Veröffentlicht am 18.04.2016

Lübeck unterstützt Suche nach dem Baum der Zukunft

Bausenator startet Projekt im St. - Jürgen- Ring – Klimawandel erfordert höhere Belastungsgrenze

Im Rahmen des Europäischen Innovationsprojektes „Klimawandel und Baumsortimente der Zukunft – Stadtgrün 2025“, werden in der Hansestadt Lübeck in diesem Frühjahr insgesamt 100 sogenannte Klimawandelbäume gepflanzt.

Den symbolischen Startschuss gab Bausenator Franz-Peter Boden am heutigen Montag, 18. April 2016, bei einer Pressekonferenz, in dessen Rahmen er auf dem Mittelstreifen des St. Jürgen Rings den ersten Baum – einen Perlschnurbaum- setzte.

Ziel des Projektes, welches sich über drei Jahre erstrecken soll, ist es, neue Baumsortimente für Städte zu entwickeln. Um einen spürbaren Klimaeffekt in Teilen des straßenbegleitenden Raumes zu erzielen, ist diese Maßnahme ebenfalls geeignet. So wird in Lübeck, neben kleinflächigen Pflanzungen und Lückenschlüssen, der stark befahrene Straßenzug St. -Jürgen-Ring begrünt. Die gepflasterte Mittelinsel wird entsiegelt, die Klimawandelbäume werden gepflanzt und zusätzlich werden diese Bereiche mit blühenden Wildblumen freundlich gestaltet. Mit der Pflanzung werden Effekte wie Temperaturabsenkung, Regenwasserzurückhaltung, Feinstaubbindung und Lärmschutz in Kombination mit der Förderung des Artenschutzes durch Blumenwiesen erzielt. Darüber hinaus wird die Straße gestalterisch aufgewertet. Im Zuge der Arbeiten werden auch das Beleuchtungskabel und die in die Jahre gekommenen Beleuchtungsmasten ausgetauscht.

Das Projekt „Klimawandel und Baumsortimente der Zukunft – Stadtgrün 2025“

Da viele der heutigen Baumarten aufgrund des Klimawandels - mit seinen Witterungsextremen sowie neuen Krankheitserregern - mit immer größeren Problemen zu kämpfen haben, wird es künftig schwieriger, wertvolle Bäume mehrere Dekaden zu erhalten. Die Zahl der nicht mehr als Straßenbaum zu empfehlenden Bäume wächst dadurch leider schneller, als die Zahl der hierfür als geeignet anerkannten, neuen Baumarten. Um klimatolerante Baumarten zu erproben, werden im Rahmen einer engen Kooperation an vier Standorten in Deutschland deshalb bereits seit längerer Zeit gezielte Untersuchungen an Baumarten aus Südosteuropa, Asien und Nordamerika durchgeführt. Die Prüfverfahren hinsichtlich ihrer Klimatoleranz finden an gartenbaulichen Versuchsstandorten statt. Die jeweiligen Versuchseinrichtungen weisen allerdings nahezu optimale Wuchsbedingungen auf. Stressfaktoren wie etwa beengte Baumgruben, eingeschränktes Wurzelwachstum oder Bodenverdichtungen gibt es dort nicht. Aber gerade unter diesen, die Vitalität und Gesundheit der Bäume erheblich beeinträchtigenden städtischen Standortbedingungen, müssen zukünftige Stadtbäume ihre Klimatoleranz und Zukunftsfähigkeit beweisen. Dieses Projekt soll nun neue Baumarten und -sorten, die sich in den Versuchseinrichtungen als aussichtsreich gezeigt haben, an städtischen Realstandorten auf ihre tatsächliche Praxistauglichkeit und Klimatoleranz testen. Das Prüfsortiment umfasst 20 Baumarten und -sorten, von denen jeweils 5 Exemplare in jeweils drei Städten gepflanzt und beobachtet werden.

In Schleswig-Holstein sind neben der Hansestadt Lübeck die Städte Kiel und als gemeinsame Teilnehmer Husum und Heide Innovationspartner. Sie haben ihre Zustimmung zur Aufpflanzung des Prüfsortimentes gegeben und werden das Projekt durch ihre aktive Mitarbeit praktisch und so auch finanziell unterstützen. Die Kosten der Baumlieferung übernimmt die Landwirtschaftskammer SH. Auch die Belastungen einer eventuell notwendigen Ersatzbeschaffung durch den Ausfall einzelner Arten werden von dieser Seite getragen. Ebenfalls übernimmt die Landwirtschaftskammer die laufende Beurteilung der Bäume. Der Bereich Stadtgrün und Verkehr der Hansestadt Lübeck trägt die Pflanz- und Pflegekosten.

Das Projekt will repräsentative Ergebnisse für Norddeutschland erarbeiten und in Zusammenarbeit mit einem bayerischen Projekt‚ „Stadtgrün 2021“ belastbare Ergebnisse für ganz Deutschland und das angrenzende Ausland bereitstellen.

Das Projekt wurde von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein initiiert und betreut.

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