Flutopferhilfe: Jeder einzelne Euro kommt vor Ort an

Veröffentlicht am 02.06.2005

Flutopferhilfe: Jeder einzelne Euro kommt vor Ort an

Flutopferhilfe: Jeder einzelne Euro kommt vor Ort an

050436R 2005-06-02

Die Lübecker Flutopferhilfe trägt maßgeblich dazu bei, von der Tsunami-Katastrophe betroffenen Familien in Sri Lanka die Existenz zu sichern. Denn diese können nun wieder selbständig ihren Unterhalt bestreiten: Am 22. Mai 2005, genau fünf Mondphasen nach der verheerenden Flutwelle vom 26. Dezember 2004, übergab Eike Schulz vom Nautischen Verein Lübeck die ersten 16 Fischerboote an Familien im Dorf Kathaluwa. Diese Boote, vor Ort in einer Schiffswerft in Colombo in Handarbeit gebaut, wurden aus Spenden der Aktion „Lübeck hilft“ für die Flutopfer Sri Lankas finanziert.

Lübecks Bürgermeister Bernd Saxe hat heute den vielen Geldgebern ausdrücklich gedankt, die innerhalb kürzester Zeit rund 130 000 Euro spendeten. Neben den großen Spenden der LN und der Stadtbäckerei von jeweils 10 000 Euro „kam dieser Betrag dank der vielfältigsten Aktivitäten von Vereinen und Chören, zahlreichen Schulen, Unternehmern sowie vieler Einzelspender zusammen. In alter Währung ausgedrückt sind das rund eine Viertel Million DM. Dafür danke ich ganz herzlich!“, sagte Saxe heute bei einer Pressekonferenz im Rathaus, bei der Eike Schulz nach seiner Rückkehr aus dem Katastrophengebiet berichtete, welche Reaktionen die Übergabe der Boote bei der Bevölkerung Kathaluwas ausgelöst hat.

„Selbst harte Männer hatten Tränen der Rührung in den Augen“, schilderte Kapitän Schulz, stellvertretender Vorsitzender des Nautischen Vereins, den Moment der Bootsübergabe. Denn durch die knapp sechs Meter langen Boote haben die Fischer nun wieder eine Existenzgrundlage. „Die Aktion lief deshalb so gut, weil wir die notwendigen Connections hatten“, betonte Schulz. „Wir" sind Schulz und der Lübecker Arzt Dr. Sven Kroehnert, der mit seinem Verein zur „Förderung bedürftiger Sri Lankischer Schulkinder e.V.“ (mit Sitz in Travemünde) seit 25 Jahren regelmäßig begabte, bedürftige Schulkinder in Kathaluwa bei Ahangama sowie Weligama nahe der Südspitze der Insel Sri Lanka fördert. Durch dieses Projekt zur Selbsthilfe, das auch Schulz durch eine zwölfjährige Patenschaft zu einem mittlerweile erwachsenen jungen Mann unterstützte, konnten beide auf ein gut funktionierendes Netzwerk vor Ort zurückgreifen.

Die guten Kontakte sind es letztlich auch, die die Lübecker Spenden so effizient machen: Denn anstatt 4000 Euro pro Boot wie andere Organisationen zu zahlen, gelang es Schulz und Kroehnert die Fischerboote für 3200 Euro pro Stück zu erhalten. „Die jungen Menschen, die durch die Patenschaften gefördert wurden, waren wichtige Partner bei der Flutopferhilfe“, so Schulz. Finanziell abgesichert, konnten die Patenkinder nicht nur ihre Familien unterstützen, sondern vor allem zur Schule gehen und anschließend studieren. „Jetzt haben wir davon profitiert, denn viele sind nun als Banker oder Rechtsanwälte tätig und setzen ihr Wissen für die Hilfsaktion ein“, so Schulz.

Somit ist noch Geld für weitere Hilfsleistungen übrig: Vor Ort wurde festgestellt, daß fünf weitere Boote für Familien im Nachbardorf Weligama benötigt werden. Zudem sollen innerhalb der nächsten 14 Tage noch Boote für Binnenfischer geordert werden, die Shrimps auf Binnenseen fangen. Geplant ist die Bestellung von zehn Booten eines einfacheren Typs zum Stückpreis von jeweils 450 Euro. Auch ein Motorrad wird noch angeschafft, um den Fischern damit die Möglichkeit zu geben, ihren Fischfang zu weiter entfernten Orten im Dschungel zu transportieren. Ingesamt sichert die bisherige Hilfsleistung mehr als 200 Menschen die Existenz und sorgt somit für die nötige Kaufkraft vor Ort.

Die Boote tragen übrigens Namen wie „Hansestadt Lübeck“ oder „Travemünde“; auch der lübsche Adler, das offizielle Wappen der Hansestadt, ziert die schlanken Bootskörper.

Auch europäisches Gerechtigkeitsverständnis wurde durch die Bootsspenden übermittelt: Jedes der 16 Boote teilen sich drei Familien, wobei eine Familie quasi der Bootseigner wird. War es früher üblich, daß den Eignern die Hälfte des Fangs zustand, so brachten Schulz und Kroehnert die Fischer dazu, ihre Erträge nun zu dritteln. Auch die Betriebskosten für die Boote, ausgestattet mit 15 PS-Außenbordmotoren von Yamaha, teilen sich die Familien anteilig.

Bürgermeister Saxe betonte abschließend, daß bei dieser Hilfsaktion wirklich jeder Euro zweckentsprechend eingesetzt wird „und nichts versickert oder in dunkle Kanäle gerät. Das ist nur mit guten Netzwerken vor Ort möglich!“

Spenden sind übrigens nach wie vor erwünscht: Spendenkonto: Sparkasse zu Lübeck; Kto.-Nr. 100 2005; BLZ: 230 501 01; Kennwort: Lübeck hilft Flutopfern in Südasien. Information und Kontakt: Koordinierungsstelle Flutopferhilfe Lübeck, Kenneth Meyer, Telefon (0451) 122-20 05; Fax: 48 43 820; E-Mail: flutopferhilfe@luebeck.de +++