MBA nimmt im Spätsommer 2005 ihren Betrieb auf

Veröffentlicht am 21.04.2005

MBA nimmt im Spätsommer 2005 ihren Betrieb auf

MBA nimmt im Spätsommer 2005 ihren Betrieb auf

050316R 2005-04-21

Lübecks Umweltsenator Thorsten Geißler hat heute während eines Vororttermins Medienvertretern den derzeitigen Stand der Baumaßnahme Mechanisch–Biologische Abfallbehandlungsanlage (MBA) neben der Deponie Niemark in Lübeck dargestellt. Aufgrund des zügigen Baufortschritts werde die MBA voraussichtlich im Spätsommer diesen Jahres in Betrieb gehen. Die Gesamtkosten der Anlage betragen rund 32 Millionen Euro.

Seit dem Spatenstich am 7. Juli 2004 hat sich viel getan: Die Außenhüllen der MBA sind fertiggestellt. Dazu gehören die Annahme- und die Aufbereitungshalle und die Konditionierungshalle. Im Behälterfeld sind die großen Bauteile der Vergärung, wie der Hydrolyse- und Reaktorbehälter, nicht mehr zu übersehen.

Im südlichen Bereich der Anlage befindet sich die Aerobisierung im Rohbau, die die Entwässerung, Trocknung und Verladestation beinhaltet. In einigen Gebäudeteilen, wie der Aufbereitungshalle, werden zur Zeit die Maschinen installiert. Parallel zu den Arbeiten an der MBA wird das Gebäude für das Betriebspersonal erstellt und die Gestaltung der Außenanlagen sind zum größten Teil bereits abgeschlossen.

Senator Geißler wies auf die große Bedeutung der MBA für die Hansestadt Lübeck hin: „Das Netz der Abfallentsorgungsanlagen in Lübeck, wie die Bauschutt- und Gewerbemüllsortierung, das Kompostwerk, die vier Recyclinghöfe und die Deponie Niemark garantieren auch zukünftig die Entsorgungssicherheit in Lübeck.“ Mit dem Bau der mechanisch-biologischen Anlage sei ein weiterer Grundstein für eine umweltgerechte und ökonomische Entsorgungssicherheit der anfallenden Abfälle in Lübeck gelegt.

„Die Verantwortung für die nachfolgenden Generationen, die Sicherheit für die Umwelt und die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften waren, sind in der Umweltpolitik der Hansestadt Lübeck oberstes Gebot“, betonte Geißler. Allerdings werde die Notwendigkeit, die gesetzlichen Vorschriften einzuhalten und den hohen Anforderungen der 30. Bundesimmissionsschutzverordnung an die mechanisch-biologische Vorbehandlung zu entsprechen, dazu führen, daß auf die Bürgerinnen und Bürger voraussichtlich höhere Abfallgebühren zukommen: „Mit der Fertigstellung der MBA in diesem Jahr müssen die Gebühren neu kalkuliert werden. Über die Höhe der zu erwartenden Gebühren kann heute allerdings noch keine Aussage getroffen werden“, sagte Geißler.

Um eine möglichst hohe Auslastung der Anlage, und damit verbunden die Wirtschaftlichkeit der MBA zu gewährleisten, bekommt heute und auch zukünftig die Akquisition von Abfällen einen hohen Stellenwert“, erklärte der Umweltsenator.

Manfred Wicke, Direktor der Entsorgungsbetriebe Lübeck, sagte bei dem Vororttermin, daß sich der „ehrgeizige Zeitplan der Entsorgungsbetriebe Lübeck, die MBA am 1. Juni 2005 in Betrieb zu nehmen, nicht ganz einhalten läßt.“ Das habe mehrere Gründe. Zum einen die lange Frostperiode bis in den März hinein und fünf Firmeninsolvenzen. Doch „dank der hervorragenden Bauüberwachung und Bauabwicklung seitens der Firmen und Planer wird sich die Inbetriebnahme nur um zwei bis drei Monate aus heutiger Sicht verzögern. Für den bis dahin anfallenden Abfall ist mit einem genehmigten Zwischenlager vorgesorgt“, so Wicke.

Hintergrundinformationen:

Am 29.05.2001 fand der sogenannte Scoping-Termin (zum Abstecken des Untersuchungsrahmens; integraler Bestandteil einer Umweltverträglichkeitsprüfung, UVP-Verfahren) für die geplante mechanisch-biologische Anlage in Lübeck statt. Somit ist es fast vier Jahre her, als diese geplante große Baumaßnahme „nur“ auf dem Papier zu sehen war. Mit der Vorlage des Genehmigungsantrages am 13. Juni 2002 wurde dann mit der Erarbeitung der Ausschreibungsunterlagen für die MBA begonnen. Am 7. Juli 2004 setzte Umweltsenator Thorsten Geißler den ersten Spatenstich mit anschließender Grundsteinlegung.

Die Durchsatzleistung der MBA ist für rund 120.000 Tonnen Abfall pro Jahr und rund 26.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr als Option ausgelegt. Die 120.000 Tonnen setzen sich aus etwa 58.000 Tonnen Hausmüll, etwa 54.000 Tonnen Gewerbeabfall und Sperrmüll sowie etwa 8.000 Tonnen organischen Abfällen zusammen.

Über die Annahmehalle werden zukünftig die Abfälle in der Aufbereitungshalle mechanisch behandelt. Metalle, Holz und Grobstoffe (Abfallstoffe, durchsetzt mit Kunststoff-, Papier- und Holzanteilen) und die heizwertreiche Fraktion (sortenrein) werden hier aussortiert. Die nicht verwertbaren Abfälle gelangen dann über die Hydrolyse in die Bioreaktoren. Hier findet eine Vergärung der Abfälle ohne Sauerstoff statt. Das anfallende Biogas wird anschließend in einem Blockheizkraftwerk in Strom und Wärme umgewandelt. Der Strom und die Wärme werden zukünftig hauptsächlich für die Anlage genutzt.

In der Aerobisierung wird sich der Abfall weiter unter Zufuhr von Sauerstoff organisch abbauen. Die übrig gebliebene Substanz wird danach entwässert und getrocknet und auf der Deponie Niemark abgelagert. Der angelieferte Abfall wird sich bis zur Einlagerung, nach der mechanischen und biologischen Behandlung in der Anlage, auf rund 30 Prozent seines Ausgangswertes reduzieren.

Der Bau der MBA ist durch mehrere gesetzliche Bestimmungen notwendig: Dazu zählen die Ablagerungsverordnung, die Deponie VO und die TA Siedlungsabfall. Im laufenden Jahr ändern sich die Vorschriften für die Ablagerung von Abfällen grundlegend: Danach sind Abfälle zwingend vorzubehandeln und dürfen erst dann deponiert werden.

Die Deponie Niemark erfüllt alle gesetzlichen Anforderungen und wird auch nach 2005 weiter betrieben. So werden auf kurzem Wege die verbleibenden Reststoffe aus der MBA ordnungsgemäß auf der Deponie abgelagert. Dadurch wird das Restvolumen der Deponie ausgenutzt, und außerdem sind die Nachsorgekosten für die nächsten 35 Jahre gesichert.

Siehe auch Pressemitteilung 040532L vom 7. Juli 2004: „Spatenstich und Grundsteinlegung für Lübecker MBA“ +++