Veröffentlicht am 29.04.2016

Ab 29. April: Wiedereröffnung der Katharinenkirche in Lübeck

Besuchszeiten bis Ende September immer Freitags und Sonnabends von 10 bis 16 Uhr

Nach mehrjähriger Schließung aufgrund umfangreicher Restaurierungsarbeiten wird die um 1300 errichtete Katharinenkirche in der Königstraße in Lübeck ab morgen wieder für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Sie ist die einzig erhaltene der ehemals vier Klosterkirchen in Lübeck. Bis Ende September kann man den lichten Backsteinbau jeweils Freitag und Samstag in der Zeit von 10 bis 16 Uhr besuchen. Im Rahmen eines Pressetermins wurde das wunderbar restaurierte Kulturdenkmal am heutigen Vormittag der Öffentlichkeit präsentiert.

„Die Katharinenkirche ist eine der prächtigsten Sehenswürdigkeiten Lübecks, die der Öffentlichkeit als Kulturschatz zugänglich sein sollte“, so der leitende Direktor der LÜBECKER MUSEEN Hans Wißkirchen. „Nach fünfjähriger Schließung, umfangreichen konservatorischen Arbeiten und baulichen Maßnahmen, freue ich mich, dass die Kirche wieder für BesucherInnen zugänglich ist. Das haben wir dem großen Engagement einer ehrenamtlich arbeitenden Initiative zu verdanken, ohne die es nicht möglich wäre, die Kirche für Gäste zu öffnen.“

St. Katharinen ist die Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters in Lübeck. Sie war einst das Zentrum des Franziskanerordens im gesamten Ostseeraum. Um 1300 errichtet, gehört sie trotz ihrer schlichten Architekturformen zu den schönsten Backsteinkirchen der Stadt.

Schwarz-grün glasierte und rote unglasierte Ziegel wechseln sich ab und beleben das Mauerwerk. Als Kirche eines Bettelordens wurde sie ohne Turm erbaut. Mit dem spitzen Giebel und der spitzbogigen Wandgliederung der Schauseite erinnert sie an die Fassaden der großen Lübecker Kaufmannshäuser. Für einige der ursprünglich leeren Nischen schufen Ernst Barlach in den 1930er und Gerhard Marcks in den 1950er Jahren große Keramikfiguren.

Von 2011 bis 2016 wurden in der Kirche umfangreiche Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten vorgenommen, die jetzt ihren Abschluss fanden. Die Gesamtkosten dieser Maßnahmen belaufen sich gemäß Angaben des Gebäudemanagements der Hansestadt Lübeck auf etwa 4.180.000 Euro.

In diesem Zuge wurden sowohl an der baulichen Hülle Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt als auch im Innenraum. Hauptverantwortlich für die Arbeiten der Sanierungs- und Sicherungskonzeption war Herr Brüggemann vom Büro der Arbeitsgemeinschaft für historisches Bauen. Die bauliche Sanierung, die im Wesentlichen zur konstruktiven Ertüchtigung der Kirche diente, wurde durch den Bauhistoriker Dr. Michael Scheftel begleitet.

Das Konzept für die Restaurierung im Innenraum wurde von der Dipl.-Restauratorin Elke Kuhnert erstellt, sie begleitete die Arbeiten der verschiedenen restauratorischen Fachbereiche (Holzobjekte, Metall, Stuck, Holzausstattung, Wandmalerei, Naturstein) über den gesamten Zeitraum von fünf Jahren. Eine große Herausforderung bestand zunächst in der statischen Sicherung des Querhauses, dort waren bereits Risse aufgetreten, die nach dem Einbau zusätzlicher Verankerungen geschlossen werden mussten. Es folgten weitere bauliche Arbeiten unter anderem im nördlichen Seitenschiff, der Crispinkapelle und in drei Kapellen im südlichen Seitenschiff.

Von der hochkarätigen Ausstattung der Kirche wurden unter anderem die eindrucksvolle St. Jürgen-Gruppe mit dem gewaltigen Drachen, die Triumphkreuzgruppe, zahlreiche Gemälde und Epitaphe sowie das mittelalterliche Gestühl restauratorisch überarbeitet. Außerdem wurde ein Kunstwerk umgelagert: Die Käthe Kollwitz Plastik bekam einen neuen Platz in einer nördlich gelegenen Seitenkapelle, damit der Blick auf den sitzenden Thomas von Canterbury in der Crispin-Kapelle frei wurde. Zuletzt wurde die Kirche auch noch vermessen – bislang gab es kein verformungsgerechtes Aufmass des Kulturdenkmals.

Der Kirchenraum und die Seitenkapellen dienten im Mittelalter mehr als 20 Bruderschaften als Andachtsort. Zu den Bruderschaften in der Katharinenkirche gehörte die vornehmste Gesellschaft der Hansestadt, die der Zirkelbrüder, ebenso wie die der Spielleute und die verschiedener Handwerker. Das Katharinenkloster der Franziskaner wurde 1530 durch die

Reformation aufgehoben und die Klostergebäude als städtische Lateinschule genutzt. Die Kirche jedoch behielt ihre sakrale Funktion und wurde von den Vikaren der protestantischen Marienkirche mitbetreut. Erst mit der Besetzung Lübecks durch die napoleonischen Truppen (1803-1813) wurde St. Katharinen entweiht. Der Kirchenraum diente seit dieser Zeit verschiedenen nichtkirchlichen Zwecken.

Erst seit den 1920er Jahren, als das Gebäude dem St. Annen-Museum als Museumskirche zugeordnet worden war, gewann es durch den Rückbau der profanen Einbauten und die Präsentation sakraler Kunstwerke seine kirchliche Atmosphäre zurück.

Zukünftig wird die Museumskirche an jedem Wochenende (Freitag und Samstag) bis Anfang Oktober geöffnet sein. Zu verdanken ist das dem Engagement einer ehrenamtlich arbeiteten Initiative. 45 Lübecker übernehmen die Aufgaben des Ticketverkaufs und der Aufsicht im Kirchenraum. Am Auftaktwochenende gibt es eine öffentliche Führung durch die Kirche: Samstag, 30. April, 11 Uhr. Preis: 4 Euro, plus Eintritt. Führungen (auch außerhalb der Öffnungstage) sind buchbar:

Telefon: 0451-1224134 mq@luebeck.de, die LÜBECKER MUSEEN, Kulturstiftung Hansestadt Lübeck, Katharinenkirche, Königstraße, Ecke Glockengießerstraße, 23552 Lübeck, Mai – September, Fr und Sa, 10 – 16 Uhr, Erwachsene: 2 Euro / Kinder (6 – 18 J.): 1,50 Euro. +++