Archäologen graben auf dem Lübecker Markt

Veröffentlicht am 14.03.2002

Archäologen graben auf dem Lübecker Markt

Archäologen graben auf dem Lübecker Markt

020212L 2002-03-14

Die Entsorgungsbetriebe Lübeck sanieren im Bereich des Marktes die bereits 135 Jahre alten Mischwasserleitungen. Die Bauarbeiten beginnen im Mai 2002.

In Zusammenarbeit mit dem Bereich Archäologie werden voraussichtlich in der 12. Kalenderwoche (ab 18. März) archäologische Untersuchungen durchgeführt. Die Hauptleitungen werden im Bohrpreßverfahren eingebaut, dadurch beschränken sich die archäologischen Untersuchungen auf die dafür vorgegebenen Start- und Zielschächte. Die großflächige Zerstörung oberflächennaher Kulturschichten und anderer historischer Relikte wird so vermieden. Außerdem können Stillstandszeiten während der Bauphase so vorgebeugt werden.

Die besondere Schutzwürdigkeit und herausragende nationale und internationale Bedeutung des “Bodendenkmals Lübecker Innenstadt”, die durch die Unesco- Eintragung in die Liste des Weltkulturerbes im Dezember 1987 sowie die Ausweisung der Innenstadt zum Grabungsschutzgebiet im April 1992 bekräftigt wurde, erfordern vor notwendigen Bodeneingriffen derartige archäologische Untersuchungen.

Ein Markt ist für Lübeck erstmalig für das Jahr 1147 schriftlich bezeugt. Sicher an der heutigen Stelle belegt ist er durch archäologische Untersuchungen für das späte 12. Jahrhundert. Die Grabungen ergaben neben der alten Marktschicht beispielsweise auch Stangenlöcher von Marktständen und Abfälle offenbar vor Ort erzeugter handwerklicher Produkte. Während der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts erfolgte eine Umgestaltung des Platzes. Auf der Marktschicht wurden Holzbohlen verlegt, die der besseren Begehbarkeit und Reinhaltung des Platzes dienten. Zu dieser Zeit wurde auch der Bau des “neuen” (heutigen) Rathauses in Angriff genommen. Sein Vorgänger, 1201 schon bestehend, soll sich an der Ecke Markttwiete / Markt befunden haben. Genau an dieser Stelle wird eine Baugrube für die Pressung der Entsorgungsleitungen entstehen. Auch die übrigen Flächen liegen im Randbereich des im Mittelalter weitaus größeren Platzes, so daß hier Reste von Verkaufsbuden, Abfallgruben und natürlich auch die Marktschicht selbst erfaßt werden können. Hier bietet sich die Chance, die feine Stratigraphie (geologische Schichten) der Marktschicht präzise zu datieren.

Mit Rücksicht auf die Besucher der Stadt und die Betreiber der umliegenden Geschäfte werden die archäologischen Untersuchungen in zwei Abschnitten (März bis Mitte Juni und September bis November) durchgeführt, teilen der Bereich Archäologie der Hansestadt Lübeck und die Entsorgungsbetriebe Lübeck mit. +++