Veröffentlicht am 23.03.2015

Historische Obstbäume erhielten verjüngende Pflegekur

Obstwiesen sind typische Kulturbiotope – Erfolgreiche Projekte der Hanse-Obst-Initiative

Eine verjüngende Pflegekur erhielten der Obsthain am Gut Dänischburg, mitten im Waldhusener Wald gelegen, und die Obstwiese auf Flächen des ehemaligen Gutes Padelügge. „Ohne gezielte Pflege können sich die knapp 200 alten ökologisch und historisch wertvollen Apfel- und Pflaumenbäume nicht behaupten“, erklärt Dr. Ursula Kühn vom Bereich Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz (UNV). „Obstwiesen sind typische Kulturbiotope – sie können nur durch kontinuierlichen menschliche Arbeitseinsatz erhalten werden.“ Deshalb ließ der Bereich UNV die wilden Junggehölze, die die Obstbäume bedrängten, im Februar entfernen. Die ökologische Baubegleitung der Pflegemaßnahmen übernahm der Pomologe Heinz Egleder von der Hanse-Obst-Initiative.

Im Obsthain in Dänischburg dominiert die Apfelsorte „Bittenfelder Sämling“. Jeder dieser alten Bäume ist ein Unikat mit großen Anteilen von Totholz und Baumhöhlen. Einige Bäume sind sogar ganz abgestorben und nur noch als Torso erhalten, wo sie als „stehendes Totholz“ Lebensraum für eine Vielzahl Holz zersetzender Organismen und Brutstätte Höhlen bewohnender Vögel und Säugetiere sind.

Neben dem heutigen ökologischen Wert der Wiese besitzt der Obsthain in Dänischburg auch eine hohe Bedeutung als wichtiges und erhaltenswertes Zeitzeugnis aus den dunklen Zeiten des NS-Regimes: Die Obstbäume wurden 1934 als sogenannte „Samenspendeanlage“ unter dem Arbeitseinsatz von politischen Gefangenen gepflanzt. In der Außenstelle vom Gefängnis Lauerhof wurden damals Kerne für die Zucht von Obstbäumen gewonnen.

Der zweite Pflegeeinsatz erfolgte auf einer ca. 6000 m² großen Obstwiese des ehemaligen Gutes Padelügge bei Hohenstiege, die die Parcham’sche Stiftung als Flächeneigentümerin der Hanse-Obst-Initiative zur Betreuung anvertraut hat. Hier soll insbesondere der genetische Reichtum an Lokal- und Regionalsorten der 80 bis
100-jährigen Obstgehölze für die Nachzucht erhalten bleiben. Von diesem und anderen Standorten wurden 2014 und 2015 Reiser des Lübecker Marzipanapfels und der Ananasrenette gewonnen und durch die Lübecker Baumschule Bornholdt vermehrt. Die Parcham’sche Stiftung ermöglicht auf der Anlage ferner eine Ergänzungspflanzung mit jungen Obstbäumen.

Vom Sämling zum Saft – mit diese Agenda kann die Hanse-Obst-Initiative, eine Kooperation aus Lübecker Bürger und Bürgerinnen, dem Bereich Umwelt-, Natur- und Verbraucherschutz und dem Museum für Natur und Umwelt, auf ein tatenreiches Jahr 2014 zurückblicken: Im Rahmen von 15 Pflanzaktionen wurden rund 100 Obstbäume neu gepflanzt, alte Obstbiotope gepflegt, für die Öffentlichkeitsarbeit mit dem Hanse-Obst-Zelt Apfelsaft erzeugt und Wissen um die Kulturtechniken rund um den Obstbau in 23 öffentlichen Vorträgen und Workshops an Bürger und Bürgerinnen weiter gegeben.

Mit dem Projekt „Obstabenteuer“ ist die Hanse-Obst-Initiative bisher an drei Lübecker Schulen innerhalb der Nachmittagsbetreuung aktiv. Das Projekt wird großzügig gefördert durch die Possehl-Stiftung und die Engelbert und Hertha Albers-Stiftung. +++