Veröffentlicht am 05.12.2014

Vereinsakten nun online im Archiv der Stadt recherchierbar!

Dokumente aus dem 14. Jahrhundert bis heute – Wenige Unterlagen von Sportvereinen

Im Archiv der Hansestadt Lübeck lagert vieles, darunter auch die Akten von Vereinen sowie deren Vorgängern. Nun sind diese Dokumente auch übers Internet einzusehen, wie das Archiv nun mitteilt. Aufgerufen werden können sie über die Adresse http://www.stadtarchiv-luebeck.findbuch.net/. Unterrepräsentiert sind bislang noch die Dokumente von Sportvereinen, weshalb sich das Archiv wünscht, die ein oder andere Akte oder Vereinsprotokolle von Sportvereinen zu erhalten. (Kontaktadresse am Ende der Meldung)

Insgesamt verwahrt das Archiv der Hansestadt Lübeck die Unterlagen von 120 Lübecker Vereinen mit einem Gesamtumfang von ungefähr 170 laufenden Regalmetern. Auch der zeitliche Umfang ist immens; schon aus dem 15. Jahrhundert liegen dem Archiv Unterlagen der Zirkelgesellschaft als im weitesten Sinne Vorläufer heutiger Vereine vor, diese wurde 1379 gegründet. Die Familien dieser Gesellschaft waren schon seit Gründung der Stadt ausschlaggebend an der Führung der Stadt beteiligt. In den ersten 50 Jahren ihres Bestehens lag der Schwerpunkt der Gesellschaft in religiöser Gemeinschaft, später wandelte sich die Ausrichtung der Gesellschaft zum geselligen Bund. Durch kaiserliches Privileg 1485 wurde die Gesellschaft bestätigt, während des 15. Jh. bestand der Lübecker Rat mehrheitlich aus Mitgliedern der Zirkel-Gesellschaft. 1820 starb das letzte aktive Mitglied und die Gesellschaft wurde nach rund 450 Jahren vom Lübecker Rat aufgelöst.

In den Vereinen und Verbänden unserer Stadt spielt sich ein großer Teil unseres gesellschaftlichen Lebens ab; Sportvereine, Vereine in Sachen Kultur und Musik, Natur und Politik – viele Vereine begleiten Bürgerinnen und Bürger in ihrem aktiven gesellschaftlichen Leben. Die Vereinsmitglieder verbinden gemeinsame Interessen und Vorlieben, politisches Engagement, das Bedürfnis zu helfen, Hilfe zu erhalten oder einfach der Wunsch nach Gemeinschaft und Geselligkeit. Dieses Bedürfnis der Menschen nach Gemeinschaften ist schon jahrhundertealt – im Archiv der Hansestadt Lübeck kann man sich davon überzeugen.

Das Lübecker Stadtarchiv hat im Laufe der vergangenen Jahrhunderte einen umfangreichen Schatz an Vereinsunterlagen zusammengetragen, möglich war das vor allem aufgrund des ausgeprägten historischen Bewusstseins einzelner Mitglieder der Lübecker Vereine und Verbände – die häufig wertschätzen, wenn für ihre Unterlagen ein sicherer Hort gefunden wird. Einen Rechtsanspruch auf dieses Schriftgut hat das Archiv nicht, jedoch ist es ihm ein Anliegen, neben dem städtischen Schriftgut auch die Unterlagen Lübecker Vereine und Verbände aufzubewahren, zu sichern und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen – denn sie widerspiegeln das gesellschaftliche Leben unserer Stadt in einmaliger Weise.

Die Vereinsunterlagen des Archivs sind vielfältig wie das Leben: Sie beinhalten u.a. die Unterlagen von Schülerverbindungen der Kaiserzeit (wie die Germania-Schülerverbindung am Katharineum), von diversen Gesangsvereinen, vom 1807 gegründeten Lübecker Lehrerverein, dem Frauenverein von 1813, von den Witwenkassen (u.a. die Schullehrerwitwenkassen und die Prediger-Witwenkassen) oder von der Travemünder Totenlade von 1701 als Schutzgilde zu gemeinsamer Selbsthilfe. Besonders umfangreich sind die Aktenbestände der auch heute noch aktiv in Lübeck tätigen Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit und ihrer ältesten Tochter, des Vereins für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde sowie des Hansischen Geschichtsvereins.

Nicht nur die vergangenen Jahrhunderte finden im Archiv ihren Niederschlag, auch die moderne Zeit wird dokumentiert: u. a. verwahrt das Archiv die Unterlagen der „Deutschen Auslandsgesellschaft“. Diese wurde 1949 mit dem Anliegen gegründet, nach dem 2. Weltkrieg wieder zu einem Austausch und Gespräch mit dem Ausland zu kommen. Ein weiteres Beispiel für politisches Engagement ist der Verein „Lübecker Initiative gegen Atomanlagen (LIGA)“. Eine Bürgerinitiative unter dem Namen LIGA gab es in Lübeck bereits in den 1970er Jahren. Nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl 1986 gründete sich die Lübecker Initiative gegen Atomanlagen neu und begann, auf die über Lübeck laufenden Atomtransporte von Frankreich nach Skandinavien aufmerksam zu machen.

Gerade die jüngst abgelieferten Unterlagen reflektieren das heutige gesellschaftliche Leben auf abwechslungsreiche Weise: der Club berufstätiger Frauen, der Segler-Club Hansa von 1898, Freiwillige Feuerwehrvereine und Naturschutzbünde. Ein wenig unterrepräsentiert sind Sportvereine. So sind von der Lübecker Turnerschaft nur wenige Unterlagen in das Lübecker Archiv gelangt.

Daher bitte die Kollegen des Archivs, „doch einmal nachzuschauen, ob sich nicht noch die ein oder andere Akte oder ein Vereinsprotokoll auffinden lässt, welches man dem sicheren Gewahrsam des Archivs übergeben möchte. Melden Sie sich gerne bei uns! Die Unterlagen, die Sie an das Archiv abgegeben haben, können Sie natürlich hier zu den Öffnungszeiten des Lesesaals, montags bis donnerstags von 8 bis 16, freitags 8 bis 12 Uhr einsehen“.

Kontakt: Archiv der Hansestadt Lübeck, Mühlendamm 1-3, Email: archiv@luebeck.de

Hinweis zwei Abbildungen können bei Bedarf zugesandt werden. Sie zeigen:

1. Archiv der Hansestadt Lübeck, Gesangverein Harmonia Nr. 5

2. Archiv der Hansestadt Lübeck, Germania- Schülerverbindung am Katharineum Nr. 31 +++