Veröffentlicht am 11.11.2015

Die Hansestadt Lübeck trauert um Helmut Schmidt

Ab sofort liegt ein Kondolenzbuch zum Gedenken des ehemaligen Bundeskanzlers im Rathaus aus

Am gestrigen Dienstag, 10. November 2015, ist der Bundeskanzler a.D., Helmut Heinrich Waldemar Schmidt, in seiner Geburts- und Heimatstadt Hamburg, im Alter von 96 Jahren, verstorben. Schmidt wurde am 23. Dezember 1918 in Hamburg geboren. Die Hansestadt Lübeck drückt ihre Betroffenheit durch die Auslage eines Kondolenzbuches im Foyer des Lübecker Rathaus aus. Das Buch ist während der Öffnungszeiten montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 10 bis 16 Uhr zugänglich.

Anfang Juni 2015 trug der Altkanzler mit einem unerwarteten Besuch des Lübecker Hansemuseums zu erfolgreichen Eröffnungstagen bei. 1998 wurde Schmidt, der einen Zweitwohnsitz am Brahmsee bei Kiel hatte, erster Ehrenbürger Schleswig-Holsteins. Auch hätte das namhafte Schleswig-Holstein Musik Festival (SHMF), welches seit 1985 Klassik-Fans aus aller Welt ins Land und auch nach Lübeck lockt, ohne seinen parteiübergreifenden Einfluss, wohl nicht so einen hohen Bekanntheitsgrad gelangt.

Bereits im Jahr 2010 lag im Rathaus das Kondolenzbuch in Gedenken an seine Frau Hannelore „Loki“ Schmidt aus. Das Paar war 68 Jahre lang verheiratet. Sie lernten sich bereits als Kinder in der Hamburger Lichtwark-Schule kennen und lieben.

Kurz nach seiner Gefangenschaft im britischen Kriegsgefangenenlager wird er Parteimitglied bei der SPD und ist 15 Jahre lang stellvertretender Bundesvorsitzender. Insgesamt gehörte er dreißig Jahre dem Bundestag an. Nach seiner SPD-Zeit zieht es ihn wieder nach Hamburg zurück und er wird im Jahre 1961 Polizeisenator, wenig später Innensenator. Sein beherztes Handeln bei der Sturmflut 1962 an der deutschen Nordseeküste verlieh dem redegewandten Krisenmanager mit dem Spitznamen „Schmidt-Schnauze“ hohes Ansehen. Nach seiner Ernennung zum Bundesminister der Verteidigung im Jahr 1969 setzt er den verkürzten Grundwehrdienst durch und beschließt die Gründung der Bundeswehruniversitäten in München und Hamburg. Im Jahr 1972 übernahm er bis zur Teilung des Ministeriums das Amt des Finanz- und Wirtschaftsministers.

Nachdem Willy Brandt als Regierungschef zurücktrat, wählte der Bundestag Schmidt am 16. Mai 1974 zum fünften Kanzler der Bundesrepublik. Meilensteine seiner Karriere als Bundeskanzler waren die Ölkrisen in den 70ern sowie die Rentenfinanzierung im Jahr 1976/1977. Zusammen mit seinem Freund, dem französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d’Estaing, führte er die Entwicklung der deutsch-französischen Beziehungen fort und trug somit entscheidend zur europäischen Integration bei. Seine Amtszeit endete am 1. Oktober 1982 mit der Wahl Helmut Kohls als seinen Nachfolger.

Doch auch nach seiner politischen Karriere blieb Schmidt präsent. Als Buchautor und Publizist arbeitete er auch noch bis ins hohe Alter 30 bis 40 Stunden pro Woche. Auf die Frage wie man geistig fit bleiben kann, entgegnete er: „Man muss ständig gearbeitet haben. Und vor allen Dingen braucht man Zigaretten.“+++