Veröffentlicht am 03.04.2009

Turboschule presst ohne Verstand Bildung in die Kinderköpfe

Vortrag der MittwochsBildung am 29. April plädiert für Befreiung aus dem Hamsterrad

„Was wachsen soll, muss reifen können – Über die Bedeutung von Zeit im Kontext von Lernen und Bildung“ lautet das Thema des nächsten Vortrags im Rahmen der „MittwochsBildung“. Zu Gast im Großen Saal der Gemeinnützigen, Königstraße 5, am Mittwoch, 29. April 2009, 19.30 Uhr ist Dr. Fritz Reheis, Politologe am Bamberger Institut für Didaktik der Sozialkunde, der den Vortrag hält und das anschließende Gespräch leitet.

„Wie viel Zeit braucht Bildung, um eine nachhaltige Entwicklung zu bewirken“, fragt Reheis? Die Verkürzung des Wegs zum Abitur um ein Jahr habe die „zerstörerische Kraft der Turboschule“ weiter erhöht. „Sie versucht, mit hohem Druck Bildung in die Köpfe, Herzen und Hände der Kinder und Jugendlichen zu pressen, ohne Rücksicht auf Verluste.“ Und die seien beträchtlich: Das meiste werde sofort wieder vergessen, sobald es abgeprüft sei. Den Kindern werde kaum Zeit zum Üben, Verbinden und kritischen Nachfragen gelassen. Und vor allem müssten sie ständig die Fragen anderer beantworten, ihre eigenen Fragen interessierten fast nie. „Hin und her gerissen zwischen Stress und Langeweile treibt diese Schule mit ihrer Fastfood- und Wegwerfkultur den Kindern ihre natürliche Neugierde aus“, kritisiert Reheis. Die Turboschule bringe keine mündigen Bürger hervor, sondern „willige Konsumenten und Arbeitnehmer“. Bildung und Menschenwürde blieben auf der Strecke.

„Aber es gibt Alternativen“, sagt Reheis aus. „Sobald man die Bedeutung der Eigenzeiten des Menschen (Kopf, Herz und Hand) und die seiner Umwelt (Gesellschaft/Kultur und Natur) ernst nimmt, wird der Ausweg als Befreiung vom Hamsterrad sichtbar. Die Pioniere sind längst aufgebrochen, wir sollten uns ihnen anschließen“.

Der Soziologe und Erziehungswissenschaftler versucht mit einer Mischung aus Vortrag und interaktiver Lesung mit den Zuhörern ins Gespräch kommen.

Veranstaltet wird der Vortrag von der Gemeinnützigen in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kultur der Hansestadt Lübeck und deren Projektteam „Aufwachsen in Lübeck“. +++