Umbau des Beichthauses zu Archäologischem Museum fertig

Veröffentlicht am 13.05.2003

Umbau des Beichthauses zu Archäologischem Museum fertig

Umbau des Beichthauses zu Archäologischem Museum fertig

030363R 2003-05-13

Am 19. Oktober 2000 hatte die Bürgerschaft beschlossen, im Beichthaus des Burgklosters ein Archäologisches Museum einzurichten. Für die Sanierung dieses Gebäudes waren bereits vorher insgesamt 3,2 Millionen Mark (rund 1,6 Millionen Euro) bei der Possehl-Stiftung Lübeck, bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und über Städtebauförderungsmittel eingeworben worden, so daß der städtische Haushalt nicht belastet wird. Die Sanierung des Beichthauses ist jetzt abgeschlossen worden, wobei der vorgegebene Finanzrahmen von dem beauftragten Architekten Thomas Schröder-Berkentin auch eingehalten wurde.

Ab Frühjahr 2004 werden in dem Gebäude des Archäologischen Museums mit etwa 1000 Quadratmeter Nutzfläche die umfangreichen Funde des Bereichs Archäologie der Hansestadt Lübeck ausgestellt. Außerdem wird eine museumspädagogische Abteilung und ein Museumscafé mit Garten eingerichtet.

Auch wenn die Finanzierung des Museums über Drittmittel gesichert wurde, mag trotzdem die Frage gestellt werden, ob sich die Hansestadt eine weitere kulturelle Einrichtung leisten kann, wenn gleichzeitig über schmerzhafte Einschränkungen des sozialen Netzes diskutiert wird. Dazu einige Hintergrundinformationen:

Lübeck ist die archäologisch am besten untersuchte Stadt Nordeuropas und verfügt aufgrund der umfangreichen Ausgrabungen in den letzten 50 Jahren über den bedeutendsten Fundkomplex zur Stadtarchäologie (rund 2,5 Millionen Einzelfunde). Das Spektrum der Funde ist außerordentlich reich, es reicht von Kleinfunden wie Spielzeug oder Geschirr über komplette Brunnenanlagen oder Holzhäuser bis zu kunsthistorischen Kostbarkeiten wie Schmuckstücke, Madonnenfiguren oder syrische Gläser mit sechsstelligen Versicherungswerten. Folglich erbrachten die archäologischen Forschungen auch vollkommen neue Ergebnisse zur frühen Geschichte der ehemaligen Königin der Hanse. Das betrifft die Siedlungs- und Baugeschichte, vor allem aber auch die Geschichte der mittelalterlichen Alltagskultur. Die Eintragung Lübecks in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO erfolgte ausdrücklich auch aufgrund seiner archäologischen Forschungstätigkeit (Bodendenkmale).

Insgesamt sind die Arbeiten der Archäologie durch einen Millionenbetrag über Drittmittelprojekte gefördert worden, wie die VW-Stiftung, Possehl-Stiftung, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Deutsche Forschungsgemeinschaft und Arbeitsamt. Es ist zu Recht immer wieder gefordert worden, daß dieser enorme finanzielle Einsatz sich nicht nur in Form von wissenschaftlichen Publikationen und Vorträgen niederschlagen dürfe, sondern daß die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden.

Für diese Vermittlung eignen sich am besten populäre Ausstellungen. So ist auch die Lübecker Archäologie bei allen großen deutschen und internationalen Ausstellungen zur Geschichte des Mittelalters mit seinen Funden recht dominant vertreten gewesen, doch konnten die Attraktionen der Lübecker Öffentlichkeit selbst nur durch bescheidene kurzfristige Sonderausstellungen, etwa zur Wasserversorgung oder zum Spielzeug, vorgestellt werden. Bislang fehlten die räumlichen und personellen Voraussetzungen, um eine Dauerausstellung einzurichten. Insofern erweist es sich als Glücksfall, daß mit der Sanierung des Beichthauses und mit der Anknüpfung an die vorhandenen Strukturen des Kulturforums Burgkloster endlich ein eigenständiges Archäologisches Museum eingerichtet werden kann.

Im Beichthaus entstehen Ausstellungsflächen von rund 750 Quadratmetern. Diese sollen weitgehend für eine Dauerausstellung, aber auch (etwa 150 Quadratmeter) für Sonder-Ausstellungen genutzt werden. Im Untergeschoß sollen im wesentlichen die Großfunde zur Siedlungsgeschichte, im Dachgeschoß Themen wie Ernährung, Hygiene, Kleidung und Schuhe, Schule und Bildung, Spiele, Feste, Freizeit, Handwerk und Handel, Krankheit, Seuchen und Tod, Schmuck und Trachtzubehör ausgestellt werden. Im westlichen Teil des Gebäudes entsteht ein Café mit Garten hoch über den Dächern der Stadt und mit Blick auf den Turm der Jakobikirche, das von der Archäologischen Gesellschaft auf ehrenamtlicher Basis betrieben werden soll, während die Räume im Obergeschoß nicht öffentlich zugänglich sind, sondern für die Museumspädagogik genutzt werden. Um auch den jüngeren Besuchern ein attraktives Angebot unterbreiten zu können, soll ein mittelalterlicher Spielplatz eingerichtet werden. +++