Lübeck schafft Ausgleichsflächen für Skandikai in Ratekau

Veröffentlicht am 06.11.2002

Lübeck kauft in Ratekau Ausgleichsflächen für den Skandinavienkai

Lübeck schafft Ausgleichsflächen für Skandikai in Ratekau

020834R 2002-11-06

Die Hansestadt Lübeck hat in Ratekau 75 Hektar Land* gekauft und wird damit zu einem relativ großen Grundbesitzer in der Nachbargemeinde. Eine bislang überwiegend landwirtschaftlich genutzte Fläche um den Ovendorfer Hof wird auf Kosten der Hansestadt in den nächsten Jahren mit umfangreichen Maßnahmen zu einem Biotop umgewandelt. Insgesamt wendet Lübeck für diese Maßnahme rund 2,5 Millionen Euro auf. Dies gab Bausenator Dr. Volker Zahn bei der Vertragsunterschrift am heutigen Tage in Ratekau bekannt.

Hintergrund des Grunderwerbs in der Gemeinde Ratekau ist der Ausbau des Skandinavienkais in Travemünde, der neben den zusätzlichen Hafenflächen auch zwei neue Gewerbegebiete bekommen wird. Diese werden rund 35 Hektar umfassen und stellen einen starken Eingriff in die bestehende Naturschutzlandschaft dar. Das Bundesbaugesetz und das Landesnaturschutzgesetz schreiben deshalb zwingend vor, daß an anderer Stelle dafür ein hochwertiger Ausgleich geschaffen wird.

Obwohl die Hansestadt mit 21 414 Hektar eine der größten Flächenstädte in Deutschland ist, kann sie diese Auflage nicht mehr ohne Hilfe von Nachbargemeinden erfüllen. “Wir stoßen längst an unsere Entwicklungsgrenzen”, sagte Zahn. Daß Ratekau der Hansestadt größzügig helfe, zeige wie gut die interkommunale Zusammenarbeit in der Region funktioniere.

Doch auch Ratekau profitiert von dem Vertrag. “Viele Ratekauer arbeiten auf dem Skandinavienkai”, erläuterte Bürgermeister Peter Brückel die Gründe für die enge Kooperation. Die im Vertrag festgeschriebenen biotopfördernden Maßnahmen “erhöhen den Wohnwert und den Landschaftswert unserer Gemeinde wesentlich.” Das Ausgleichsflächenvorhaben Lübecks passe zudem ausgezeichnet zu den umweltpolitischen Zielen der kleinen Landgemeinde, die erst kürzlich im Landeswettbewerb “Umweltfreundliche Gemeinde” ausgezeichnet wurde.

Ratekau verfolgt seit langer Zeit als “Modellgemeinde Landschaftspflege” die Wiederherstellung oder die Neuanlage von Biotopen. Ziel ist es, die Lebensbedingungen für Pflanzen- und Tierarten zu verbessern, seltene Arten zu schützen und deren Ausbreitung über die Einrichtung eines Biotopverbundsystems zu fördern. Diese Ziele wurden in vielen Arbeitsgruppen und starker öffentlicher Beteiligung im Rahmen der ländliche Struktur und Entwicklungsinitiative “Land und Strand” (LSE), sowie bei der Erstellung des neuen Landschaftsplanes entwickelt und von der Gemeindevertretung beschlossen.

Um den Ausgleich auf den Flächen möglichst schnell zu erbringen, wird der neue Grundbesitzer, die Hansestadt Lübeck, umfangreiche Maßnahmen durchführen, für die rund 100 000 Euro aufgewandt werden:

  • Anlage eines Baches mit typischen, flachen Ufersäumen und Schwarzerlenbepflanzung.
  • Anlage zweier großer Teiche mit vielgestaltigen Ufern und Bepflanzung mit Gehölzen aber auch offener, besonnter Bereiche für Amphibien.
  • Renaturierung der vorhandenen Kleingewässer durch Anhebung des Wasserstandes, Anlage von Pufferstreifen und Pflanzung von Kopfweiden.
  • Wiederherstellung großer, feuchter Senken durch Aufnahme der Dränagen auf mehr als 26 Hektar Fläche.
  • Anlage von mehr als 600 laufende Meter Kleingehölzen, sogenannten “Knicks”.
  • Anpflanzung von Einzelbäumen, Baumgruppen und Feldgehölzen.

Insgesamt entsteht eine reich gegliederte, halboffene Weidelandschaft, die sowohl die Naturschutzziele der Gemeinde Ratekau, als auch ästhetische Ansprüche von Einwohnern wie Urlaubern an das Landschaftsbild erfüllt. Die Kosten für den Erwerb der Flächen, wie für die Gestaltung, Pflege und Monitoring trägt die Hansestadt Lübeck.

Die Ausweisung der Ausgleichfläche ermöglicht Ratekau zudem, auf dem Wege des Flächentauschs mit zwei Landwirten auch die lange geplante Wiederherstellung und Renaturierung des Warnsdorfer Moores endlich in die Tat umzusetzen.


*Zum Vergleich: Die Lübecker Altstadtinsel umfaßt 100 Hektar Fläche

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