Veröffentlicht am 12.08.2014

Sommerbaustelle der freireisenden Handwerker

Rekonstruktion eines Kaufmannshauses aus der Gründerzeit der Hansestadt Lübeck

Traditionell reisende Handwerker gehen für 3 Jahre und 1 Tag in die Fremde um die weite Welt zu erkunden und ihr handwerkliches Geschick zu mehren. Sie sind als sogenannte Fremdgeschriebene auf der Walz. Auf ihrer Reise erfahren sie von der Bevölkerung meistens sehr viel Zuspruch und Hilfe. Daher organisieren sie einmal im Jahr eine große „Sozialbaustelle“, die sogenannte Sommerbaustelle. Mit solcher Baustelle wird ein gemeinnütziger Verein oder Projekt unterstützt, dem selber die Mittel für ein derart großes Bauvorhaben fehlen. Die Baustellen sind immer für einen vierwöchigen Zeitraum ausgelegt. Während dieser Zeit sind zwischen 40 und 80 sogenannte freireisende Handwerksgesellen auf der Baustelle und stellen ihre Arbeitskraft ausschließlich für Kost und Logis zu Verfügung.

In diesem Jahr ist vom 21. Juli bis zum 18. August 2014 eine derartige Sommerbaustelle auf dem Bauspielplatz Roter Hahn in Kücknitz eingerichtet worden. Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe hat die Gesellinnen und Gesellen heute Nachmittag dort besucht.

Der gemeinnützige Verein „Bauspielplatz Roter Hahn e.V.“ begann seine Arbeit 1999 als klassischer Bauspielplatz und hat sich über einen besonderen außerschulischen Lernort hin zu einem einzigartigen Geschichtserlebnisraum entwickelt. Der Schwerpunkt der Arbeit, mit Kindern und Jugendlichen liegt u.a. in der Rekonstruktion historischer Gebäude.

Bei der Sommerbaustelle auf dem Gelände des Geschichtserlebnisraums Lübeck / Bauspielplatz Roter Hahn e.V. ( www.geschichtserlebnisraum.de ), finden die freireisenden Handwerker ganz besondere Möglichkeiten: Dort können sie traditionell arbeiten. Der Einsatz von Elektrowerkzeugen rückt in den Hintergrund. Handwerkzeuge wie Schlichtbeile, Dechsel, Stemmeisen und Klob- oder Gestellsägen übernehmen mit viel Muskelkraft und handwerklichem Geschick die Baustelle.

Innerhalb von vier Wochen soll 15 Kubikmeter Eichenholz ein dreigeschossiges Kaufmannshaus mit Keller aus der Gründerzeit rekonstruiert werden. Das Vorbild liefert ein Grabungsbefund aus der Lübecker Innenstadt (Gründungsviertel). Weitere acht Kubikmeter Holz werden für einen Laufrad-Kran verwendet, der später einen Durchmesser von 4,5 Meter haben wird. Diese Hebevorrichtung soll während der fünfjährigen Bauzeit der mittelalterlichen Klosteranlage zum Einsatz kommen und während der Sommerbaustelle fertig werden.

Außerdem werden in der Tischlerei die Außenmöbel für das neue Hauptgebäude hergestellt.

An der Sommerbaustelle werden mehr als 110 Freireisende aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Dänemark teilnehmen. Ständig vor Ort sind ca. 60 Handwerker. +++