Veröffentlicht am 20.02.2009

Kohlendioxid und sein ungerechter Ruf als Klimagift

Ausstellungsstart im Museum für Natur und Umwelt: CO2 - Ein Stoff und seine Geschichte

„CO2 - Ein Stoff und seine Geschichte" heißt eine neue Ausstellung, die ab dem kommenden Sonntag im Lübecker Museum für Natur und Umwelt zu sehen sein wird. Es handelt sich bei der Schau um eine Leihgabe der Universität Augsburg, deren „Wissenschaftszentrum Umwelt“ die aktuelle und hochinformative Ausstellung zusammengestellt hat. Sie kann bis zum 14. Juni im Museum am Mühlenteich besucht werden.

Kohlendioxid - abgekürzt CO2- ist ein Stoff, der wie kaum ein anderer mit der Evolution der Erde und des Lebens verwoben ist. Es wird völlig zu Unrecht nur als „Klimagift" dargestellt, das man - wie andere Schadstoffe auch -irgendwie loswerden müsse, sagt die stellvertretende Museumsleiterin Dr. Susanne Füting. Mit einer solchen Einordnung könne das CO2-Problem aber nicht wirkungsvoll angegangen werden. Denn die Sache mit dem C02 ist komplizierter: Einerseits ist es ein entscheidender Bestandteil zentraler biologischer Prozesse - alles, was wir sehen, wenn wir uns in einem Wald umschauen, war einmal atmosphärisches Co2 - und andererseits ist die dramatische Konzentrationszunahme von CO2 in der Atmosphäre Ursache für die Klimaerwärmung. Man muss beim C02 beides im Auge behalten: seine Rolle als „Lebenselexier" und seine Rolle als Treibhausgas. Mit einer radikalen Vereinfachung, wie sie in der Bezeichnung „Klimagift" zum Ausdruck kommt, wird man das C02-Problem nicht lösen, sondern neue Probleme schaffen. Vor diesem Hintergrund wurde die Ausstellung konzipiert, die auf interaktive Art und Weise mit CO2 bekannt macht, seine Geschichte auf unserem Planeten erzählt und die Besucher einlädt sich ein eigenes, differenzierteres Bild vom CO2-Thema zu machen.

Als die Erde jung war, vor drei bis vier Milliarden Jahren, enthielt ihre Atmosphäre 30 Prozent Kohlendioxid. Heute sind es noch 0,038 Prozent und das Übrige steckt in Lebewesen und in den Böden, in Kalksteinen, in der fossilen Kohle, in Methanhydraten, Erdgas und Erdöl.

Die Sonderausstellung erzählt die Geschichte des Kohlendioxids mit ihren Entwicklungen und Wendepunkten. Fast alle Exponate können angefasst werden - so werden Zusammenhänge begreifbar. Die Reise beginnt bei den ältesten Zeugen der Urzeit und führt in die Gegenwart, wo wir Menschen in massiver Weise in die Kohlendioxid-Geschichte eingreifen. Die Ausstellung lädt ein, Zusammenhänge zu entdecken und liefert Informationen zur aktuellen Klimadiskussion. Dem Besucher stehen dabei unterschiedliche Medien und Möglichkeiten zur Interaktion zur Verfügung. Es ist möglich, sich beispielsweise Details durch Mikroskope oder eine Lupe anzusehen, die Exponate durch Drehen oder Schieben zu verändern oder selbst in Gang zu setzen. Eine Medienstation ermöglicht es, tiefer in das Thema einzutauchen. An einem Experimentiertisch im Zentrum der Ausstellung können Experimente rund um den Stoff C02 durchgeführt werden, um die chemischen und physikalischen Eigenschaften dieses Stoffes zu verdeutlichen. „Wir wollen keine Werbung machen für C02. Vielmehr wollen wir die großen Zusammenhänge sichtbar machen und zum Nachdenken anregen", so Füting.

Am Sonntag, 22. Februar, wird die Ausstellung eröffnet. Dabei werden die Lübecker Professoren Dr. Uwe Englisch und Dr. Peter Swidersky von der Fachhochschule Lübeck Kurzvorträge zum Thema Kohlenstoff halten. Die Eröffnungsveranstaltung beginnt um 11 Uhr. Der Eintritt beträgt fünf (ermäßigt 2,50) Euro. Mitglieder des Fördervereins des Museums haben freien Eintritt.

Die Ausstellung wurde durch die Deutsche Bundesstiftung Umwelt und aus Mitteln der „High-Tech-Offensive Zukunft Bayern" gefördert. Weiterhin unterstützten Linde AG, Leica Microsystems und die Sunvention GmbH das Projekt. Die Ausstellung ist zweisprachig (Englisch/Deutsch).

Die Ausstellung richtet sich insbesondere an Jugendliche (Klassen 7, 8, 9 und 10 sowie Oberstufe) und Erwachsene. Aber auch wissbegierige Grundschulklassen mit Interesse an den Eigenschaften eines vermeintlich geruchs- und geschmacklosen und unsichtbaren Gases werden altersgemäße Einführungen geboten. Schulklassen zahlen den ermäßigten Eintritt von einem Euro pro Person. Gruppenführungen können unter der Telefonnummer (0451) 122 22 96 gebucht werden.

Das Museum für Natur und Umwelt hat dienstags bis freitags von 9 bis17 Uhr geöffnet, am Wochenende ist das Haus von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene fünf Euro und für Kinder und Jugendliche zwei Euro.

Kooperationen bestehen mit der Fachhochschule Lübeck, Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften mit den Professoren Uwe Englisch und Peter Swidersky.

Weiterhin sind gemeinsame Veranstaltungen mit dem Bereich Umweltschutz der Hansestadt Lübeck geplant u. a. die Vorstellung von Lübeck-Daten zum Energieverbrauch und zum Klimaschutz. Zusätzliche Angebote finden sich auf der Internetseite www.co2-story.de . Dort findet sich eine Lernplattform, auf der sich Besucher weiter zum Thema informieren können. Dabei gibt es auch Angebote speziell für Kinder und Jugendliche. Außerdem gibt es umfangreich beschriebene Wanderungen im süddeutschen Raum, die zu Orten führen, an denen man etwas über den CO2-Kreislauf lernen kann. Diese C02-Wanderungen werden kontinuierlich ausgebaut. In Vorbereitung ist die Beschreibung von Orten im norddeutschen Raum.+++