis zum Verlust der Sprach- und Rechenfähigkeiten ausweiten kann. Das Bedürfnis nach Kultur und gesellschaftlicher Teilhabe geht aber nicht automatisch mit Demenz verloren. Im Gegenteil – Kunst und Kultur können wichtige Schlüssel zur emotionalen Welt von Menschen mit Demenz sein. Die Betroffenen sind jedoch auf eine besondere Art der Kommunikation angewiesen.

Deshalb haben die Lübecker Museen jetzt im Rahmen eines Pilotprojekts ein besonderes Angebot für demente Menschen entwickelt.

Der erste Kunstnachmittag für Menschen mit einer frühen oder mittleren Demenz findet am Mittwoch, 14. September statt. Bis zum Jahresende folgen sieben weitere Termine. Beginn ist um 14 Uhr im Museum Behnhaus Drägerhaus. Die Teilnahme kostet vier Euro zuzüglich Museumseintritt.

Das Prjekt berücksichtigt die noch vorhandenen Ressourcen der Besucher und versucht, an Erinnerungen anzuknüpfen. Erinnerungsarbeit ist wichtig, da sie das Fortschreiten der Erkrankung nach Ansicht von Experten verzögern kann.

Ab September bietet das Museum Behnhaus Drägerhaus Kunstnachmittage für früh- bis mitteldemente Menschen, ihre Partner und Begleiter an. Unter fachkundiger pädagogischer Führung werden in lockerere Atmosphäre die Wege zur Kunst geöffnet. Das Museum verfügt über einen reichen Schatz an Bildern, die in großen Formaten zu einem freien, assoziativen Kunstspaziergang einladen.

Die Führungen können - je nach individuellem Befinden der Teilnehmer - bis zu 90 Minuten dauern und finden in kleinen Gruppen statt. Auf Wunsch kann sich ein Workshop mit einer Kunsttherapeutin anschließen, bei dem die Teilnehmer selbst kreativ werden.

Entwickelt und initiiert wurde das Angebot von der Lübeckerin Annette Klockmann, die seit mehr als sechs Jahren als Kunstvermittlerin arbeitet und über eine Zusatzausbildung für die Arbeit mit an Demenz erkrankten Menschen verfügt. Ihr Ansatz folgt unter anderem der TimeSlips-Methode nach Anne Bastings (USA). Annette Klockmann sagt: „Forschungen haben bestätigt, dass Musik und Kunsterleben eine unmittelbar positive Wirkung auf das Befinden und die Lebensperspektive dementer Menschen und ihrer Angehörigen haben.

Genau deshalb ist unsere Arbeit so wichtig, interessant und erfüllend.“ +++