Computer steuern Gefahrguttransporte in den Lübecker Häfen

Veröffentlicht am 31.08.2000

Computer steuern Gefahrguttransporte in den Lübecker Häfen

Computer steuern Gefahrguttransporte in den Lübecker Häfen

000695R 2000-08-31

Der größte RoRo-Hafen Europas hat jetzt ein neues System für die Behandlung von Gefahrgütern. Seit Donnerstag, 31. August, können Spediteure, die über die verschiedenen Fährschiffe ihre Gefahrguttransporte abwickeln, einfacher ihre gefährliche Ladung anmelden und registrieren lassen. Eine auf Internetbasis gesteuerte Computersoftware wurde jetzt vom Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Lübeck, Dr. Rüdiger Asche, offiziell freigegeben. Entwickelt wurde es vom Travemünder Datenverbund (Tradav) in enger Zusammenarbeit mit Spezialisten aus dem Speditionssektor.

Das neue System, das sich “Gefahrgut Management Systems” nennt, bietet folgende Leistungen:

  • Abbildung des gesamte Weges, den das Gefahrgut nimmt - von der Übernahme beim Versender durch den Verlader, über die Prüfung durch die ortsansässigen Spediteure, betroffenen Reedereien bis hin zur Anmeldung beim Hafen- und Seemannsamt
  • Anmeldungen nach GGVSee, ADR und Memorandum of Understanding
  • Verbindliche Erklärungen für das Vorhandensein der vorgeschriebenen Unterlagen "Verantwortliche Erklärung" und "Packzertifikat"
  • Wiederaufnahme eines durch Fehlen oder Ablehnungen unterbrochenen Prozesses
  • Leichte Zugänglichkeit für alle Beteiligten (internetfähig)
  • Einbeziehung von Gefahrguttransporten, die ohne vorherige Ankündigung und Anmeldung auf den Hafen zulaufen.
  • Kontrolle und Korrektur der getätigten Eingaben hinsichtlich der Stoffdaten mit Hilfe einer Datenbank
  • Auskunft über Stoff- und Regeldaten

Hintergrund: Der Hafenbehörde Lübeck gehen monatlich rund 5000 Gefahrguteinzelanmeldungen zu, der Großteil davon per Fax. Da die Nachfrage nach einer Möglichkeit der elektronischen Gefahrgutanmeldung seitens der Spediteure und Reedereien immer größer wurde, entschloß sich die TraDaV GmbH Ende 1999 dazu, ein Gefahrgut Management System zu entwickeln und anzubieten.

Die Entwicklung und die Tests erfolgten in enger Zusammenarbeit mit den in Lübeck ansässigen Spediteuren ASG European Road Transport, BTL Nord GmbH, den Reedereien Poseidon Schiffahrt AG und Skandinavien Link sowie dem Hafen- und Seemannsamt, die der TraDaV mit fachlichem Rat zur Seite standen.

Da die genannten Firmen allein an über 50 Prozent der Gefahrguttransporte beteiligt sind, wurden bei der Entwicklung der aktuelle Bedarf und die aktuellen Prozesse zwischen Versender, Spediteur, Reederei und Hafenbehörde berücksichtigt.

Ziel des Gefahrgut-Management-Systems ist nicht nur, die Abwicklung sicherer, effizienter und schneller zu gestalten. Durch die Einbeziehung auch der Versender können bereits beabsichtigte Transporte vorgeprüft und gesteuert werden, so daß der nicht genehmigte Zulauf auf Lübeck verhindert wird oder die Verweildauer im Lübecker Hafen auf ein Minimum reduziert werden kann. Damit stellt das System auch einen wichtigen Meilenstein bei der Gefahrenabwehr dar. Für die Lübecker Hafen-Gesellschaft (LHG) sowie für die Wasserschutzpolizei (Einbindung in Vorbereitung) bietet das System eine wichtige Informationsquelle für die Gefahrenabwehr und Unfallbekämpfung.

Präsentationen vor Vertretern des Innenministeriums des Landes Schleswig-Holstein, des Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr des Landes Schleswig Holstein sowie der Wasserschutzpolizei Lübeck haben gezeigt, daß das System auch landesweit auf großes Interesse stößt und Anerkennung findet.

Um einen möglichst einfachen Zugang zum System für alle Beteiligten zu ermöglichen, wurde das Internet als Kommunikationsmedium ausgewählt. Ein Herunterladen der Anwendungen auf den eigenen Rechner oder der Anschluß an die jeweiligen Inhouse-Systeme sind möglich. Realisiert hat das Ganze die TraDaV GmbH, die auch als Provider des Systems auftritt.

Für die nahe Zukunft sind folgende Erweiterungen geplant:

  • Kommunikation mit den Häfen der Ostseeanrainerstaaten, die aus Lübeck angelaufen werden, um die Daten der auf den Schiffen befindlichen Gefahrgüter auszutauschen.
  • Nutzung der Gefahrgutdatenbank (Stoff- und Regeldaten) als Informationssystem.
  • Einbindung in ein allgemeines Buchungssystem.

Die Gefahrgutanmeldung wird ab 04. September in die Internetplattform Lübeck Logistik integriert und ist dort aufrufbar. Adresse: http://www.luebeck-logistik.de

Weitere Auskünfte erteilt Horst Pahl von der Travemünder Datenverbund GmbH, Seelandstraße, Lübeck, Telefon (0451) 39 09 417, Fax (0451) 39 09 499,
E-Mail: horst.pahl@tradav.de

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