Projekttage “Schülerinnen und Schüler gegen Gewalt”

Veröffentlicht am 18.10.2001

Projekttage “Schülerinnen und Schüler gegen Gewalt”

Projekttage “Schülerinnen und Schüler gegen Gewalt”

010769L 2001-10-17

“Schülerinnen und Schüler gegen Gewalt” war das Thema eines Gemeinschaftsprojektes der Otto-Passarge-Schule und der Baltic-Gesamtschule in Lübeck Buntekuh. Die Projekttage fanden vom 15. bis zum 18. Oktober an beiden Schulen statt. Ermöglicht wurden sie in Zusammenarbeit mit dem Kriminalpräventiven Rat der Hansestadt Lübeck und dem Kiwanis Club Lübeck-Hanse, der die Gesamtkosten in Höhe von 7000 Mark übernahm.

Die einzelnen Workshop-Gruppen wurden jeweils gemischt aus Schülern der Gesamtschule und der Hauptschule, um auch zwischen diesen unterschiedlichen Schülergruppen Verständnis, Akzeptanz und Toleranz zu entwickeln.

Die Schülerinnen und Schüler der 6. Klassen beider Schulen hatten die Möglichkeit, während der Projekttage ihre Gedanken und Vorstellungen zum Thema “Gewalt” auszudrücken. Fachleute der Bereiche Theater, Kunst, Medien und Sport aus Hamburg, Lübeck und Umgebung zeigten den Schülern hierzu verschiedene Möglichkeiten auf.

Es wurden bewußt Schulen im Stadtteil Buntekuh ausgewählt, da es sich dort um einen Stadtteil mit stark verdichteter Bebauung, Gebieten mit hoher sozialer Problematik und hohem Ausländeranteil - 21 Prozent der neun- bis 17jährigen sind nichtdeutscher Herkunft - handelt. Darüber hinaus hat die im vergangenen Jahr vom Kriminalpräventiven Rat gemeinsam mit der Polizei durchgeführten repräsentativen Befragung von rund 1000 Bürgerinnen und Bürgern “Sicherheitsanalyse Lübeck 2000” ergeben, daß Buntekuh der Stadtteil ist, in dem sich die Bürgerinnen und Bürger am unsichersten fühlen.

Folgende Workshops wurden angeboten:

Musik: nach dem Bauen des magischen Blasinstruments aus Australien (Didgeridoo), unter Leitung von dem Musiker Sebastian Engels, wurde versucht, damit gemeinsam eine Musik zu entwickeln, die Gefühle und Gedanken zum Thema “Gewalt” ausdrückt.

Malen: Gedanken, Gefühle, Träume oder was ihnen sonst noch wichtig ist, sollten in Bildergeschichten ausgedrückt werden. Gemalt wurde auf großformatigen Papieren mit Pinseln, Händen und Spachteln. Der Phantasie waren keine Grenzen gesetzt. Der Kurs wurde von der Kunsttherapeutin Astrid Keimer geleitet.

Theatersport: Unter Leitung von Schauspieler Stefan Heydeck konnten alle Theater spielen, ohne einen festen Text lernen zu müssen. Theater, bei dem das Publikum und die Schauspieler bestimmen, was gespielt wird. In diesem Kurs probierten die Schüler viele Rollen, machten Schauspielübungen, lernten Körpersprache und vieles mehr.

Film: Bilder und Gewalt Mit der Videokamera machten sich die Schüler unter Leitung von der Regisseurin Hella Peperkorn auf die Suche nach den eigenen Bildern der Gewalt. Wie sind die Reaktionen auf die Terroranschläge, welche Hoffnungen, Wünsche und Ängste empfanden die Kinder, wenn sie solch aggressiven Kräften begegnen? Die Teilnehmer hatten dabei die Gelegenheit, vor und hinter der Kamera zu agieren.

Radioreporter gesucht: Rundfunkjournalist Wolfgang Fabian zeigte den Teilnehmern, wie Radiosendungen gemacht werden. Sie wurden selber zum Reporter, machten Interviews, lernten den Umgang mit dem Mikrophon. Am Ende sollte eine Radiosendung zum Thema “Gewalt an Schulen” herauskommen, die im Offenen Kanal Lübeck zu hören sein wird.

Jede Zeile ein Schlag?: Vom Wert der Schlagzeile in Zeitschriften und Zeitungen - Von Mickey Maus bis Lübecker Nachrichten. Unter der Leitung von der Journalistin Christiane Tobschall lernten die Kinder, wie Zeitungsberichte entstehen und welchen Wert die Überschrift hat. Sie arbeiteten mit Zeitungen und Zeitschriften, zum Beispiel Bravo, Computerbild, Die Zeit, Lübecker Nachrichten, Donald Duck und vielen mehr. Sie werteten außerdem diese Zeitungen nach Ihren Schlagzeilen aus und erstellten eine Statistik. Die Teilnehmer schnitten die Schlagzeilen aus und gestalteten eine riesige Zeitung von ein mal 1,60 Metern Fläche. Sie schrieben einen Interviewleitfaden und befragten andere zum Thema Gewalt in den Zeitungen und Zeitschriften. Die Statistiken und Interviews wurden in die Zeitung eingefügt. Am Ende wurde die größte Zeitung Lübecks zum Thema “Gewalt in den Zeitungen” präsentiert.

Basketball - Sport gegen Gewalt: In dem Basketballprojekt sollten einfache Spielregeln gelernt und vor allen Dingen Regeln zum “Faiplay” erarbeitet werden. Unter der Leitung von Sportlehrer Herrn Nielsen wurde auch Baketball gespielt, um das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Zum Abschluß wurde ein Turnier ausgespielt.

Budokan - Jugend gegen Gewalt: Die Teilnehmer lernten die moderne Selbstverteidigung, theoretische und praktische Grundlagen, gesetzliche Bestimmungen zur Notwehr, Nothilfe, Verhältnismäßigkeit der Mittel. Außerdem wurden praktische Anwendungsformen der Verteidigung bei verschiedenen Angriffen geprobt. Sportlichkeit und Kraft waren keine Voraussetzungen. Ziel des Workshops war, die Teilnehmer an scheinbar aussichtslosen Situationen heranzuführen und eine angemessene Verteidigung aufzuzeigen. Dirk Fellechner und Raimo Kossakowski, Trainer bei Budokan Lübeck e. V., vermittelten so, daß einem möglichen Angreifer auch von einem vermeintlich Schwächeren Schaden droht. Außerdem sollte auch damit die Sinnlosigkeit von Gewalt verdeutlicht werden.

Chian Do bedeutet “Weg des Friedens”: Mit einem Training, das auf dem Chian-Do beruht, sollten in erster Linie die Sicherheit, der Schutz sowie die “friedliche Lösung” von Konflikten geschult werden und nicht ausschließlich die reine Verteidigungstechnik. Verteidigung bedeutet meistens “Kampf”, und der sollte vermieden werden. Verdeutlicht wurde in diesem Kurs unter anderem, was mit einer gut geschulten Körpersprache möglich ist. Gleichzeitig sollten die Angegriffenen lernen, falls das Verbale dabei nicht hilft, wie sie sich vor körperlichen Angriffen zu schützen wissen. Dafür wurden Abwehr-, Ausweich- und Befreiungstechniken aufgezeigt. Auf Matten konnte dabei das richtige Fallen geübt werden. Teamleiter war Arne Kappellusch, Trainer für Karate, Jiu-Jitsu und Chian-Do. +++