Projekte zur Suchtprävention an Lübecker Schulen vorgestellt

Veröffentlicht am 09.12.2003

Projekte zur Suchtprävention an Lübecker Schulen vorgestellt

Projekte zur Suchtprävention an Lübecker Schulen vorgestellt

030982R 2003-12-09

Alkohol und Nikotin gehören zu den am häufigsten mißbrauchten Drogen. Oftmals sind sie die Einstiegsdrogen, da sie legal verfügbar sind. Durch gezielte Aufklärung will die Beratungsstelle für Alkohol- und Suchtkranke des Lübecker Gesundheitsamtes Schüler und Jugendliche auf die Gefahren von Nikotin und Alkohol hinweisen. Während einer Pressekonferenz in der Holstentor-Realschule sind heute Projekte zur Suchtprävention bei Schülern und Schülerinnen vorgestellt worden.

Dazu gehört beispielsweise, daß eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle in Begleitung eines ehemaligen Suchterkrankten zwei bis drei Unterrichtsstunden in einer Schule gestaltet. Den Schülerinnen und Schülern werden während dieses Unterrichts nicht nur die Risiken der unterschiedlichen Suchtmittel vermittelt. Sie lernen auch anhand des Erfahrungsberichtes eines „trockenen Alkoholikers“ das Ausmaß einer Sucht kennen. Diese gezielte Aufklärung mit Schwerpunkt „Alkohol“ richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren (8. Klasse).

Dem Mißbrauch von Drogen und damit einer Sucht vorzubeugen, kommt heutzutage immer mehr Bedeutung zu. Fachleute, die suchtkranke Minderjährige betreuen, beobachten immer wieder, daß sich in dieser Lebensphase der Abstieg in die Abhängigkeit sehr schnell vollzieht. So trinkt jeder zehnte Schüler beziehungsweise Schülerin in Schleswig-Holstein mehrmals die Woche oder sogar täglich Alkohol. In der Altersgruppe der 16- bis 17jährigen ist es sogar jeder fünfte Schüler und jede fünfte Schülerin. Erste massive Rauscherlebnisse erleben Schüler in der Altersgruppe von elf bis zwölf Jahren, wie der Aktionsplan Alkohol Schleswig-Holstein der Landesstelle gegen die Suchtgefahren (LSSH) ausführt. Je früher und intensiver die Jugendlichen Rauscherfahrungen zeigen, desto größer die Gefahr, auch illegale Drogen zu probieren.

Alkohol gilt als eine der häufigsten Einstiegsdrogen, da er legal leicht zu bekommen ist. Die meisten Jugendlichen – und die Konsumenten werden immer jünger - vertreten die Meinung, sie können mit Alkohol umgehen und verdrängen somit das Risikopotential. Speziell die neuen Alkoholmixgetränke, die als harmloses Limonadengetränk verkauft werden und sich bei Jugendlichen großer Beliebtheit erfreuen, sind nicht ungefährlich. Sie enthalten Rum, Wodka oder Whisky in nicht gerade kleinen Mengen: beispielsweise enthält ein „Barcardi Breezer“ schon 13,2 Prozent Bacardi.

Mit anderen Worten: Die sogenannten Alcopops enthalten zwar laut Aufdruck durchschnittlich nur 5,5 Prozent Alkohol. Da häufig von Jugendlichen während eines Abends aber bis zu sechs oder acht dieser Flaschen getrunken werden, entspricht das einer Alkoholmenge von etwa zehn bis 14 Schnäpsen. Somit können diese „Modegetränke“ durchaus zur Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit beitragen.

Der erste Alkoholkonsum Jugendlicher erfolgt zwischen dem zehnten und 14. Lebensjahr, manchmal bereits im Alter von acht Jahren. Daraus kann sich bei einem psychisch labilen Jugendlichen ein bestimmtes Konsumverhalten manifestieren, das ein Leben lang praktiziert wird. Gefährdet sind insbesondere Jugendliche, die keine Zukunftsperspektiven entwickeln. Drogen bieten ihnen daher eine Scheinwelt, die nicht existiert.

Sucht ist eine Antwort auf nicht gelöste Konflikte wie Einsamkeit, Mißbrauch, familiäre Probleme, Schulprobleme, fehlendes Selbstbewußtsein und Pubertät, um nur einige der möglichen Ursachen zu nennen. Der Wunsch nach Rausch, Vergessen, Neugier und Risikobereitschaft spielen zusätzlich eine entscheidende Rolle bei der Entstehung süchtigen Verhaltens. Alles, was in der Erziehung geschieht, hat Auswirkung auf die Persönlichkeit des Kindes, des Jugendlichen und damit auf seine spätere Zukunft.

Die Eltern haben durch ihre Vorbildfunktion einen wesentlichen Einfluß auf den Rauschmittelmißbrauch ihres Kindes. Laut einer wissenschaftlichen Untersuchung werden 30 bis 50 Prozent der Kinder, die in einer Suchtfamilie leben, im Laufe ihres Lebens süchtig. Den Heranwachsenden fehlt häufig ein kritisches und reflektierendes Problembewußtsein im Hinblick auf Konsum von Rauschmitteln. Auch die positive Einstellung von Seiten der Öffentlichkeit zum Alkohol fördert dessen Konsum und die Gefahr der Abhängigkeit, weil gesellschaftlich tolerierte Drogen ein recht positives Image zeigen.

Da die Gesellschaft starkes Trinken über lange Zeit verharmlost, hilft sie dem Gefährdeten, sich über die Schwere seiner Gefährdung hinwegzutäuschen und aufgrund dieses Selbstbetruges wird die Abhängigkeit beschleunigt. Auch die Verfügbarkeit, das soziale Setting und der Preis von Rausch erzeugenden Drogen spielen bei der Entwicklung von Suchtgefährdung und Abhängigkeit eine entscheidende Rolle.

Um einer Anfälligkeit und Verführung legaler und illegaler Drogen vorzubeugen, ist es wichtig, dem Jugendlichen Verantwortung und Pflichten zu übertragen, seine Lebensprobleme und die daraus resultierenden Gefühle ernst zu nehmen.

Bei Alkoholproblemen geben folgende Beratungsstellen Auskunft:

  • Alkoholberatungsstelle des Gesundheitsamtes, Sophienstraße 2 – 8, Barbara Pauls, Telefon (0451) 122-53 46, und Margot Oldenburg, Telefon 122-53 47.
  • Diakonische Suchtberatungsstelle, Breite Straße 60, Herr Sawatzki, Telefon (0451) 79 87 77 20.
  • Informationen über Selbsthilfegruppen sind bei der Kontakt- und Informationsstelle (KISS) im Gesundheitsamt, Irene Machmar, Telefon (0451) 122-53 77, erhältlich. +++