Renaissancefassade des Rathauses: Schutznetz fällt am Freitag

Veröffentlicht am 20.06.2003

Renaissancefassade des Rathauses: Schutznetz fällt am Freitag

Renaissancefassade des Rathauses: Schutznetz fällt am Freitag

030469R 2003-06-20

Rund ein Jahr und sieben Monate ist die Renaissancefassade des Lübecker Rathauses durch ein Schutznetz verhüllt gewesen. Während die bedruckte Hülle mit der bekannten Ansicht den direkten Blick auf eines der am meisten fotografierten Gebäude der Hansestadt Lübeck verhinderte, wurde dahinter fleißig an der Ausbesserung der Sandsteinfassade gearbeitet. Nach Abschluß der Steinkonservierung waren zuletzt noch die Maler tätig, um in vier Arbeitsgängen den hellgrauen Anstrich aufzutragen und die 40 Wappen farbig anzustreichen. Am kommenden Freitag, 27. Juni 2003, um 14 Uhr ist es jetzt soweit: Die Hülle fällt und gibt nach und nach den Blick auf die Renaissancefassade wieder frei. Dann präsentiert sich die Rathaus-Fassade oberhalb des Ratskellers in einem Zustand, in dem das Gebäude seit Jahrzehnten nicht mehr war: Fachgerecht saniert, durch einen Schutzanstrich vor zukünftigem Verfall weitestgehend geschützt und mit Farbakzenten, wie sie zuletzt Mitte des 18. Jahrhunderts zu sehen waren.

Am Freitag wird die Enthüllung zunächst in kleinem Rahmen mit Vertretern der beteiligten Bereiche der Lübecker Stadtverwaltung - Hochbau, Logistik, Denkmalpflege - und der lokalen Politik vollzogen. Der offizielle Abschluß der umfangreichen Arbeiten, die letztlich ihren Anfang in Untersuchungen von Restaurator Jochen Seebach aus Emkendorf bei Kiel aus dem Jahr 1986 haben, wird zu einem späteren Zeitpunkt gefeiert. Dann werden alle maßgeblich an der Sanierung der Fassade Beteiligten anwesend sein: Mitarbeiter des Bundesministeriums für Forschung und Technologie, BMFT, (das heutige BMBF), der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (BDU), Osnabrück, des Zollern-Instituts am Deutschen Bergbau Museum, Bochum, und weiterer wissenschaftlicher Institute sowie Vertreter der am Bau beteiligten Firmen.

Die Renaissance-Laube des Rathauses ist in den Jahren 1570 bis 1572 durch Hans Fleminck und Hercules Midow erbaut worden und wurde in den vergangenen Jahrhunderten mehrfach renoviert. Die letzte größere Sanierung war in den Jahren 1969 bis 1971. Eigentlich sollte 1988 eine weitere erfolgen, doch nach den Untersuchungen von Restaurator Seebach wurde diese zunächst verschoben. Zu diesem Zeitpunkt lief seit rund zwei Jahren das umfangreiche Projekt „Steinzerfall-Steinkonservierung“ der Bundesregierung unter Federführung des damaligen BMFT. 1988 ist es der Hansestadt Lübeck gelungen, die Rathausfassade als Pilotprojekt in das Forschungsprojekt zu integrieren.

Die Fassade wurde ursprünglich aus Gotland- und Bentheimer Sandstein angefertigt. In den Jahrhunderten danach wurde einzelne Teile durch andere Steinarten, wie Postelwitzer- und Cottaer Elbsandsteine, und in großem Umfang durch Obernkirchener Sandstein, ausgetauscht. Mit diesem Sandstein aus dem Bückeberg sind in Niedersachsen zahlreiche Gebäude, vor allem Rathäuser, Patrizierhäuser und Schlösser, gebaut worden, die heute als Weserrenaissance weltbekannt bekannt sind. Zur Zeit der Erbauung hatte die Lübecker Rathausfassade eine polychrome Fassung (mehrfarbigen Anstrich) mit Ölfarben und vergoldeten Applikationen. Im Jahr 1700 wurde der polychrome Anstrich erneuert, zuletzt 1748. Von da an erfolgten monochrome (einfarbige) Anstriche.

Anfang April diesen Jahres fällte die Gutachterkommission „Renaissancefassade Rathaus“ dann die Entscheidung, wie sich Lübecks gute Stube zukünftig präsentieren sollte: in einem hellgrauen Farbton, wobei die Wappen in matten Farben, aber in den bunten Farben mit glänzenden Gold- und Silberverzierungen entsprechend der Heraldik gestaltet sein sollten. Um die Fassade vor Witterungseinflüssen zukünftig weitestgehend zu schützen, empfahlen die Experten, eine Ölfarbe mit Bleizusatz und Leinölfirnis als Verdünnung beziehungsweise Grundierung zu streichen. Dieser Anstrich mußte in mehreren Arbeitsgängen aufgetragen werden, wobei eine Mindesttemperatur von zehn Grad herrschen mußte und eine Trocknungszeit zwischen den einzelnen Anstrichen von rund zehn Tagen eingehalten werden mußte. Alles das ist jetzt abgeschlossen, so daß die Fassade nun am Freitag enthüllt werden kann. +++

Hinweis für die Medien: Sie sind herzlich zur Teilnahme an der „Enthüllung“ der Rathaus-Fassade herzlich eingeladen!