Projekte zur Suchtprävention: Großes Interesse bei Schulen

Veröffentlicht am 24.11.2005

Projekte zur Suchtprävention: Großes Interesse bei Schulen

Projekte zur Suchtprävention: Großes Interesse bei Schulen

050961L 2005-11-24

Lübecker Schulen wenden sich mit großem Interesse verstärkt an die Alkoholberatungsstelle des Gesundheitsamtes der Hansestadt Lübeck, um Schülerinnen und Schülern der 8. Klassen für das Thema Alkohol und Nikotin zu sensibilisieren. An einem ähnlichen Projekt zur Suchtprävention nahmen und nehmen jetzt sämtliche 8. Klassen des Lübecker Thomas-Mann-Gymnasiums teil. Neben dem Schwerpunkt „Alkohol und seine möglichen Folgen“ ist heute während einer Präventionsveranstaltung in dieser Schule auch das Thema „Nikotin“ behandelt worden.

Auf Grund der großen Nachfrage haben Barbara Pauls von der Alkoholberatungsstelle des Lübecker Gesundheitsamtes und Gerold Rafael, beschäftigt bei der Dräger Medical AG & Co. KG, ihre Präventionsveranstaltungen in den Schulen intensiviert. So wurden beispielsweise im Thomas-Mann-Gymnasium gleich acht Veranstaltungen in den 8. Klassen durchgeführt. Gerade die Kombination von Fachfrau und ehemaligem Alkoholiker hat sich bei diesen Projekten als sinnvoll und effektiv erwiesen: Den Jugendlichen wird neben den reinen Fakten durch die persönliche Schilderung eines ehemaligen Alkoholikers anschaulich vermittelt, welche Folgen Alkoholmissbrauch haben kann.

Alkohol ist seit Jahrtausenden ein Genussmittel, das sich in den letzten Jahrzehnten in fast allen Ländern sowie in den meisten Entwicklungsländern zu einem bedeutenden Suchtmittel entwickelt hat. Alkohol gehört neben Nikotin zu den Spitzenreitern der konsumierten Suchtstoffe. Deutschland zählt mit 147 Liter alkoholische Getränke pro Kopf (Erhebung aus dem Jahr 2003) im europäischen Vergleich zu den Ländern mit dem höchsten Alkoholverbrauch. Alkohol ist in unserer Gesellschaft sozial und kulturell akzeptiert. Das Alkoholproblem stellt heute das größte sozialmedizinische Problem dar.

Aktuelle Untersuchungen belegen, dass die „Alcopops“ unter den Jugendlichen sehr beliebt sind. Dadurch wird der Einstieg in den Alkoholkonsum extrem gefördert. Wie eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (2003) zeigt, sind Alcopops bei der Hälfte der 14- bis 17-jährigen Jugendlichen das beliebteste Getränk.

Allerdings hat die Einführung der Alkopopsteuer Wirkung gezeigt: Nach den von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) im März/April 2005 im Rahmen einer Repräsentativbefragung bei den 12- bis 17-jährigen Jugendlichen erhobenen Daten lässt der Vergleich mit den Umfrageergebnissen vor Einführung der Alkopopsteuer (Januar/Februar 2004) erkennen, dass der Konsum von spirituosenhaltigen Alkopops bei dieser Altersgruppe erheblich zurückgegangen ist und eine Substitution durch andere alkoholische Getränke nicht stattgefunden hat.

Dennoch liegt der erste Alkoholkonsum bei Jugendlichen bei 12,8 Jahren, der erste Alkoholrausch bei 13,8 Jahren. Eine Viertel Million Kinder und Jugendliche sind stark alkoholgefährdet oder bereits abhängig (Deutsche Hauptstelle gegen Suchtgefahren).

Auch mit dem Rauchen beginnen viele Jugendliche sehr früh: Befragungen ergaben, dass 15-jährige Raucher erst 12,4 Jahre waren, als sie zur Zigarette griffen. Durch das Rauchen sterben jährlich mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, AIDS-Erkrankung, Alkohol, illegale Drogen, Morde und Suizide zusammen. Alle acht Sekunden stirbt ein Mensch durch Zigarettenkonsum. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sterben in Deutschland 110.000, wenn nicht sogar 140.000 Menschen durch Tabakkonsum, davon 43.000 durch Krebs, 37.000 durch Kreislauferkrankungen und 20.000 durch Atemwegserkrankungen.

Dass sich Maßnahmen zur Förderung des Nichtrauchens bei Jugendlichen positiv auswirken, zeigen Repräsentativbefragungen der BZgA: Stieg die Raucherquote ab Mitte der 90er Jahre gerade bei jüngeren Jugendlichen noch stark an, so ist seit 2001 ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen: Von 28 Prozent im Jahr 2001, auf 23 Prozent in 2003 und 2004. Eine aktuelle Studie aus diesem Jahr zeigt einen weiteren Rückgang: Bei den 12- bis 17-Jährigen liegt die Raucherquote bei 20 Prozent.

Den Gebrauch gesellschaftlich akzeptierter Drogen wie Alkohol und Nikotin erlernt das Kind durch die Vorbildfunktion der Eltern, der Medien und des sozialen Umfelds. Je früher und intensiver die Rauscherlebnisse des Jugendlichen, desto größer die Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung im Erwachsenenalter. Hat der Jugendliche die Droge als positiv erlebt, in dem er die Realität verdrängt, dann läuft er Gefahr, diesen Zustand mittels der Droge zu wiederholen. Viele Forscher sind sich darüber einig, dass weniger die chemische Wirkung den typischen Charakter der Droge bestimmt, als vielmehr die Psyche, auf die der Stoff wirkt. Jugendliche zeigen oftmals ein hohes Maß an Risikobereitschaft, ohne dabei auch an die möglichen Folgen und Konsequenzen zu denken.

Um erfolgreich süchtigem Verhalten entgegenzuwirken, „muss die Konsumerziehung schon in frühen Jahren beginnen, im Elternhaus und in der Schule. Eine effektive Prävention zielt darauf ab, den Kindern so früh wie möglich Werte, Normen, Einstellungen und Lebensweisen zu vermitteln, um sie vor Manipulationen, Verführungen und Süchte zu schützen. Darum kommt der Prophylaxe eine besondere Bedeutung zu, vorbeugen ist besser als heilen. Die bestmögliche Suchtprävention erreicht man durch gezielte Aufklärung, einem Klima der Offenheit, des Zuhörens und des gegenseitigen Respekts“, erklärt Barbara Pauls. +++